Linus Torvalds Versionssprung

Das bringt Linux-Kernel 3.0

26.07.2011
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Mit Ausgabe 3.0 hat Linus Torvalds eine neue große Version des Linux-Kernel zur Verfügung gestellt. Die Ausgabe-Nummer ist aber trügerisch.
Foto: Larry Ewing

Mitte Mai segnete Linux-Vater Linus Torvalds Kernel 2.6.39 ab. Damals war noch keine Rede von einer neuen großen Version. Doch urplötzlich steht Kernel 3.0 zur Verfügung. Man könnte meinen, dass die Presse geschlafen hat, aber dem ist nicht so.

Torvalds hat Ende Mai quasi über Nacht beschlossen, die Versionierung zu ändern. Erstens würde eine 3.0 gut zum nahenden 20. Geburtstag von Linux passen. Zweitens findet der Linux-Vater, dass 39 Ausgaben für die 2.6.x-Serie mehr als genug sind.

Somit ist es auch nicht besonders überraschend, dass es keine großen Änderungen oder revolutionäre Funktionen gibt. Wie Torvalds schreibt, ändert sich bis auf die üblichen Aktualisierungen nichts. Im Klartext heißt das, es wird die üblichen Fehlerverbesserungen und diverse Treiber-Updates geben, um neuere Hardware zu unterstützen. Ein paar nennenswerte Änderungen befinden sich trotzdem im Herzstück des Linux Kernel 3.0.

Neuerungen und erwähnenswerte Verbesserungen

Interessant sind die Verbesserungen in den Dateisystem-Modulen ext4 und Btrfs. Einige Linux-Distributoren, darunter Fedora und Ubuntu, liebäugeln bereits mit Btrfs als Standard-Dateisystem. Gerade Geschwindigkeits-Verbesserungen im Dateisystem Btrfs könnten den Ausschlag geben, dass einige Distributionen künftig auf Btrfs als Dateisystem der Wahl setzen. Ebenso wurde eine automatische Defragmentierung für Btrfs eingepflegt. Auch das Erzeugen und Löschen von Dateien wurde aufgemöbelt. Bisher war Btrfs darin eher mittelmäßig, weil es mit vielen b+-Tree-Einträgen zu kämpfen hat. Diese Einträge kann das Dateisystem nun verzögern und somit lassen sich gewisse Aufgaben bündeln. Die Entwickler erreichen damit einen Geschwindigkeitsschub von bis zu 15 Prozent beim Erzeugen und 20 Prozent beim Löschen von Dateien.

Einen Performance-Schub könnte CleanCache mit sich bringen, das in Linux-Kernel 3.0 eingepflegt wurde. Hierbei handelt es sich um einen transzendenten Speicher, der von der VFS-Schicht genutzt wird. Die Effektivität des Page-Caching könnte sich bei vielen Arbeitslasten drastisch beschleunigen und die Kosten dafür wären vernachlässigbar. Zu der Thematik gibt es eine Dokumentation auf git.org, beziehungsweise im Kernel.

Weiterhin erwähnenswert ist, dass Linux-Kernel 3.0 endlich Unterstützung für Xen dom0 (initial domain) hat. Daran haben die Entwickler doch einige Zeit gearbeitet. Es sind zwar noch einige Arbeiten ausstehend, wie zum Beispiel Unterstützung für ACPI S3, S5 und 3D-Grafik, aber die Hauptkomponenten funktionieren alle. Sie finden eine ausführliche Abhandlung dieser Neuerung im Xen-Blog.

Recvmsg() und sendmsg() sind System-Aufrufe, um Daten via Netzwerk zu versenden oder zu empfangen. Mit der neu eingeführten Funktion sendmmsg() lassen sich sendmsg()-Aufrufe bündeln. Recvmmsg(), das Äquivalent für recvmsg(), wurde bereits in Kernel 2.6.33 eingeführt. In einem kleinen Benchmark-Test konnten die Entwickler eine Beschleunigung von 20 Prozent bei UDP und 30 Prozent beim Senden durch Raw Socket messen.

Unterstützung für „Wake on WLAN“ ist ebenfalls vorhanden. Der Rechner kann sich somit in einem Schlafmodus befinden, zum Beispiel über ACPI S3, aber die WLAN-Karte bleibt aktiv. Das heißt auch, dass diese mit einem Access-Point verbunden bleiben kann. Somit lässt sich der Rechner via drahtloser Netzwerkkarte wieder aufwecken.

In Sachen CIFS wurde auch nachgebessert und es gibt Unterstützung für das Einbinden von „Windows 2008 DFS“-Freigaben.