Produktdaten-Management: RoI nach zwölf Monaten

Damit die Linke weiß, was die Rechte tut

25.09.2002

Zunächst nicht viel anfangen mit dem Begriff PLM konnte man beim Maschinenbauer Hermle AG in Gosheim. „Tatsächlich hat sich der Nutzen dann im Einsatz gezeigt, als Informationen auf Knopfdruck zur Verfügung standen, deren Recherche Mitarbeiter früher Stunden oder Tage beschäftigt hat“, beschreibt Thomas Vögtle, Leiter Konstruktionsorganisation, die Situation heute. Auch der Hersteller von Werkzeugfräsmaschinen und Bearbeitungszentren aus Baden- Württemberg war im Zuge der Einführung der 3D-basierenden Entwicklung auf PLM aufmerksam geworden. Das Unternehmen beschäftigt rund 550 Mitarbeiter. Vor der Einführung von PLM war die Electronic-Data-Management-Datenbank „CIM Database“ von Contact im Einsatz, die laut Vögtle jedoch nur als besseres Verwaltungs- Tool fungierte. Ende der Neunziger suchte das Unternehmen dann eine Lösung, mit der sich sinnvoll die vermehrten Daten und Prozesse des 3D-Einsatzes in den Griff bekommen ließen.

Entscheidungsprozess verkürzt

Mittlerweile wird im Entwicklungsbereich die Software „Teamcenter“ von EDS, für Servicezwecke und Dokumentation „Mysap PLM“ eingesetzt. Nun lassen sich die notwendigen Dokumentationen zu den Maschinen und zu ausgelieferten Produkten jederzeit im Haus und auch von externen Mitarbeitern oder Partnern recherchieren. Derzeit erfolgt der Zugriff auf das System noch über ein SAP-Frontend. Die Möglichkeit, sich über das Internet ins System einzuwählen, ist im Aufbau. Um etwa zehn bis 15 Prozent kürzer sei der Gesamtentwicklungsprozess einschließlich Fertigung nach der Einführung des PLM-Systems geworden, schätzt Konstruktionsleiter Vögtle. Dazu trägt maßgeblich die Wiederverwendbarkeit der Teile bei.

Auf anderem Weg zum Thema PLM gekommen ist Tricat, ein Zulieferer der Automobilindustrie. Im Rahmen eines wirtschaftlichen Lieferketten-Managements müssen kleinere und mittlere Unternehmen den Vorgaben ihrer Auftraggeber hinsichtlich eingesetzter Anwendungen folgen. Eine Reihe von Unternehmen bietet zwar spezielle Partnerprogramme an, um möglichst viele Zulieferer auf die eigene Plattform zu holen, doch das ist keineswegs Standard. „Es liegt klar auf der Hand, dass man die gleiche Software einsetzen sollte wie der Hersteller. Unter Umständen muss man auf Aufträge verzichten, wenn man nicht jedes in Frage kommende System vorhalten will“, sagt Ralf Wolpers, Mitinhaber von Tricat, dessen rund 20 Mitarbeiter starkes Konstruktionsbüro sich mit der Entwicklung von Karosserieteilen befasst.

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon frühzeitig hatte Tricat auf „Catia“ von IBM gesetzt. Damals entschied man sich gegen den Schritt, das von Volkswagen eingesetzte „ICEM DDN“ von Control Data zu implementieren - mittlerweile nutzt Volkswagen selbst die IBMLösung. „Mittelständler haben die Probleme mit der Kompatibilität, mit denen sich die Großen nicht auseinander setzen wollen“, sagt Wolpers.

„Um die Idee, die hinter dem PLM-System steckt, allerdings umsetzen zu können, bedarf es Veränderungen an Abläufen (Prozessen) und der Organisation, zum Teil auch bei Entscheidungsstrukturen“, erklärt CSC-Berater Matthias Degen. Während die reine Implementierung einer ersten Leistungsstufe (etwa die Verwaltung von Dokumenten, die Übernahme von Altdatenbeständen, Produktstrukturen einer Produktfamilie) seiner Erfahrung nach oft nach einem halben Jahr abgeschlossen ist, benötigt das Erreichen von Zielen wie Liefertermintreue längere Zeit. So spielten das Change Management - die gezielte Begleitung der notwendigen Veränderungen - und psychologische Faktoren bei der Akzeptanz der Anwender eine wichtige Rolle. Erfolgversprechend sei es, so die Empfehlung von Fachleuten, die Einführung des PLM-Systems mit einem aktuellen Entwicklungsprojekt zu verknüpfen, damit die Ergebnisse greifbarer und besser nachvollziehbar werden. Ein Returnon- Investment binnen zwölf Monaten sei möglich, allerdings nur, wenn Informationsflüsse adäquat abgebildet würden und jeder Beteiligte die für ihn wichtigen Infos in einer für ihn verständlichen Form erhalte. Gemeint ist etwa ein rollenbasierender Systemzugang, durch den ein Ingenieur beispielsweise eine CAD-Umgebung sieht, während ein Marketing-Mitarbeiter automatisch eine 3D-Skizze angezeigt bekommt. (bs) 

* Daniela Hoffmann ist freie Jouranlistin in Berlin.