Produktdaten-Management: RoI nach zwölf Monaten

Damit die Linke weiß, was die Rechte tut

25.09.2002
Wer das Know-how von der Entwicklung bis hin zum Service in den Griff bekommen möchte, dem könnte ein System zum Produkt-Lebenszyklus-Management (PLM) helfen.

WO FINDE ICH im Streitfall die Original-Berechnung für ein Bauteil? Wie kann ich verhindern, dass einer Kündigung das Knowhow des Mitarbeiters verloren geht? In welchen ausgelieferten Geräten ist eine Komponente eingebaut, die aufgrund neuer Qualitätsbestimmungen verändert werden muss? Diese sowie andere Fragen und Probleme lassen sich mit Systemen für das Product Lifecycle Management (PLM) klären.

Von der Idee über die ersten Entwurfsschritte bis hin zu Fertigung und Service werden im PLM sämtliche Produktdaten und Abläufe zentral in einem durchgängigen System untergebracht. Dabei geht es vor allem darum, das Wissen um die Produkte für die eigene Effizienz und zum Nutzen des Kunden sofort parat zu haben. Dazu liefert das System neben verlässlichen Informationen über Fertigungszeiten oder Liefertermine auch Daten darüber, ob sich etwa im Servicefall bei einem älteren Produkt eine Reparatur lohnt, was sie kostet und wie lange sie dauert. Nicht nur die Entwicklung, auch andere Abteilungen wie Marketing oder Service können bei Bedarf auf die Daten zugreifen.

Collaboration ermöglicht

Das Internet und die Möglichkeit der Kommunikation mit Geschäftspartnern und Kunden übers Web hat dem PLM-Gedanken einen wichtigen Schub gegeben, denn die Zusammenarbeit (Collaboration) mit externen Partnern kann auf einem ganz anderen Niveau erfolgen als früher. In so genannten virtuellen Räumen lassen sich Entwicklungen gemeinsam bearbeiten, Versionsverwaltung von Konstruktionszeichnungen und anderen Dokumenten, Kommunikations- Tools sowie Workflow-Management sind dabei inklusive.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Auch kleinere Betriebe können durch PLM profitieren“, meint Matthias Degen vom Competence Center Life Cycle Solutions beim Beratungsunternehmen CSC Ploenzke. Dabei hat er insbesondere solche Firmen im Sinn, die sich auf kundenspezifische Produkte fokussieren, wie beispielsweise bei der Variantenbildung von Werkzeugmaschinen, Textilmaschinen, Pumpen oder auch der projektbezogenen Auftragsentwicklung. „PLM hilft produzierenden Unternehmen, die über spezifisches Entwicklungs- und Produkt- Know-how verfügen, sich anhand gezielter Leistungsangebote im Markt zu platzieren“, so Degen. Typische Einsparungspotenziale von PLM-Projekten sind Verkürzung der Durchlaufzeiten, die Vermeidung von Fehlern und damit weniger Ausschuss, Qualitätsverbesserungen und steigende Liefertermintreue sowie eine höhere Prozessstabilität und Verlässlichkeit von Vorhersagen. „In den kommenden Jahren wird PLM eine Voraussetzung sein, um im produzierenden Sektor zu überleben“, beschreibt die Aberdeen Group in einer im Juni dieses Jahres veröffentlichten Studie die Wichtigkeit dieser Anwendungen. Wie sich beim CAD-gestützten Arbeiten die Ablage der Zeichnungen organisieren lässt, beschäftigte Dr. Angelo Schmandra, Technischer Leiter des Bereichs Baumaschinen bei der BHS Sonthofen GmbH aus dem Allgäu, als das Unternehmen auf CAD umstieg. „In 3D-Entwürfen hängen Baugruppen viel stärker zusammen als bei 2D-Zeichnungen, das noch dem konventionellen Konstruieren am Zeichenbrett geähnelt hat. Bei der Komplexität der Daten ist man auf ein System angewiesen, das diese Zusammenhänge kennt. Wenn ein Teil verändert wird, ändert sich an unüberschaubar vielen Stellen auch etwas“, so Schmandra. Seiner Erfahrung nach haben viele PLM-Anbieter Probleme bei der Unterstützung von 3D-CAD-Systemen, da sie nur auf bestimmte Anwendungen spezialisiert seien. Deshalb ist die

PLM als Erfolgsfaktor

Auswahl des passenden Anbieters kritisch für den Erfolg. Die Lösung „Compass“ von Aim Systems, für die sich BHS schließlich entschieden hat, spielt mit den eingesetzten Anwendungen „Auto- Cad“ und „Inventor“ zusammen und wurde über eine Schnittstelle mit dem ERP-System von SAP verbunden. Materialstammsätze werden in „Compass“ angelegt und an SAP übergeben, mit den Stücklisten läuft es umgekehrt. Im PLM-System von BHS, das auch eine Adressverwaltung und Workflows umfasst, also beispielsweise die Automatisierung von Freigabeprozeduren, werden alle im Entwicklungsprozess anfallenden Dokumente gespeichert, darunter auch Versuchsberichte und der technische Schriftverkehr bis hin zu E-Mails und Faxen.

Für den technischen Bereich des 165 Mitarbeiter starken Unternehmens sieht Schmandra durch die Einführung der Software eine hundertprozentige Steigerung der Produktivität bei Neuentwicklungen und deren Umsetzung in die Fertigung. Sein Tipp: „Es ist nicht sinnvoll, Gebiete wie Produktdaten - Management, 3D oder eine organisatorische Straffung isoliert zu betrachten, denn alle Faktoren spielen zusammen.“