Prognosen 2013

CW-Redakteure blicken nach vorn

03.01.2013
Von Tobias Wendehost

Trends: Hardware, IT-Services, Job & Karriere und Software

Hardware: Virtualisierung und Deduplizierung

Im Data Center und nicht nur dort haben vor allem zwei Schlüsseltechnologien mehr Effizienz gebracht: Virtualisierung und Deduplizierung. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Virtualisierungskonzepte auf unterschiedlichen Ebenen (Server, Storage, Netzwerke, Clients) erhöhen die Auslastung teurer Hardware und helfen Unternehmen, IT-Ressourcen schneller bereitzustellen. Die Deduplizierung gespeicherter Daten verringert den Bedarf an Storage-Kapazitäten und beschleunigt Backup- wie auch Recovery-Prozesse. Anfangs nur in Enterprise-Storage-Systemen integriert, sind heute auch etliche Deduplizierungsangebote für kleine und mitteständische Unternehmen auf dem Markt. Geht es um die schiere Performance, dürfen IT-Anwender zudem aufgrund sinkender Preise für Flash-Komponenten und SSDs mit weiteren Verbesserungen rechnen.

Auf der Client-Seite wird sich die Ablösung klassischer Desktop-PCs und häufig auch Notebooks durch neue mobile Formfaktoren fortsetzen. Zu diesen gehören die mittlerweile etablierten Tablets, darunter Apples iPad und zahlreiche Android- und Windows-basierende Systeme, aber auch eine wachsende Anzahl hybrider Geräte: Sie kombinieren die Vorzüge der Rechenflundern (Touchscreen, geringes Gewicht etc.) mit denen klassischer Notebooks. Was das für die großen Player im PC-Geschäft bedeuten kann, ließ sich schon im abgelaufenen Jahr beobachten. Die zum Teil dramatisch einbrechenden PC-Absatzzahlen etwa bei Hewlett-Packard und Acer belegen den Wandel und schlagen auch auf die führenden Komponentenlieferanten durch, allen voran Intel. (wh)

IT-Services: Das Ende des Outsourcings

Mitte 2012 titelten die Management-Berater von KPMG: "The Death of Outsourcing". Die Headline ist überzeichnet und trifft nicht die Kernbotschaft des Papiers, das eigentlich grundlegende Änderungen im Auslagerungsgeschäft beschreibt. Demnach stehen Kosten und Effizienz im Backoffice, die traditionellen Paradigmen des Outsourcings, heute nicht mehr im Zentrum des Interesses, wenn es um das Design von Services für den Geschäftsbetrieb geht. Nutzen und Prioritäten der Fachbereich sind die wichtigsten Faktoren bei anhaltend günstigen Kosten.

Die Berater führen dies auf das Cloud Computing und auf Social Media zurück. Die Trendthemen bewirken, dass Geschäftspartner anders kommunizieren, Firmen ihre Kundenansprache und -services anpassen und neue Zielgruppen erschließen. Einige erachten Support-Aufgaben wie den IT-Betrieb dabei als taktische Notwendigkeit, andere nutzen sie als strategische Speerspitze. In jedem Fall werden die Schnitte, die früher externe und interne Dienste getrennt haben, dahingehend analysiert, ob sie noch zeitgemäß sind. In dem Maße, wie die IT Produkte, Maschinen und Prozesse in den Unternehmen durchdringt, ist mehr Know-how im Unternehmen erforderlich. Fachwissen, das früher ausgelagert wurde, gewinnt wieder an Bedeutung. (jha)

Job & Karriere: Wieviel Flexibilität darf es sein?

Viele Themen von heute werden auch die von morgen sein, weil sie sich einfach nicht in Windeseile oder auf Knopfdruck lösen lassen. Es ist also jetzt schon sicher, dass viele Firmen weiter auf hohen Niveau über den Mangel an guten Mitarbeitern jammern, dass sie sich auf den demografischen Wandel immer noch nicht vorbereiten und dass sie nach wie vor das Loblied auf weibliche IT-Fachkräfte singen werden, ohne dafür ernsthaft gute Rahmenbedingungen zu schaffen.

So sicher wie das Amen in der Kirche ist auch die zunehmende Flexibilisierung in der Arbeitswelt mit all ihren Facetten und Konsequenzen. In den USA zum Beispiel ist laut einer aktuellen Untersuchung des Arbeitsministeriums bereits die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung freiberuflich tätig - von denTopberatern, den sogenannten Supertemps, bis zu den wenig Qualifizierten etwa in der Dienstleistungsbranche.

Auch hierzulande erzielten die zehn größten IT-Personalvermittler in diesem Jahr fette zweistellige Umsatzzuwächse - was auf die starke Nachfrage nach Freiberuflern zurückzuführen ist. Es ist höchste Zeit, das sich in nächster Zukunft Politik, Wirtschaft und jeder Einzelne einige Fragen ehrlich beantworten. Tun wir genug, um genügend Talente auszubilden, gute Leute ins Land zu holen und ältere Spezialisten in Lohn und Brot zu halten? Sind unsere Vergütungssysteme flexibel genug, um Wissensträger unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Alter optimal einzusetzen? Haben wir die richtigen Strukturen geschaffen, damit sich junge, vielversprechende Unternehmen ansiedeln und ausbreiten können? 2013 wird spannend, keine Frage! (hk)

Software: Das Jahr der Wahrheit

Die Softwarebranche steckt mitten im Umbruch. Mit der wachsenden Akzeptanz von Cloud Computing auf Seiten der Kunden, den neuen Herausforderungen rund um Big Data sowie der explosionsartig wachsenden Verbreitung mobiler Devices wie Smartphones und Tablets verschieben sich zusehends die Parameter, die in den vergangenen Jahren den Rahmen des Softwaremarktes bestimmt haben.

Die großen "Softwaretanker" haben erkannt, dass sie sich neu positionieren müssen, tun sich aber schwer, ihren alten Kurs zu verlassen. Beispielsweise wird es spannend zu beobachten, wie es SAP und Oracle gelingt, im Cloud-Geschäft Fuß zu fassen. Beide Anbieter, die noch vor wenigen Jahren vehement auf die IT-Wolke schimpften, haben sich mittlerweile vor allem mit Zukäufen in diesem Segment verstärkt. Nach wie vor unklar ist allerdings, wie es den Großen schaffen wollen, das klassische Softwarelizenz-Geschäft, mit dem sie in den vergangenen Jahren viel Geld verdient haben, mit den geringmargigen On-Demand-Lösungen unter einen Hut zu bekommen.

Für Microsoft wird 2013 viel vom Erfolg des neuen Windows 8 abhängen - vor allem ob es gelingt, mit dem neuen System eine konkurrenzfähige Alternative zu den bislang dominierenden mobilen Plattformen iOS von Apple und Android von Google im Markt zu etablieren. Für einigen Wirbel vor allem im Bereich Datenbank- und Business-Intelligence-Software dürfte im kommenden Jahr wieder das Thema Big Data sorgen.

Wachsende Anforderungen und neue Techniken rütteln an den Grundfesten der bestehenden Architekturen rund um Datenbank und Data Warehouse. Hier haben zuletzt nicht die etablierten Anbieter den Takt vorgegeben. Quereinsteiger wie SAP mit seiner In-Memory-Appliance HANA und die großen Internet-Companies, die schnelle und leistungsstarke Lösungen auf Basis des Hadoop-Frameworks bauen, haben hier Akzente gesetzt. All diese Entwicklungen dürften 2013 gerade unter dem Softwareblickwinkel zu einem äußert spannenden Jahr machen, das sicher die eine oder andere Überraschung bieten wird. (ba)