CW Gehaltsstudie: Wo nichts ist, lässt sich nichts verteilen

25.10.2002
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Wer sich gut verkauft, bekommt mehr

Ein für die Gehaltsfindung wesentlicher Faktor ist die Selbsteinschätzung der Befragten. Zum dritten Mal fragten wir, ob sich die Teilnehmer als "Top"- oder als "Well-Performer" einstufen. Die Korrelation zwischen Selbsteinschätzung und Verdienst trat klar zutage: Wer sich gut verkauft, bekommt um einiges mehr. Damit können sich all jene bestätigt fühlen, die die Personaler schon immer im Verdacht hatten, dass diese nicht so sehr nach objektiven Kriterien einstellen, wie sie immer vorgeben, und dass sie sich von einem souveränen Auftreten schon mal blenden lassen. Dies beweist das Ergebnis der Studie: Selbst ernannte Top-Performer erreichen ein Jahresgehalt von 72910 Euro, Otto Normalbewerber gibt sich mit 57073 Euro zufrieden. Im Vorjahr betrug die Spanne zwischen den beiden Gruppen noch 10000 Euro, jetzt ist sie auf 15000 Euro gestiegen. Das bedeutet nicht, dass nun die Blender auf dem Vormarsch sind. Doch es wird immer wichtiger, sich überzeugend darzustellen. Ebenfalls in diese Kategorie passt ein weiteres Ergebnis: Da sich Frauen in der Regel bescheidener präsentieren als Männer, verdienen sie auch weniger. Immerhin zehn Prozent macht der Unterschied aus.

Auch Zusatzleistungen gehen zurück

Gegenüber dem Vorjahr und auch gegenüber anderen Branchen ist dies allerdings schon als Fortschritt zu werten: 2001 betrug der Unterschied 15 Prozent, und Ergebnisse anderer Studien sprechen von einer Gehaltsdifferenz von bis zu 30 Prozent zu Ungunsten des weiblichen Geschlechts. Gestoppt wurde eine Entwicklung der vergangenen beiden Jahre, von der man ursprünglich annahm, dass sie sich fortsetzen würde: der Anstieg der Zusatzleistungen. Diese stagnieren auf dem Niveau des Vorjahres. Die Arbeitgeber treten nicht nur bei den Grundgehältern, sondern auch bei den Nebenleistungen wie Projektprämien, Boni, Handys oder Dienstwagen auf die Kostenbremse. Verständlich: Wenn nichts da ist, gibt es auch nichts zu verteilen.

Bei Informatikern beträgt der leistungsbezogene Anteil rund 8000 Euro, bei den Betriebswirten 12500 Euro, während er bei den Wirtschaftsinformatikern rund 6000 Euro ausmacht. Eindeutig bestätigt hat sich allerdings eine andere Tendenz: Informatiker verdienen besser als Wirtschaftsinformatiker. Erstere bringen 65500 Euro im Jahr nach Hause, Letzere 55500 Euro. Für beide Gruppen bedeutet das ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr. Am meisten dürfen sich die Betriebswirte und die Ingenieure freuen, die auf ein Salär von rund 68000 Euro kommen.

Zum dritten Mal hat die Studie auch die Gehälter der obersten Führungsebene ermittelt. Im Durchschnitt erreicht ein IT-Vorstand beziehungsweise ein Geschäftsführer etwa 83000 Euro per annum, was einem Rückgang von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Immerhin dürfen sich die oberen fünf Prozent in dieser Gruppe über ein Durchschnittsgehalt von 214000 Euro freuen. So ein dramatischer Rückgang lässt sich unter anderem damit erklären, dass in diesem Jahr mehr Manager aus kleinen Unternehmen an der Befragung teilgenommen haben. Auf der zweiten und der dritten Ebene hat es immerhin einstellige Zuwächse gegeben. 2002 erreicht die zweite Ebene 74730 Euro und die dritte 69740 Euro. Führungsverantwortung wirkt sich besonders stark auf das Einkommen aus, "wenn nicht sogar am stärksten", wie der Saarbrücker Professor Scholz meint. Nach der aktuellen Berechnung kommt ein Manager mit bis zu fünf Jahren Führungserfahrung auf etwa 58000 Euro, für bis zu 15 Jahre darf er gar mit durchschnittlich 83000 Euro rechnen.