Content-Management: IBM muss aufräumen

15.04.2004
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

ECM mit zentralem Repository

Mit der Positionierung des Content Manager als zentralem Repository begegnet die IBM einer gängigen Anforderung an ECM. Ein derartiger Speicher dient als wesentliches Integrationsmedium für unternehmensweit vorhandene, gering strukturierte Informationen. Die Anbindung von hauseigenen Produkten sowie wichtigen Fremdsystemen leistet die IBM selbst durch entsprechende Brückentechnologien. Sollen andere Applikationen den CM als Repository nutzen, müssen sie mittels dafür verfügbarer Toolkits und APIs angedockt werden. Im Normalfall weisen die Meta- und Nutzdaten bei jeder Applikation eine eigene Struktur auf. Ihre Speicherung im zentralen CM-Repository erfordert dessen Anpassung, indem die dafür nötigen Tabellen in der Datenbank erzeugt werden.

In der Praxis dürfte das Ideal eines zentralen Repositorys für alle schwach strukturierten Informationen eines Unternehmens kaum zu erreichen sein. Das gilt besonders dann, wenn sich in Abteilungen oder an Standorten eigene Lösungen für das Dokumenten- und Content-Management etabliert haben. Anstatt einen hohen Migrationsaufwand in Kauf zu nehmen, wäre es in diesem Fall wünschenswert, wenn sich die vorhandenen Dokumentenspeicher auf einheitliche Weise durch Anwendungen ansprechen ließen.

Im Rahmen des Java Community Process (JCP) entsteht unter dem JSR 170 eine herstellerunabhängige Spezifikation, die eine Programmier-Schnittstelle für Content-Repositories definiert. Mit ihrer Hilfe sollen Java-Applikationen die gängigsten Funktionen nutzen können, wie etwa Dokumente lesen und schreiben, Versionierung, Volltextsuche oder Inhalte sperren. Damit eröffnen sich Integrationsoptionen auf der Ebene der Repositorys, ohne dass ein zentraler Speicher eingerichtet werden muss. Vielmehr könnte eine eigene Middleware den transparenten Zugriff auf verteilt gespeicherte Inhalte gewährleisten. Die IBM kündigte auf der diesjährigen Lotusphere an, alle Content-Systeme mit einem JSR-170-kompatiblen API auszustatten.

Einheitliche Schnittstelle geplant

Diese Java-Spezifikation legt aber keine Schnittstelle für Workflows fest. Daher will Big Blue über eine Erweiterung von JSR 170 ein einheitliches API für diesen Zweck schaffen. Damit ließe sich IBMs vielfältiges Angebot unter einen Hut bringen, zumindest aus der Sicht von Java-Anwendungen. Derzeit besitzt der Client des Content Manager ein Workflow-Modul, der Document Manager bringt sein eigenes mit. Unter Domino.doc lässt sich für komplexere Abläufe "Domino Workflow" einbinden, das Lotus Workplace WCMS bietet dafür eigene Funktionen, und der "DB2 Information Integrator for Content" beinhaltet den "Advanced Workflow Service".