Compaq: Phase zwei der Storage-Strategie

28.11.2001
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

EVA als Teil von Versastor

Die vierte Schlüsseltechnik im Ensa-Konzept betrifft das Speicher-Management, auf das über Web-Browser zugegriffen wird. Mit "Versastor" geht Compaq das Thema Virtualisierung als weitere wichtige Technik an, die die Schaffung von offenen SANs ermöglichen soll. Die Virtualisierung kann auf den drei Ebenen Server, Fabric oder Speicher-Array erfolgen. Für letzteren Bereich hat Compaq das "Enterprise Virtual Array" (EVA) vorgestellt. Der Plattenspeicher soll ab 2003 das "Enterprise Modular Array" ablösen. Es enthält einige von Compaqs Virtualisierungstechniken wie "Vsnaps" und ist bereits für 2-Gbit-Switches ausgelegt. Das Gerät kann derzeit bis zu 240 Fibre-Channel-Festplatten aufnehmen.

Das "Life Cycle Management" als sechste Schlüsseltechnik rundet Compaqs Speichervision ab. Der Hersteller versteht darunter "die Möglichkeit, Daten durch Verknüpfungen auf Attribute-Level zu verwalten". Im Idealfall ließen sich den einzelnen Applikationen dediziert Speicherservices zuordnen. Compaqs Bestrebungen unterscheiden sich in diesem Punkt nicht von den Bemühungen des Mitbewerbers EMC.

Ende einer Freundschaft

Nur zwölf Monate hielt die Vertriebskooperation zwischen IBM und Compaq im Speicherbereich. Vor genau einem Jahr traten beide Partner mit dem Plan an die Öffentlichkeit, wonach IBM die modularen Mittelklassespeicher von Compaq und die Texaner im Gegenzug Big Blues Highend-Gerät "Shark" verkaufen sollten. Der Deal warf schon damals Fragen auf, wie Compaq - ohne eigenes Mainframe-Angebot - Kunden für die großen IBM-Speicher gewinnen sollte. Offenbar interessierte sich IBM zwischenzeitlich auch für Compaqs Virtualisierungskonzept "Versastor", das nach dem Prinzip "Out-of-band" arbeitet, entschloss sich aber dann doch, einen anderen Weg zu gehen. Eine OEM-Vereinbarung kam nicht zustande. Vielmehr versucht sich Big Blue an einem "In-band"-Virtualisierungskonzept, wie es beispielsweise Datacore aus Florida vermarktet.

Der ausschlaggebende Faktor für die Beendigung der Vertriebskooperation dürfte allerdings in der geplanten Übernahme von Compaq durch Hewlett-Packard zu sehen sein. Carleton Fiorinas Company bietet für das Highend die "Lightning"-Speicher von Hitachi an, die mit IBMs Shark und EMCs "Symmetrix" konkurrieren. Zudem hat Big Blue im mittleren Leistungsbereich aufgeholt und bietet dort mit den "Fast T700" (siehe Bericht auf dieser Seite) eigene Produkte an, die allerdings von LSI Logic Storage Systems stammen sollen.