Businessplan-Wettbewerbe - Gründen um jeden Preis?

24.01.2002

vorfanden, das noch zwei Jahre zuvor den seichtesten Geschäftsideen Millionen beschert hat.

Schließlich ist nicht die Gründung eines Unternehmens, sondern dessen Überleben und die wirtschaftliche Perspektive das Ausschlaggebende. Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist volkswirtschaftlich nur dann sinnvoll, wenn diese auch langfristig bestehen bleiben, und nicht – wie bislang in der New Economy - aufgrund überzogener "Prognosen" Mitarbeiter eingestellt werden, die dann flugs wegrationalisiert werden, wenn man auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt

Man muss sich daher fragen, ob die wesentlichen Instrumente der Wettbewerbe - Businesspläne und "Networking", insbesondere der Kontakt zu Venture Capitalists und Beratern – zeitgemäß sind. Schließlich sind die Basis von Businessplänen so genannte "Mondzahlen": zunächst einmal die Marktforschungsergebnisse und Analysten-Prognosen. Wie sehr diese aufgrund mangelnder Kenntnisse an der Realität vorbeigingen, weiß man ja heute zu genüge: Daniel Tamberg, Sieger beim "Multimedia-Wettbewerb 1997" mit einer Geschäftsidee zu Online-Spielen, wirbelte bereits 1999, also längst vor dem Niedergang der New Economy, mit seinem Artikel "Gute Idee gehabt, Wettbewerb gewonnen, Job aufgegeben - nun arbeitslos" in der Wochenzeitung "Die Zeit" viel Staub auf. Sein O-Ton damals: "Die Annahmen in unserem Businessplan waren natürlich sehr optimistisch. Das ist ein Spielchen, das man spielen muss, wenn man den Geschäftsplan einem VC-Geber vorlegt, weil

dieser sowieso eine Zehnerpotenz abzieht. Es wird beidseitig erwartet, dass man geschönte Businesspläne vorlegt."

Fraunhofer-Experte Zoche hat bei der Evaluation des Multimedia-Wettbewerbs auch die Businesspläne mit einbezogen: "Mir sind nur Einzelbeispiele bekannt, bei denen die Zahlen wirklich übertrieben waren. Es kam genauso vor, dass die Zahlen aufgrund der Einschätzungen der Berater nach oben korrigiert wurden oder dass die Investoren gesagt haben: Ihr geht viel zu vorsichtig an Euer Geschäft, da ist mehr drin."

Auch die beiden Thüringer Sascha Kirpal und sein Teamkollege Sven Pickl haben eine spezielle Sichtweise zum Thema. Sie haben mit diprinto eine XML-basierte Technologie für die Druckindustrie zum Betriebsdatenaustausch entwickelt und mit dieser Idee bei den Wettbewerben 2000/2001 in München und Berlin teilgenommen. Beim "start2grow" in Dortmund belegte man den vierten Platz. Kirpal: "Die Zeiten, in denen man einen Businessplan nur für Geldgeber macht, sind vorbei. Die Ausarbeitung des Businessplans hat uns mehr für die Praxis als bei den Geldgebern geholfen. Anfangs haben auch wir die Zahlen geschönt, Marketing-Gebabbel eingefügt, neue Wörter erfunden. Aber damit sind wir in den Wettbewerben baden gegangen."