Bund Online: Schily sieht nur Erfolge

07.09.2005
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Auch Michael Tschichholz, Leiter des Fraunhofer E-Government Zentrums in Berlin, verweist auf den geringen Anteil von Transaktionsdiensten. Zwar habe Bund Online mit den verfügbaren Diensten durchaus Erfolge vorzuweisen. Zudem sei es gelungen, Servcie-orientierte IT-Architekturen, Standards und Basiskomponenten zu schaffen. "Man hat verstanden, was E-Government bedeutet." Doch dies sei nur der erste Schritt. Wenn es um eine medienbruchfreie Umsetzung von Geschäftsprozessen über Verwaltungsgrenzen hinweg gehe, ständen viele Behörden noch am Anfang.

Rund 1,4 Milliarden Euro wollte das Schily-Ressort in Bund Online investieren. Im Gegenzug rechneten die Beamten mit einem jährlichen Einsparpotenzial von 400 Millionen Euro. Dazu beitragen soll nicht zuletzt das Kompetenzzentrum für Vorgangsbearbeitung, Prozesse und Organsation (VBPO), das Behörden bei der "kundenorientierten Optimierung ihrer Verwaltungsvorgänge" berät.

Genau an diesem Punkt hapert es, bemängelt Mentzinis. Viele Vorhaben im Rahmen von Bund Online würden als reine Technikprojekte aufgesetzt: "Es reicht nicht aus, die bestehenden Verwaltungsverfahren eins zu eins elektronisch nachzubilden." Vielmehr müsse die IT als Chance begriffen werden, "die dahinter stehenden Verfahren und Prozesse zu überprüfen, notfalls auch durch eine Anpassung der Gesetze."

Prozessgestaltung vernachlässigt

Kritisch beurteilt Mentzinis auch die seiner Ansicht nach geringe Nutzung der Online-Dienste. So laufe etwa die zentrale elektronische Vergabeplattform im Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums "sehr schleppend an". Zwar informierten sich etliche Unternehmen auf der Website, Angebote gäben sie hingegen keineswegs elektronisch ab. Die mangelnde Akzeptanz vieler Online-Dienste führt der Bitkom vor allem auf die heterogenen IT-Systeme in Ländern und Kommunen zurück. Mentzinis: "Hier gibt es noch den viel zitierten Flickenteppich." Potenzielle Nutzer seien gezwungen, sich auf die unterschiedlichen IT-Strukturen von Bund, Ländern und Kommunen einzurichten. "Für die meisten Unternehmen sind die damit verbundenen Kosten zu hoch."