Bund Online: Schily sieht nur Erfolge

07.09.2005
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Die E-Government-Initiative "Bund Online 2005" ist am Ziel, verkündet Bundesinnenminister Otto Schily. Der Branchenverband Bitkom sieht gravierende Defizite.
Otto Schily: "Wir haben die Dienstleistungen der Bundesverwaltung digitalisiert und im Internet verfügbar gemacht."
Otto Schily: "Wir haben die Dienstleistungen der Bundesverwaltung digitalisiert und im Internet verfügbar gemacht."

Knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl gab sich Otto Schily selbstbewusst. "Bund Online am Ziel" lautete der Titel einer Veranstaltung, die der Politiker für eine ausgesprochen positive Bilanz der Initiative nutzte. 379 Online-Leistungen der Bundesverwaltung könnten die Bürger heute nutzen. Bund Online 2005 zeige, wie man mit E-Government eine moderne Verwaltung schaffe: "Innerhalb von fünf Jahren haben wir die Dienstleistungen der Bundesverwaltung digitalisiert und im Internet verfügbar gemacht."

Im September 2000 hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigt, die Bundesverwaltung werde bis zum Jahr 2005 ihr gesamtes Internet-fähiges Dienstleistungsangebot online zur Verfügung stellen. Mit den vergangene Woche freigeschalteten Angeboten der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte habe man dieses Versprechen eingelöst, teilte das Bundesinnenministerium mit.

Staatssekretär Fritz Rudolf Körper sprach von einem der "erfolgreichsten IT-Projekte der Bundesverwaltung". So fänden sich heute "96 hochkomplexe Transaktionsdienstleistungen" im Netz, zudem 58 Kommunikationsdienste und 225 Fachportale oder Informations-Services. Über 100 Behörden seien an Bund Online beteiligt; ab sofort könnten Nutzer beispielsweise einen Bafög-Antrag im Internet stellen, eine Steuernummer erhalten oder Gebühren bezahlen.

Doch die nackten Zahlen besagen wenig. "Zwei Drittel der Dienste sind nur Informationsangebote", moniert Pablo Mentzinis, Bereichsleiter E-Government beim IT-Branchenverband Bitkom. Echte Transaktionen würden lediglich mit einem Drittel der verfügbaren Online-Dienste abgewickelt: "Der Bund muss Informations- zu Transaktionsangeboten ausbauen." Nur so ließen sich Einsparungen in größerem Umfang erzielen.