Smartphone-Trends

Big is beautiful

21.02.2013
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Lange Zeit ging es bei Smartphones darum, die Technik in ein möglichst kleines Format zu zwängen, nun werden die Geräte scheinbar wieder größer. Die Grenzen zwischen Smartphones und Tablets verschmelzen.

Die mobile (R)evolution schreitet mit Riesenschritten voran. Vieles, wozu man früher noch einen ausgewachsenen PC mit Glasfaserverbindung brauchte, kann heute schon von unterwegs mit dem Smartphone erledigt werden. Ausreichend Speicher (lokal oder in der Cloud), leistungsfähige Prozessoren mit zwei oder gar vier Kernen und nicht zu vergessen dank HSPA+ und LTE superschnelle Internet-Zugänge haben aus den „Handys“ hochpotente Rechenzwerge gemacht. Lediglich die kleinen Bildschirme erschweren noch etwas die Bedienung, auch wenn angepasste Anwendungen bereits etwas Abhilfe schaffen. Doch auch dieses letzte Handicap scheint nun wegzufallen: Waren vier Zoll vor gut einem Jahr noch das Gardemaß, entwickeln sich 5 Zoll Bildschirmdiagonale – das entspricht immerhin 12,7 Zentimetern - allmählich zur Standardgröße – eine Entwicklung, die das Apple iPhone 5 schon bald wieder alt aussehen lässt.

Nach Samsungs Erfolg mit dem 5,5-Zoll großen Phablets „Galaxy Note“ präsentiert nun ein Hersteller nach dem anderen Geräte mit ähnlichen Dimensionen. So stellte Sony Anfang des Jahres mit dem „Xperia Z“ und dem optisch leicht unterschiedlichen Schwestermodell „Xperia ZL“ gleich zwei neue Flaggschiff-Modelle im XXL-Format vor. Das wohl auffallendste Merkmal ist das große 5-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung (1080p) und einer sehr hohen Pixeldichte von 443 Bildpunkten pro Inch (ppi). Zum Vergleich: Das Retina-Display des iPhone 5, bei dem das Auge laut Apple bereits keine einzelnen Bildpunkte mehr erkennen kann, bringt es gerade einmal auf 326 ppi.

...und das Xperia ZL.
...und das Xperia ZL.
Foto: Sony

Dabei sorgt ein sehr dünner Rahmen um das Display des Xperia Z und des Xperia ZL dafür, dass die Geräte nicht nur schlank aussehen, sondern auch von den Abmessungen einigermaßen im Rahmen bleiben. So fällt das Xperia Z mit 139 mal 71 mal 7,9 Millimetern nur leicht größer aus wie das Samsung Galaxy SIII. Mit 146 Gramm Kampfgewicht ist es sicher nicht das leichteste Smartphone auf dem Markt, auch nicht in seiner Größenordnung. Vorder- und Rückseite aus Glas schlagen eben aufs Gewicht. Hardwaretechnisch ist außerdem die 13-Megapixel-Kamera hervorzuheben, desweiteren sind eine Snapdragon-Quad Core-CPU mit 1,5 GHz und zwei GB RAM verbaut. Der interne Speicher beträgt 16 GB und kann mittels einer microSD-Karte um bis zu 64 GB erweitert werden.

Wie ein Blick auf die weiteren Neuvorstellungen zeigt, scheinen die aufgeführten Spezifikationen mehr und mehr zur Regel werden. So bringen auch LG Electronics sowie die bislang eher als Hersteller von günstigen Einsteigergeräten bekannten Anbieter Huawei und ZTE ebenfalls Android-Smartphones mit 5-Zoll-Display und Full-HD-Auflösung sowie einer 13-Megapixel-Kamera heraus. Größter Unterschied: Während im Inneren des „LG Optimus G Pro“ und des „ZTE Grand S“ ein Vierkern-Prozessor Snapdragon S4 von Qualcomm arbeitet, setzt Huawei beim „Ascend D“ auf eine Quadcore-CPU aus eigener Produktion.

Weißer Riese: Mit seinem 6,1 Zoll großen Display ist das Huawei Mate aktuell wohl das größte Smartphone.
Weißer Riese: Mit seinem 6,1 Zoll großen Display ist das Huawei Mate aktuell wohl das größte Smartphone.
Foto: Huawei

Der ambitionierte chinesische Anbieter Huawei hat aber noch weitere Überraschungen parat. So präsentiert er als eine Art Gegenentwurf zu Samsungs Galaxy Note das mit einem gigantischen 6,1-Zoll-Display ausgestattete „Ascend Mate“. Während die Bildschirmdiagonale damit 0,6 Zoll größer als beim Galaxy Note ausfällt, ist die Pixelzahl mit 1280 mal 720 Bildpunkten bei beiden Geräten allerdings gleich. Ein weiterer Superlativ des Chinaböllers ist der mit 4050 mAh extrem üppige Akku, außerdem ist das Gerät staub- und wasserdicht sowie auch wenig stoßempfindlich.

Das Handy fürs Smartphone

Assistent: Das HTC Mini fungiert als eine Art Fernbedienung.
Assistent: Das HTC Mini fungiert als eine Art Fernbedienung.
Foto: HTC

Wer glaubt, dass die Grundfunktion Telefonieren bei der neuen Welle an unhandlichen Riesen-Smartphones immer weiter in den Hintergrund gerät, hat nur teilweise Recht. Tatsächlich gibt es auch hier schon einen interessanten Lösungsansatz von HTC. Die Taiwaner bieten mit dem HTC Mini für ihr 5-Zoll-Handy Butterfly eine Art Fernbedienung an. Das kleine Gerät wird via Bluetooth angebunden und unterstützt auf dem kleinen monochromen Bildschirm alle Funktionen eines herkömmlichen Handys. Der Nutzer kann damit telefonieren, SMS schreiben oder seine Kalendereinträge einsehen. Darüber hinaus fungiert das HTC Mini aber auch als Fernbedienung, wenn das Butterfly an einen Fernseher angeschlossen ist, kann als Kameraauslöser verwendet werden und schlägt bei Verlust des Smartphones Alarm. In China wird das HTC Mini bereits als Zubehör mit dem Butterfly ausgeliefert, derzeit ist es allerdings noch unklar, ob das Gerät auch außerhalb des Reichs der Mitte angeboten wird.

Blackberrys Hoffnungsträger: Das neue Blackberry Z10
Blackberrys Hoffnungsträger: Das neue Blackberry Z10
Foto: Blackberry

Wer sich absolut nicht für den Phablet-Trend begeistern kann oder schlichtweg zu kleine Hände dafür besitzt – kein Problem, das Modelljahr 2013 bietet für jeden Smartphone-Fan etwas. So hat etwa der inzwischen in Blackberry umfirmierte Smartphone-Pionier RIM nach langem Warten mit dem Blackberry Z10 seine Antwort auf Android- und iOS-Geräte vorgestellt. Das Device erinnert mit seinem 4,2 Zoll großen Touchscreen, der langgestreckten Form und den abgerundeten Ecken entfernt an das iPhone 5 und ist mit Features wie Dual-Core-CPU, LTE- und HDMI-Unterstützung auch von der übrigen Hardware noch weitgehend wettbewerbsfähig. Als Software nutzt das Z10 das neue Blackberry 10, mit dem man sich selbst einhändig über Wischgesten schnell und flüssig durch das Menü bewegen kann. Besonders interessant für Business-Nutzer und ByoD-Szenarien wird das Gerät indes durch Blackberry Balance. So sind berufliche und private Daten oder Apps zwar strikt voneinander getrennt und vor unerwünschtem Zugriff geschützt, der Anwender kann aber blitzschnell von einem Modus in den anderen wechseln.