Betrug im Internet hat Konjunktur

03.03.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Vor allem der klassische Betrug mit falschen Kreditkartennummern boomt hierzulande - egal, ob nun acht oder gleich acht Millionen Datensätze erbeutet wurden. Pornos, Musik, Video-Streaming, Fernsehen im Web oder der ordinäre Download von Software machen sich auf Kosten anderer schnell bezahlt, wenn man seine digitalen Spuren zu verwischen weiß. Der Besitzer der missbrauchten Karte erhält seine Abrechnung einen Monat später zugestellt und muss sich dann gegen die Zahlung wehren. Das nervt nicht nur, das kostet in der Regel auch Geld.

Betrügerische Lieferketten

Wer statt Software lieber einen neuen Fernseher hätte, kann sich auch diesen kostenneutral im Internet bestellen. Die kriminelle Lieferkette ist zwar nicht narrensicher, aber dafür simpel: Man wählt ein Haus mit vielen Mietparteien, ordert das Gerät per 24-Stunden-Lieferservice, wartet am Eingang auf den Kurierdienst, gibt sich als "Empfangsberechtigter" oder Nachbar aus und quittiert einfach mit seinem guten Namen. Organisierte Betrüger mieten Wohnungen unter falschem Namen an, bestellen komplette Hightech-Sortimente von mehreren Lieferanten und setzen erst sich und danach ihre Waren ab. So läuft’s Business.

Und anscheinend läuft es immer besser: Seit einem Jahr habe die Zahl der Forderungsausfälle massiv zugenommen, berichtet der Mitarbeiter eines Versandhauses, das nicht genannt werden will. Besonders beliebt seien Handys, Computer sowie teure Unterhaltungselektronik - Geräte, die sich möglichst einfach wieder zu Geld machen lassen. Merkmale für einen potenziellen Betrug sind etwa bestimmte Postleitzahlbereiche in größeren Städten und Häuser mit mehr als 30 Wohnungen. "Betroffen vom Online-Betrug ist die gesamte Versandhandelsbranche", sagt der Insider.

Darüber reden wollen die einschlägigen Anbieter indes nicht - offizielle Anfragen werden vertagt, verlegt oder ignoriert. Die Unternehmen seien nicht daran interessiert, dass das Thema an die breite Öffentlichkeit gerät, sagt Bogdan Pelc, Director Managed Security Services von Symantec. Daher lässt sich die Zahl der erfolgreichen Betrügereien und Angriffe auch nur schwer ermitteln: "Wir können hier nur vermuten." Der Umkehrschluss, dass die Nachfrage nach Sicherheitslösungen steigt, fällt indes nicht schwer - Security-Spezialisten wie Symantec und Network Associates stehen gegenwärtig finanziell glänzend da. Zugegeben, Betrügereien und Diebstähle hat es gegeben, seit Menschen Handel treiben. Wegen des Internets ist das Problem jedoch durch die Skaleneffekte und den globalen Datenzugriff rapide angewachsen. Wenn eine CD geklaut wird, ist das schmerzlich, aber bereits im Ladenpreis berücksichtigt. Wenn eine Datenbank mit

Kundeninformationen geklaut wird, ist das eine Katastrophe - sowohl für die Unternehmen als auch für die betroffenen Menschen. Diese müssen sich mit den Banken und Kreditkartenfirmen um ihr Geld streiten. Die Nummern selbst werden im Internet gehandelt - je nach Güte kosten sie bis zu 25 Euro.