Bei Google laufen alle Fäden zusammen

12.05.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Die Google-Gründer Larry Page (links) und Sergey Brin sind noch nicht lange im Geschäft, haben aber einen Einfluss wie kein zweiter Suchdienst.

Die Content-bezogenen Dienste versetzen Google & Co. schon heute gegenüber den Anbietern von Inhalten und Leistungen in eine mächtige Position. Das liegt einerseits daran, dass sie das Web als einen riesigen Hypertextkorpus betrachten und gegenüber den Betreibern einzelner Sites einen enormen Wissensvorsprung genießen. Zum anderen können sie daraus Dienste generieren, die auf große Nachfrage bei Benutzern stoßen.

Diese freilich machen sich durch den Gebrauch der komfortablen Services selbst immer stärker zum Objekt der wissbegierigen Datenhamster. Google hat bisher Vorwürfe nicht dementiert, wonach jede Suchanfrage inklusive IP-Adresse und Cookie-ID für unbeschränkte Zeit gespeichert wird. Je mehr die Benutzer angebotene Bequemlichkeits-Features in Anspruch nehmen, umso mehr geben sie ihre Surf-Gewohnheiten preis. So kann Google anhand des 35 Jahre lang gültigen Cookies individuelle Suchpräferenzen automatisch aktivieren - und gleichzeitig Informationen über den Benutzer aufhäufen. Die als Erweiterung von Microsofts "Internet Explorer" erhältliche "Google Bar" informiert über die Relevanz aller angesteuerten Seiten. Dies hilft bei der Bewertung von Inhalten, ohne dafür die Suchmaschine bemühen zu müssen, meldet jedoch absolut jede besuchte Adresse an Google.

Nährboden für Verschwörungstheorien

Das mag als harmloses Akkumulieren mäßig interessanter Daten erscheinen, da Google nicht den Namen von Benutzern, sondern nur eine beliebige ID kennt. Interessanter dürfte hingegen die Auswertung von Suchbegriffen sein, die über einen gewissen Zeitraum von den IP-Adressen einer bestimmten Firma aus getätigt wurden. Ein derartiges Data Mining könnte einigen Aufschluss darüber geben, an welchen Themen ein Unternehmen besonders interessiert ist, und Schlussfolgerungen über mögliche Projekte zulassen.

Wer sich wie Google an einer zentralen Schaltstelle des Web eine derart dominante Position erkämpft hat, sieht sich zwangsläufig Verdächtigungen ausgesetzt, die nach Verschwörungstheorie klingen. So unterstellt google-watch.org dem Suchriesen eine Zusammenarbeit mit amerikanischen Geheimdiensten. Auch wenn dies nicht der Fall sein sollte - bei Google könnten Spione ungeahnte Schätze heben.