Bei Google laufen alle Fäden zusammen

12.05.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Als wesentliche Gründe für den Erfolg der jungen Firma Google, die erst 1998 an den Start ging, gelten neben den extrem kurzen Antwortzeiten und der aufgeräumten Benutzeroberfläche vor allem die hochwertigen Suchergebnisse. Um die Relevanz einer Seite für eine bestimmte Suchanfrage zu ermessen, greift die Search Engine nicht bloß auf die Inhalte der Web-Dokumente zurück. Die Innovation von Google bestand darin, die Zahl der Hyperlinks, die auf ein Dokument gerichtet sind, als Gradmesser für dessen Relevanz zu betrachten. Der kalifornischen Company wurde kürzlich ein Patent auf Verfahren eingeräumt, die die Bedeutsamkeit von Inhalten anhand der Verbindung zu anderen relevanten Dokumenten ermitteln.

Werden die großen Sites bevorzugt?

Google sieht in seinem "Pagerank" genannten Algorithmus ein durch und durch demokratisches Instrument, weil er letztlich nur widerspiegle, was Anbieter von Inhalten für bedeutsam hielten. Jeder Online-Autor stimmt nach dieser Auffassung durch Setzen von Hyperlinks über die Wichtigkeit einzelner Seiten ab. Dieses Prinzip könnte aber dazu führen, dass auf Dauer die auffälligen und großen Sites überproportional an Aufmerksamkeit gewinnen.

Da sie in den Ergebnislisten von Google weit oben landen, haben sie größere Chancen, von Web-Autoren gefunden und verlinkt zu werden. Das würde in der Folge ihren hohen Pagerank weiter ausbauen. Kritiker bemängeln zudem, dass dieses Verfahren ähnlich wie die Einschaltquote im Fernsehen über die Qualität der Inhalte wenig aussage. Wie die Betreiber anderer Suchmaschinen lässt auch Google dem demokratischen Prinzip nicht ganz freien Lauf und betrachtet sein Verfahren zur detaillierten Bestimmung relevanter Web-Seiten als Firmengeheimnis.

Da kommerzielle Websites darauf angewiesen sind, von Google gefunden und hoch gelistet zu werden, beschäftigen sich eigene Dienstleister damit, wie man in der Liste nach oben gelangen kann. Zu diesem Zweck scheuen Betreiber von Websites auch nicht vor Täuschungsmanövern zurück, indem sie die Suchmaschinen mit Spam in die Irre führen. Viele der teils kreativen Varianten verfangen bei Google aber nicht, da falsche Verschlagwortung oder unsichtbarer Text den Pagerank nicht hochtreiben, wenn die externen Links auf die betreffenden Inhalte fehlen. Aus diesem Grund organisieren Interessengemeinschaften oder einschlägige Agenturen so genannte Link-Farmen, die massenhaft Verweise auf die Seiten produzieren, deren Relevanzfaktor gehoben werden soll.

Google wehrt sich dagegen, indem die Company bei der allmonatlichen Neuberechnung des Pagerank für alle aufgerufenen Seiten solche Machenschaften auszuhebeln versucht. Schlagzeilen machte kürzlich Search King, nach eigenem Verständnis ein Advertising Network, weil es Google wegen der abrupten Absenkung des Pageranks verklagte. Die hatte nämlich zur Folge, dass die Besucherzahlen beim "Suchkönig" dramatisch zurückgingen. Google sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, seine Monopolstellung auszunutzen und nicht den selbst propagierten demokratischen Prinzipien zu folgen.