Platz 1 - Manuel Fischer, Cetrel

Ausdauer unter Beweis

25.11.2010
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Mit dem Komplettumbau von Infrastruktur und Applikationen bei Cetrel holt sich Manuel Fischer den Titel CIO des Jahres in der Kategorie Mittelstand.
Manuel Fischer ist CIO bei der Cetrel, a SIX-Group Company.
Manuel Fischer ist CIO bei der Cetrel, a SIX-Group Company.
Foto: Cetrel, Manuel Fischer

"Nein, kein New-York-Marathon", wiegelt der CIO des Luxemburger Unternehmens Cetrel ab. Fischer läuft in seiner Freizeit. Aber die Strecken, die der 43-Jährige zurücklegt, haben mit einem Marathon nichts mehr zu tun. Nicht 42, sondern Hunderte Kilometer entfernt liegt das Ziel. Und das zu erreichen dauert nicht einige Stunden, sondern mehrere Tage. Ultra-Marathon nennt sich der Spaß. Dieses Jahr hat Fischer auf diese Weise zum zweiten Mal den Montblanc umrundet. Der Lauf "La Petite Trotte à Léon" erstreckt sich über etwa 240 Kilometer bei 18.000 positiven Höhenmetern (das heißt alle Steigungen aufaddiert).

Klingt, als würde Fischer nicht genug Herausforderungen in seinem Beruf haben. Doch dem ist keineswegs so. Als IT-Manager von Cetrel befindet er sich momentan auch in seinem Job in einer spannenden Lage. Und auch hier geht es um eine lange Strecke: Auf knapp drei Jahre ist das Projekt ausgerichtet, an dem Fischer und sein Team gerade arbeiten.

Sicher, Cetrel ist gemessen an seiner Mitarbeiterzahl ein Mittelständler. Mit rund 180 Leuten gehört der Debit- und Kreditkartenspezialist sogar eher zum kleineren Mittelstand. In der Finanzindustrie bedeutet das jedoch: IT ist Kerngeschäft, und Innovationen sind von hoher Bedeutung für das Unternehmen. "Wenn wir in der IT ein Rädchen drehen, und das Unternehmen kann dadurch einen Minimalbetrag bei jeder einzelnen Transaktion einsparen, dann wirkt sich das gleich spürbar auf unseren Gewinn aus", erklärt Fischer. Deswegen zählt der CIO zum obersten Führungskreis des Unternehmens.

Steckbrief

Manuel Fischer ist CIO bei der Cetrel, a SIX-Group Company. Er sagt: "Ein CIO muss ein Informatiker, Personalmanager, Business-Enabler, Servicemanager, Innovationsmanager, Kostenanalytiker, Prozessoptimierer, Kommunikationsexperte, Unternehmensstratege, Projektmanager, Veränderungsmanager oder kurz ein Schweizer Allzweckmesser eines Unternehmens sein."

Zum Unternehmen:

  • Name: Cetrel, a SIX-Group Company.

  • Branche: Payment Dienstleister für Kredit- und Debitkartenverarbeitung.

  • Größe: 180 Mitarbeiter.

  • Zahl der IT-Mitarbeiter: 110 interne, 60 externe.

  • IT-Budget: 28 Millionen Euro (2010) inklusive Projektbudget.

Das eingereichte Projekt:

  • Name: Sunshine.

  • Projektbeschreibung: Erneuerung der kompletten Infrastruktur und Geschäftsanwendungen inklusive neuer Organisation, beispielsweise Outsourcing von geschäftskritischen Applikationen.

  • Zeitrahmen: 30 Monate von 2009 bis 2011.

  • Eingesetzte Produkte: u.a. Oracle DB, HP Superdome Itanium Generation 2, VMWare, EMC Symmetrix, NetApp FAS 3100, Cisco Nexus 7000, Catalyst 6500 und ACE, Bea Application Server.

  • Zahl der IT-Projektmitarbeiter: 55 FTE.

  • Projektkosten: 28 Millionen Euro

  • Besondere Herausforderungen: In kurzer Zeit wurde auf eine völlig neue Rechenzentrums-Technik umgestellt, auch die Kern-Geschäftsanwendungen sind ausgetauscht worden. Die IT muss sich neu aufstellen und zudem verändert sich für alle anderen Mitarbeiter die Arbeit. Die größte Herausforderung liegt im Change-Management der Belegschaft. Gleichzeitig war die Vorgabe aus dem Business einzuhalten, das Projekt ohne Frozen-Zones umzusetzen.

Manuel Fischer,Cetrel.
Manuel Fischer,Cetrel.
Foto: Jo Wendler

Das wird auch deutlich, wenn man das Projekt betrachtet, mit dem Fischer ins Rennen ging. Hinter dem Namen "Sunshine" verbirgt sich Komplettumbau der gesamten IT-Infrastruktur und der Core-Business-Anwendungen. An dem CIO und seinem Team hängt damit nichts Geringeres als die IT-Implementierung der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens.

Kurzer Rückblick: Vor 25 Jahren wurde Cetrel als Genossenschaft von einigen Banken gegründet, um die Ausgabe und Verwaltung von Zahlungskarten zu übernehmen. Von Business im Sinne eines selbständigen Unternehmens war damals noch nicht die Rede. Doch der Erfolg stellte sich ein. Immer mehr Aufträge gingen an das Luxemburger Unternehmen. Bis man schließlich vor der Frage stand, wie es weitergehen sollte und ob die Unternehmensform als Genossenschaft noch adäquat war. Eine 2008 erstellte Analyse des Vorstands und der Anteilseigner kam zu dem Ergebnis, das Geschäft massiv auszubauen.

Mit einer kräftigen Investition wollte man das Unternehmen mittelfristig vergrößern und eine neue Geschäftsstrategie umsetzen - wenn die IT die entsprechenden Vorraussetzungen dafür schaffen würde.