Audis CIO startet Schulungsoffensive

12.06.2002
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
INGOLSTADT (hk) - Audis neuer CIO Klaus Mühleck setzt auf eine systematische Schulung seiner Mitarbeiter. Dabei geht es vor allem darum, dass sich die IT-Profis eine ganzheitliche Sicht auf die hausinterne IT erarbeiten. Zusätzlich sollen sie lernen, mit den Fachbereichen kundenorientiert umzugehen, damit deren Aufträge im Unternehmen bleiben und nicht an externe Dienstleister vergeben werden.

Der Ingolstädter Autobauer macht seit vergangenem Jahr mit seinen IT-Ausbildungsprogrammen auf sich aufmerksam. In einer groß angelegten Aktion, die auch einige Auszeichnungen aus der Weiterbildungsszene einbrachte, wurden beispielsweise alle Mitarbeiter des Konzerns - vom Vorstand bis zum Fließbandarbeiter - in Grundlagen der Internet-Nutzung geschult.

Nun legt die IT-Abteilung nach. Klaus Mühleck, seit einigen Monaten Leiter Informationstechnologie und Organisation beim Autohersteller mit den vier Ringen, hat sich viel vorgenommen. Einer der ersten Schwerpunkte seiner Aktivitäten: Weiterbildung. Mühleck will in den nächsten Monaten alle 500 Computerfachleute durch eine Schulung schleusen, in denen sie einen ganzheitlichen Blick für die IT bekommen. Sie sollen die IT-Strategie kennen lernen, darüber hinaus erfahren, mit welchen Methoden und Verfahren im Unternehmen gearbeitet wird, und die Zusammenhänge in der Organisation verstehen.

"Wir werden nicht über Nacht aus einem Datenbankspezialisten einen Prozessdesigner machen", sagt Klaus Mühleck, Leiter Informationstechnologie und Organisation bei Audi.
"Wir werden nicht über Nacht aus einem Datenbankspezialisten einen Prozessdesigner machen", sagt Klaus Mühleck, Leiter Informationstechnologie und Organisation bei Audi.

„Wir werden aber nicht über Nacht aus einem Datenbankspezialisten einen Prozessdesigner machen“, schränkt der oberste IT-Boss ein. Auf ein Feld spezialisierte Profis benötige er nach wie vor, nur sollten sie einen besseren Blick für das Ganze entwickeln. Mühleck weiter: „Der Datenbankfachmann soll weiter in seinem Gebiet arbeiten, er muss aber den Kontext wissen, wenn er im Data-Warehouse-Umfeld eine Anforderung bekommt.“

Bei den aktuell rund 13 Data-Warehouse-Projekten erwarte er, dass seine Spezialisten die Zusammenhänge verstünden: „Es hat keinen Sinn, wenn sich jemand nur um einen isolierten Bereich kümmert.“

Besonders begehrt: CRM-Profis

Mühleck weiß indes, dass es nicht so einfach ist, dieses Überblickswissen zu vermitteln. Es sei sowohl eine Holschuld des Mitarbeiters als auch eine Bringschuld des Managements - auf jeden Fall aber sehr wichtig, um die Innovationskraft der Audi-IT sicherzustellen. Diesen Prozess hat er nun institutionalisiert und das Thema in die Zielvereinbarungen seiner Mitarbeiter hineingeschrieben.

In Sachen Weiterbildung hat Mühleck noch ein zweites Projekt angeschoben, das ihm am Herzen liegt. Er bildet Customer-Relationship-Manager aus, beziehungsweise hat einige eingestellt. Diese fungieren als Schnittstelle zu den Fachbereichen, in denen die Informations-Manager sitzen. Das sind Mitarbeiter aus den Fachabteilungen, die über solide IT-Grundkenntnisse verfügen und sich daher als Verhandlungspartner und Ansprechpartner der IT-Leute eignen.

Sie müssen keine Systeme aufbauen können, aber zumindest die Sprache der IT sprechen. Ohnehin sei die Zeit vorbei, in der „die Server unter dem Schreibtisch der Mitarbeiter standen“. Nun werden diese Geräte in Rechenzentren konsolidiert, denn die Fachbereiche „können sich die Software- und Netzwerkpflege aufgrund ihrer Komplexität gar nicht mehr leisten“.

 Die CRM-Profis der IT-Abteilung benötigen ihrerseits Prozess-Know-how. Eine Prozesskette besteht aus vielen Fachfunktionen - etwa Entwicklung, Produktion, Vertrieb -, und nun muss der Kunden-Manager dafür sorgen, dass „die Systemlandschaft entlang dieser Prozesse integriert“ wird. Mit dem Kunden-Beziehungs-Management wollen die ITler ihre Akzeptanz in den Fachbereichen erhöhen: „Unsere Kollegen aus den Fachbereichen wollen wie Kunden behandelt werden, sonst gehen sie zu den externen IT-Dienstleistern“, befürchtet der IT-Chef.