Kompaktes Smartphone mit bärenstarker Leistung

Asus Zenfone 9 im Test

22.07.2023
Von Christoph Hoffmann und Dominic Preston

Kamera & Video

  • Zwei rückwärtige Kameras

  • Kardanisch stabilisiertes Hauptobjektiv

  • Anständige Selfie-Kamera

Wenn es einen Bereich gibt, in dem das Zenfone 9 wohl hinter seinen Flaggschiff-Konkurrenten zurückbleibt, dann ist es die Kameraausstattung.

Asus hat hier nur zwei rückwärtige Objektive verbaut: eine 50-Megapixel-Hauptkamera und eine 12-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera. Es gibt weder ein Teleobjektiv noch ein Periskop und auch keine dedizierte Makrokamera, ähnlich wie bei der Objektivauswahl des Pixel 6/7 und iPhone 13/14.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

So hat Asus zusätzliche Anstrengungen unternommen, um die Hauptkamera zum Fliegen zu bringen. Sie verwendet den Sony IMX766-Sensor, den wir in einigen Mittelklasse-Handys gesehen haben.

Asus hat die integrierte optische Bildstabilisierung (OIS) des Sensors durch ein sechsachsiges Gimbal-System ergänzt, um die Stabilität weiter zu verbessern. Das ist ein Trick, den Vivo bei seinen eigenen aktuellen Flaggschiffen mit großem Erfolg eingesetzt hat und der einen großen Teil dazu beiträgt, dass das Vivo X90 Pro (hier geht's zum Test) unserer Meinung nach eine der besten Handykameras überhaupt ist.

Der Gimbal hilft in mehrfacher Hinsicht. Zum einen stabilisiert er Videos und sorgt so für extrem stabile Aufnahmen mit der Rückkamera. Aber auch bei Fotos, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen, hilft er dem Handy, zwischen den zahlreichen Aufnahmen für HDR und dem Nachtmodus stabil zu bleiben.

Das Ergebnis ist eine verbesserte Detailgenauigkeit, vor allem bei Nacht, sowie eine Verbesserung des Dynamikbereichs und der Belichtung. Zum Beispiel werden helle Lichtquellen korrekt belichtet, anstatt sie zu überstrahlen. Das sind einige der besten Nachtmodus-Fotos, die ich von einem Handy in diesem Preissegment gesehen habe, und die Fotografie bei schlechten Lichtverhältnissen ist eine der Hauptstärken des Handys.

Perfekt ist es allerdings nicht. Der IMX766 ist nicht der größte Sensor auf dem Markt, so dass einige Konkurrenten in der Lage sein werden, mehr Licht und Details aufzunehmen. Der Verschluss ist auch etwas langsam, sodass ich Mühe hatte, gute Fotos von Hunden in Bewegung zu machen. In sehr hellen Umgebungen hat der Sensor eindeutig Probleme, wobei einige Aufnahmen unter Blendeffekten und andere unter Detailverlusten und sogar einigen visuellen Artefakten leiden.

Die 12-Megapixel-Ultrawide-Kamera verfügt zwar nicht über die kardanische Stabilisierung (und auch nicht über OIS), ist aber dennoch eine gute Kamera. Die Detailtreue und der Dynamikumfang reichen nicht ganz an die Hauptkamera heran. Allerdings ist die Farbabstimmung beeindruckend gut, sodass die Fotos beider Kameras zumindest einheitlich aussehen.

Auf der Vorderseite befindet sich eine 12-Megapixel-Selfie-Kamera, die uns größtenteils überzeugt. Die Farben sind kräftig, die Belichtung ist ausgewogen und die Details sind gut. Und das, obwohl diese Kamera das Foto mit dem schlimmsten visuellen Glitching, das ich je gesehen habe, gemacht hat. Das Türkis meines Hemdes reicht bis zu meinem Hals und das Hemd selbst ist von Artefakten durchsetzt.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Die Frontkamera kann Videos mit bis zu 4K@30fps aufzeichnen, während die Rückkamera bis zu 8K@24fps schafft. Allerdings ohne Gimbal. Falls Sie die zusätzliche Stabilisierung nutzen möchten, ist die Qualität auf 1080@60fps begrenzt.

Software & Updates

  • Läuft mit Android 12 und Zen UI

  • Software-Optimierungen für die einhändige Bedienung

  • Nur zwei garantierte Android-Updates

Das Zenfone 9 wird mit Android 12 ausgeliefert und läuft mit der Zen UI von Asus. Es handelt sich dabei jedoch um eine ziemlich einfache Oberfläche, die sich größtenteils wie ein Standard-Android anfühlt. Außerdem verwendet das Smartphone für fast alles die Google-eigenen Kern-Apps, nur ein oder zwei zusätzliche Asus-Apps sind vorinstalliert.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Obwohl das Smartphone klein ist, hat Asus es noch weiter verbessert, um es für die einhändige Nutzung zu optimieren. Der beste Aspekt dabei ist der seitlich angebrachte Fingerabdrucksensor, der gleichzeitig als Taste mit der Bezeichnung "ZenTouch" fungiert.

Standardmäßig wird durch Wischen nach unten die Benachrichtigungsleiste eingeblendet. Falls Sie möchten, können Sie damit auch Seiten aktualisieren, schnell scrollen oder die Medienwiedergabe steuern. Es ist nur eine kleine Berührung, aber eine, die ich sehr oft für den Zugriff auf die Benachrichtigungen verwendet habe. Ich muss die Hand nicht so stark verstellen, um den oberen Rand des Bildschirms zu erreichen.

Ein kleiner Wisch nach unten am unteren Rand des Displays aktiviert einen speziellen Einhandmodus für das Telefon, während ein Wisch nach unten in der Kamera-App diese Einstellungen in die Mitte des Bildschirms bringt. Auch hier handelt es sich um kleine Maßnahmen, die Ihnen das Überstrecken und Anspannen bei der Verwendung des Telefons ersparen sollen.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Der Nachteil an all dem ist der vergleichsweise kurze Support-Zeitraum, den Asus in Aussicht stellt: Das Unternehmen verspricht nur zwei Android-Updates auf Version 13 und 14 - und "mindestens zwei" Jahre lang Sicherheitspatches. Da ähnlich teure Modelle das Doppelte bieten, sollte Asus hier wirklich nachbessern.

Preis & Verfügbarkeit

Die Flaggschiff-Ausstattung des Zenfone 9 bedeutet leider auch Flaggschiff-Preise. Dieses Handy kostet ein wenig mehr als das Vorgängermodell. Es ist in drei Versionen direkt bei Asus erhältlich:

  • 8 GB RAM + 128 GB Speicher: 799 Euro

  • 8 GB RAM + 256 GB Speicherplatz: 849 Euro

  • 16 GB RAM + 256 GB Speicherplatz: 899 Euro

Aktuell gibt es allerdings eine Rabattaktion bei Amazon - für alle Modelle können Sie einen 100-Euro-Coupon anwenden. Dennoch ist das Handy etwas günstiger als die Konkurrenzmodelle zur Markteinführung - also das Galaxy S22 oder das Xiaomi 12. Das Asus-Topmodell mit 16 GB RAM und 256 GB internem Speicher ist besonders preisaggressiv. Das Modell lohnt sich, wenn man bedenkt, dass der Speicher ansonsten nicht erweiterbar ist.

Fazit

Das Zenfone 9 ist ein vollwertiges Flaggschiff in kleinem Format, und das mit bemerkenswert wenigen Kompromissen. Das 5,9-Zoll-Display macht es zu einem der kleinsten Smartphones auf dem Markt, vor allem auf der Android-Seite, und zu einem der kleinsten Modelle mit so starken Spezifikationen.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Der Snapdragon 8+ Gen 1 und bis zu 16 GB RAM machen das Smartphone zu einem ernstzunehmenden Android-Gerät, auch wenn die Leistung aufgrund von Kühlungsproblemen etwas gedrosselt ist. Dem Chipsatz ist auch die hervorragende Akkulaufzeit zu verdanken, die andere Kompakt-Smartphones in den Schatten stellt.

Die kardanisch stabilisierte Hauptkamera beeindruckt, vor allem bei Nacht. Allerdings machen einige visuelle Störungen und Probleme in hellen Umgebungen deutlich, dass Asus noch etwas an der Software arbeiten muss. Manche Nutzer werden auch die Vielfalt der Konkurrenz vermissen, vor allem das Fehlen eines Teleobjektivs.

In Anbetracht der Tatsache, dass das Handy so gut ist, ist es frustrierend, dass Asus nur zwei Jahre Support verspricht. Das Gesamterlebnis ist jedoch ausgezeichnet, mit intelligenter Software und willkommenen Details wie der IP68-Zertifizierung und dem Kopfhöreranschluss.

Spezifikationen

Abmessungen: 146,5 × 68,1 × 9,1 mm
Gewicht: 169 Gramm
Betriebssystem: Android 12 mit Zen UI
Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1
Arbeitsspeicher: 8/16GB LPDDR5
Interner Speicher: 128/256 GB UFS 3.1'Bildschirm: 5,9 AMOLED mit 120 Hz
Kamerasystem:
- 50-MP-Hauptkamera, f/1.9, Sony IMX766 mit OIS & Gimbal-Stabilisierung
- 12-MP-Ultraweitwinkelkamera, f/2.2, Sony IMX363
- 12-MP-Frontkamera, f/2.45, Sony IMX663
Akku: 4.300 mAh
Laden: 30 Watt kabelgebunden
Audio: Zwei Stereolautsprecher mit Dirac HD Sound
Konnektivität: USB-C, Kopfhöreranschluss, Wi-Fi 6/6E, Bluetooth 5.2, Dual-SIM
Schutzklasse: IP68-Einstufung
Display-Glas: Gorilla Glass Victus

(PC-Welt)