AWS re:Invent

Amazon Q tritt gegen Microsofts Copilot an

30.11.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Code-Modernisierung - aus alt mach neu

Zu guter Letzt soll Amazon Q Anwenderunternehmen auch bei der Modernisierung von altem Code unterstützen. Entwickler benötigten oft viel Zeit für die Wartung und Aktualisierung von Anwendungen, hieß es. Damit bleibe weniger Zeit für das Schreiben von Code oder die Erstellung neuer Anwendungen. Mit Amazon Q Code Transformation ließe sich der Pflegeaufwand laut AWS deutlich reduzieren.

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Amazon Q analysiere die Codebasis, identifiziere und aktualisiere die Abhängigkeiten, generiere die neue Code-Sprache, integriere die neuesten Sicherheits- und Leistungsverbesserungen und führe auch die notwendigen Tests durch, um zu überprüfen, ob die Anwendung ausgeführt werden können. Amazon Q Code Transformation unterstützt dem Anbieter zufolge derzeit Sprach-Upgrades von Java 8 auf Java 17 und demnächst auch Upgrades von .NET Framework auf plattformübergreifendes .NET. Weitere Transformationen sollen folgen.

Amazon Q klinkt sich in Geschäftsdaten und -systeme ein

Last but not least soll Amazon Q auch Geschäftsanwender als Business-Experte unterstützen, beispielsweise dabei, interne Quellen nach Informationen zu durchsuchen, Analysen zusammenzustellen, Berichte oder Präsentationen zu bauen, oder die Informationen für verschiedene Kunden oder Kontexte anzupassen. Kunden könnten dafür Amazon Q mit ihren Geschäftsdaten, Informationen und Systemen verbinden. AWS zufolge stünden derzeit mehr als 40 eingebaute Konnektoren für verschiedene Datenquellen wie Amazon S3, Dropbox, Confluence, Google Drive, Microsoft 365, Salesforce, Service Now und Zendesk zur Verfügung. Außerdem gebe es die Möglichkeit, eigene Konnektoren zu entwickeln.

"Amazon Q synthetisiert die Information aus den verbunden Datenquellen und bietet Unternehmen damit einen maßgeschneiderten Assistenten der nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch entsprechende Inhalte erzeugt und den Nutzer bei der Durchführung ihrer Aufgaben unterstützt", versprechen die AWS-Verantwortlichen ihren Kunden. Dabei nutze Amazon Q das Authentifizierungssystem des Unternehmens, um die Rollen und Zugangsberechtigungen der Nutzer zu verstehen und diese auch einzuhalten. Ein Nutzer, der auf bestimmte Daten nicht zugreifen dürfe, werden dies auch mit Hilfe von Amazon Q nicht tun dürfen, versicherte AWS-CEO Selipsky seinen Kunden.

AWS hat Amazon Q bereits in etliche bestehende Services integriert - wie zum Beispiel Amazon QuickSight, Amazon Connect und AWS Supply Chain. Zu den AWS-Kunden und -Partnern, die bereits auf Amazon Q setzen, zählen Accenture, die BMW Group, Gilead Sciences, Mission Cloud, Orbit Irrigation und Wunderkind.

AWS trimmt gesamten Cloud-Stack auf GenAI

"Generative KI hat das Potenzial, einen technologischen Wandel anzustoßen, der die Art und Weise, wie Menschen alle möglichen Dinge tun, neu gestalten wird", sagte Swami Sivasubramanian, Vice President of Data and Artificial Intelligence bei AWS. Das reiche von der Suche nach Informationen und dem Forschen an neuen Ideen bis hin zum Schreiben und Erstellen von Anwendungen. AWS unterstütze Kunden bei der Nutzung von generativer KI mit Lösungen auf allen drei Ebenen des Stacks, einschließlich speziell entwickelter Infrastruktur, Tools und Anwendungen. Es gehe darum, generative KI dorthin zu bringen, wo Kunden arbeiteten - unabhängig davon, ob sie auf AWS aufbauen oder mit internen Daten und Systemen hantierten.

Mit Amazon Q bringt der Hyperscaler einen GenAI-basierten Assistenten auf den Markt, der sich zum Dreh- und Angelpunkt im Handling des AWS-Kosmos entwickeln könnte - und darüber hinaus. Gerade die Vielfalt an Funktionen und Services im Cloud-Ökosystem stellt viele Kunden vor Herausforderungen. Hilfestellung, wie sie Q verspricht, könnte bei den Kunden gut ankommen.

Amazon Q vs. Microsoft Copilot

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Microsoft mit seinem Copilot. Immer wieder hat der Software- und Cloud-Konzern in den vergangenen Monaten angekündigt, seinen GenAI-Bot mit allen Softwarekomponenten im Microsoft-Universum zu verknüpfen. Inwieweit sich die Systeme der großen Anbieter in die Quere kommen, bleibt abzuwarten. Amazon Q lässt sich jedenfalls laut Anbieter mit Microsoft 365 verknüpfen und den Copilot sollen Anwender auch auf alle möglichen Daten loslassen können - egal, wo sie liegen, auch in der Amazon-Cloud.

Für die Anwenderunternehmen stellt sich die Frage, mit vielen Bots sie in Zukunft hantieren möchten. "Amazon Q kann alle grundlegenden Produktivitätsaufgaben erledigen, die auch Copilot erledigen kann", sagte Keith Kirkpatrick, Research Director of Enterprise Applications bei The Futurum Group. Außerdem lasse sich der Assistent für eine Vielzahl von Anwendungen im gesamten AWS-Stack verwenden. "Das dürfte für IT-Manager interessant sein, die die Anzahl der Assistenten, die überwacht werden müssen, begrenzen möchten."