Allianz spürt dem Befinden der Kunden nach

19.02.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Anwender des Systems sind die dezentralen Vertriebsdirektionen, die den angeschlossenen Agenturen die Hinweise auf ihre stornogefährdeten Versicherungsnehmer sowie auf Kunden mit Ausbaupotenzial direkt in die Point-of-Sales-Systeme (sprich: Laptops) übertragen. So weit Heinen das beurteilen kann, ist die Akzeptanz hier wie dort sehr hoch.

Konsistenzprüfung zunächst unterschätzt

Selbstverständlich läuft ein derartiges Projekt niemals so glatt, wie hier beschrieben. Auf die Frage, welche Fehler oder Irrwege er beim nächsten Mal vermeiden würde, fallen Heinen spontan zwei Punkte ein: Zum einen musste der Prozess „Extrahieren, Transformieren, Laden“ (ETL) nachträglich um eine Stufe erweitert werden, weil die Datenmenge zu groß war, um sie innerhalb einer Nacht zu bearbeiten. Zum anderen sei ihm erst spät klar geworden, wie wichtig eine Konsistenzprüfung der Daten ist.

Der Erfolg dieser Lösung ging im Hochwasser des vergangenen Jahres ein wenig unter. Laut Heinen gelingt es der Allianz Versicherung seit der Prototyp-Installation Jahr für Jahr, die Hälfte der vom System prognostizierten Stornos zu vermeiden und die Vertragsunterzeichnungen durch die „hoch abschlussaffinen“ Kunden zu verdoppeln. Wer daraufhin die Stimmigkeit der Prognose bezweifelt, muss sich eines Besseren belehren lassen. Die regelmäßig angestellten Vergleiche mit der Realität hätten eine Korrelation von 90 Prozent ergeben, versichert der Leiter Zentrale Aufgaben.

Alles in allem habe das System spätestens Ende 2001 seine Erstellungskosten - einen „niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag“ - wieder eingespielt, so der Herr über 180 Systemanalysten. Wären die jüngsten Naturkatastrophen nicht gewesen, schriebe die Sachversicherung wieder schwarze Zahlen. Und Heinen lässt keinen Zweifel daran, dass in diesem Fall die Business-Intelligence-Systeme maßgeblich dazu beitrügen.

Dabei ist sich der Allianz-Manager bewusst, dass ein Projekt dieser Größenordnung heute wohl kaum umgesetzt würde: „Ich sehe eine Tendenz zu kleinen, sozusagen sicheren Projekten.“ Vor fünf Jahren sei es noch leichter gewesen, ein solches Vorhaben auf den Weg zu bringen: „Gott sei Dank, jetzt haben wir es.“ Vielleicht zahlt sich Pioniergeist ja aus!