Firefly im Kreuzfeuer

Adobe verstimmt Stock-Fotografen

26.06.2023
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Während Adobes "kommerziell sicheres" GenAI-Tool Firefly Anwender und Kunden begeistert, sind die Kreativen offenbar weniger glücklich.
Adobes Plan, mit Firefly die Content-Erstellung zu demokratisieren, kommt nicht bei allen Beteiligten gut an.
Adobes Plan, mit Firefly die Content-Erstellung zu demokratisieren, kommt nicht bei allen Beteiligten gut an.
Foto: Adobe

Der Grafiksoftwarehersteller Adobe erlebt seit der Vorstellung des GenAI-Tools Firefly einen Höhenflug: Nach Angaben von Adobe haben die Beta-Nutzer von Firefly seit dem Start im März mehr als 200 Millionen Bilder generiert und dabei eine Vielzahl von neu verfügbaren Werkzeugen und Funktionen wie Text-zu-Bild, Generative Fill und Bilderweiterung genutzt.

Bei Unternehmen kam insbesondere die Ankündigung Adobes gut an, das Tool sukzessive in das neue Grafikprogramm Adobe Express for Enterprise und andere Lösungen zu integrieren. Anstatt darauf zu warten, dass ein Designprofi Inhalte für sie generiert, können sie mit dem KI-Tool schnell und einfach markenkonforme Grafikinhalte erstellen oder bearbeiten, verspricht der Anbieter.

Hinzu kommt, dass Adobe Firefly als kommerziell sicher anpreist. So sei das KI-Modell auf Hunderten von Millionen lizenzierter Bilder aus dem lizenzfreien Adobe-Stock-Angebot des Unternehmens sowie auf "frei lizenzierten und anderen gemeinfreien Inhalten ohne Urheberrechtsbeschränkungen" trainiert worden. Außerdem sollen Kreative eine Entschädigung erhalten, wenn ihre Werke bei der Erstellung eines KI-Bildes verwendet wurden.

Unmut bei Kreativen

Auch wenn die Company noch keine Details zur Kompensation bekannt gegeben hat, zeichnet sich bei einer Gruppe von Künstlern, die zu Adobe Stock beitragen, bereits Unzufriedenheit ab, berichtet Venturebeat. So beklagten einige Urheber gegenüber der News-Seite, dass Adobe ihre Stock-Bilder ohne ausdrückliche Benachrichtigung oder Zustimmung zum Training von Firefly genutzt habe. Wenngleich dies auch ein Problem für andere generative Text-to-Image-Tools wie DALL-E, Midjourney oder Stable Diffusion darstelle, sei dies besonders ungeheuerlich für ein Unternehmen wie Adobe, das seit Jahrzehnten eng mit der Kreativwirtschaft verflochten ist, erklärten sie.

Die Künstler monieren zudem, dass die Popularität von Firefly die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer Stock-Bilder kaufen, deutlich verringere. Darüber hinaus kannibalisiere eine Flut von generativen KI-Bildern in Adobe Stock die Plattform.

Kritisiert wurde zudem mangelnde Transparenz. So sei es unklar, ob Bilder auch nach dem Entfernen weiter von der KI verwendet würden, weil das Modell damit trainiert wurde. Adobe habe zwar nichts Illegales getan hat, räumten sie ein. Es wäre aber ethisch vertretbar gewesen, Stock-Fotografen vorab über das Firefly-KI-Training zu informieren und ihnen von Anfang an eine Opt-out-Option anzubieten.

Adobe erklärte gegenüber VentureBeat, dass es sein Ziel sei, generative KI so zu entwickeln, dass Kreative ihre Talente zu Geld machen können. Es sei wichtig zu erwähnen, dass sich Firefly noch in der Beta-Phase befindet, so ein Firmensprecher. Adobe fühle sich weiterhin verpflichtet, die Kreativen zu entschädigen. Genauere Angaben dazu gebe es, sobald diese Angebote allgemein verfügbar seien.