0900 - Schluss mit der 0190-Abzocke?

05.10.2005
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Ein anderes Beispielszenario wäre, dass ein Verlag seinen Lesern im Internet jeden fünften Artikel kostenlos anbietet und hierfür nachträglich eine Gutschrift veranlasst. Denn die neuen 0900-Nummern eignen sich auch als Alternative zu bisherigen Micro-Payment-Verfahren wie Firstgate.

0900-Vorteile für Unternehmen

• Diskriminierungsfreie Vergabe, da keine 1000er Blöcke abgenommen werden müssen;

• flexible Preisgestaltung bringt mehr Wettbewerb und Differenzierung;

• Möglichkeit, neue Services anzubieten (flexible Hotline-Tarifierung, Micro-Payment);

• Serviceanbieter erhalten prozentual mehr vom 0900-Umsatz;

• seriöse Anbieter müssen nicht mehr für schwarze Schafe büßen;

• eigene Rechnungsstellung und damit direktere Kundenbeziehung möglich.

Für den Kunden haben sie den Vorteil, dass er sich nirgends registrieren muss. Praktisch könnte dies so aussehen, dass der Leser bei einem kostenpflichtigen Artikel den Hinweis auf eine 0900-Telefonnummer sowie einen Zahlencode erhält. Zur Freischaltung des Artikels ruft er die Nummer an und gibt dann den Code per Telefon ein. Ähnliche Verfahren sind etwa für Video on Demand denkbar. Grundsätzlich kann mit den 0900-Rufnummern alles abgerechnet werden, was mit Content zu tun hat. Nach Ansicht einiger Branchenkenner ist auch die Bezahlung von Warensendungen denkbar.

Um die Forderungen nach mehr Verbraucherschutz und gleichzeitig mehr Flexibilität für die Serviceanbieter zu realisieren, ändert sich mit der 0900-Einführung das Abrechnungssystem für Mehrwertdienste grundlegend. Während der 0190-Dienst im Online-Billing berechnet wurde, also der Teilnehmernetzbetreiber die Verantwortung für das Eintreiben der Forderung des Serviceanbieters trug und an diesen quasi automatisch vorab zahlte, erfolgt nun ein Offline-Billing. Bei dieser Variante wird der Serviceanbieter selbst zum Forderungsinhaber und muss seine Anforderung über den Netzbetreiber beim Endkunden geltend machen. Gleichzeitig muss er gegenüber dem Netzbetreiber die Höhe seiner Forderung anhand von elektronischen Tickets belegen, denn im Gegensatz zur früheren 0190-Nummer ist der Tarif ja nicht mehr anhand der Ziffernfolge der Rufnummer erkennbar.

Finanzielle Konsequenzen