Zwist zwischen kommerziellen Jobbörsen und der Bundesanstalt für Arbeit

26.08.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Jobpilot, Stepstone, Monster, Jobscout 24 und die Bundesanstalt für Arbeit (BA) konnten sich nicht über eine mögliche Zusammenarbeit einigen. Die vier Jobbörsen werfen der Behörde vor, mit Steuergeldern subventioniert in ihren Jagdgründen zu wildern.

Die Diskussionsrunde zwischen den vier Jobbörsen und der Bundesanstalt für Arbeit (BA) war am vergangenen Mittwoch kein gemütliches Kaffeekränzchen. Ein Anlass für den Zwist sind die Pläne der Nürnberger Behörde, verstärkt in die Vermittlung von Fach- und Führungskräften einzusteigen.

Inzwischen nimmt das Projekt "Virtueller Arbeitsmarkt" (VAM) der Bundesanstalt für Arbeit konkretere Formen an. Mit einer eigenen Plattform im Netz möchte die BA ihre Jobvermittlung beschleunigen und verbessern. Regelmäßige Gespräche mit den großen Jobbörsen gehörten von Anfang an dazu, da der BA an einer Zusammenarbeit gelegen war. Dieser Austausch ärgerte viele der kleineren Jobbörsen. Sie hatten sich in letzter Zeit immer lauter beschwert, dass sie nicht zu den Gesprächen eingeladen wurden.

"Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen wollen wir jetzt mit den Jobbörsen einzeln reden", erklärt Jürgen Koch, Projektleiter VAM, den neuen Ansatz. Das sei auch bei dem letzten Gespräch am Mittwoch letzter Woche beschlossen worden. In einer gemeinsamen Pressemitteilung formieren sich die Konkurrenten Jobpilot, Stepstone, Monster und Jobscout 24 nun zum Widerstand gegen die Behörde. Sie werfen dem VAM-Projekt vor, es verschleudere Steuergelder und komme seinem gesetzlichen Auftrag, Arbeitslose zu vermitteln, nicht nach. Koch hält den Inhalt der Pressemitteilung für eine glatte Lüge, die Gespräche seien nicht abgebrochen worden. "Die Jobbörsen sind sich eigentlich spinnefeind," so der BA-Mann. Treibende Kraft hinter der Kampfansage an die BA sei Jobpilot.

Zukünftig plant das VAM-Projektteam keine Diskussionsrunden mit den vier großen Jobbörsen, sondern möchte in Einzelgesprächen die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausloten. Dann sollen auch kleinere Stellenmärkte zum Zug kommen. Dagegen verstehen Jobpilot, Stepstone, Monster und Jobscout 24 die neuen Pläne der BA als Kampfansage und planen weitere Schritte.

Holger Lietz, Marketing-Leiter von Jobpilot aus Bad Homburg, beschreibt das Meeting in ganz anderen Worten. Aus seiner Sicht habe die BA Anspruch und Zielsetzung des BA-Projekts verändert. "Pressesprecher Schütz kündigte an, man werde unter eigenem Label firmieren und strebe die Marktführerschaft an", empört sich Lietz über das neue Selbstbewusstsein der Behörde. Die Vertreter der BA hätten den verdutzten Geschäftsführern der vier Jobboards und Randolph Vollmer, Geschäftsführer von Jobware, erklärt, dass auch die Vermittlung von Fach- und Führungskräften in Zukunft verstärkt zu ihrem Portfolio gehöre.