Globale Prozesse mit SAP und Sage

Zwei Anwender mit zwei ERP-Lösungen

15.12.2009
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Umsetzung: Herausforderung Zeitverschiebung/gesetzliche Anforderungen

Was war beziehungsweise ist die besondere Herausforderung unter Internationalisierungsaspekten?

Mankiewicz: Die internationale Dimension des Projekts bringt Herausforderungen zum Beispiel durch die Zeitverschiebung zwischen den Standorten mit sich. Mankiewicz ist auf allen Kontinenten aktiv, so dass zu jeder Zeit irgendwo gearbeitet wird. Bei der Implementierung der Anwendung bringen landesspezifische Eigenheiten wie unterschiedliche Währungen, besondere Zahlweisen oder Gesetzesvorgaben Herausforderungen mit sich. Den größten Aufwand bei der Anpassung des Template verursachen die unterschiedlichen Sprachen. Die Formulare müssen treffend übersetzt und ihr Layout an die jeweiligen Schriftsätze und andere Papierformate - etwa Letter in den USA - angepasst werden, damit Kunden, Lieferanten und Auslandsgesellschaft damit arbeiten können. Geholfen hat der Implementierungspartner Lufthansa Systems. Er konnte auf Erfahrungen im eigenen Haus zurückgreifen, da das Unternehmen selbst global aufgestellt ist.

Infirmarius: Die Software von Sage soll alle landesspezifischen Parameter wie gesetzliche oder marktspezifische Anforderungen zentral in der Lösung abbilden und diese Informationen in einem einheitlichen System konsolidieren. So sollen beispielsweise in Deutschland produzierte Waren über das System auch in Frankreich verkauft werden und umgekehrt. Dabei gilt es Artikelbezeichnungen, Mengenangaben und Währungen des jeweiligen Landes zu verwenden und die Artikel je Standort mit unterschiedlichen Kalkulationen, Preislisten etc. führen. Die Zentrale in Frankreich soll diese Informationen einheitlich in einer französischsprachigen Oberfläche erhalten.

Das Projekt von Mankiewicz

Unternehmen: Mankiewicz Gebr. & CO. (GmbH & Co. KG).

Branche: Hersteller von Beschichtungsstoffen unter anderem für die Luftfahrt- und Automobilindustrie.

Mitarbeiter: über 700.

Umsatz: keine Angaben.

Standorte international: Brasilien, China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Mexiko, Polen, Singapur, Spanien, Südafrika, Tschechien, USA.

IT-Mitarbeiter: zirka sechs für die SAP-Betreuung und sechs für die IT-Technik.

Projektname: SAP-Rollout für Mankiewicz-Gesellschaften im Ausland.

Laufzeit: etwa fünf 5 Jahre.

Aktueller Stand: Die Anbindung wurde in Singapur und Shanghai 2007, in den USA und dem Tochterunternehmen Rüdt-Industrielacke 2008 sowie in Tschechien 2009 abgeschlossen. Die Anbindung in Mexiko wird voraussichtlich zum Jahreswechsel 2010 abgeschlossen.

Eingeführte Applikationen: SAP ERP mit den Modulen: SD, MM, FI, CO, AA, PP-PI, QM.

Externer Partner: Lufthansa Systems.

Ergebnis: Verbesserungen im Warenfluss, Transparenz der weltweiten Abläufe und im Reporting.

Weitere Planung: Pro Jahren sollen zwei Länder angebunden werden.

Wie gelingt der Spagat zwischen weltweiter Harmonisierung und landesspezifischen Besonderheiten?

Mankiewicz: Lufthansa Systems hat das einheitliche Template entwickelt und im Rollout durch die Programmierung von Zusatzlösungen für landesspezifische Erfordernisse wie etwa Gesetzesvorgaben ergänzt.

Infirmarius: Nachdem die IT-Prozesse in Frankreich und Deutschland analysiert waren, wurde das Prozessdesign für Infirmarius in Göppingen entworfen. Einige Abläufe übernahmen die Verantwortlichen aus Frankreich, andere beließen sie, wie sie waren. Zudem ermittelte das Projekt-Team die besondere Anforderungen in der Produktion homöopathischer Arzneimittel: Die Zusammenstellung von Dilutionen (flüssig verschüttelten Substanzen) beruht auf einem komplizierten Materialfluss. Die Mischungen müssen zu einem fest definierten Verhältnis verdünnt, potenziert und erneut verdünnt werden. Die Software steuert in Deutschland genau diese Verdünnungsprozesse, in Frankreich soll dies ebenfalls eingeführt werden. Die Daten wurden aus dem Altsystem und dem SQL Server auf Sage ERP X3 mit Oracle migriert.