Forscher belegen

Zoom Fatigue ist real

24.11.2023
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Österreichische Forscher haben mithilfe von Gehirn-Scans bewiesen, dass Videokonferenzen und Online-Trainings tatsächlich zu stärkerer Erschöpfung führen als analoge Events.
Wenn alle Teilnehmer einer Videokonferenz gähnen, ist es mindestens Zeit für eine Pause - auch der Gesundheit zuliebe.
Wenn alle Teilnehmer einer Videokonferenz gähnen, ist es mindestens Zeit für eine Pause - auch der Gesundheit zuliebe.
Foto: Andrey_Popov - shutterstock.com

Ausgelöst durch die Corona-Pandemie ersetzten Videokonferenzen in der jüngsten Vergangenheit viele persönliche Treffen. Tools wie Zoom, Microsoft Teams und Cisco Webex wurden in vielen Bereichen zum New Normal.

Doch während die Technik während der Pandemie die Aufrechterhaltung von Kommunikation und Zusammenarbeit erst möglich machte und heute Zeit und Energie spart, gibt es auch eine Schattenseite: Zoom Fatigue oder - produktneutraler - Videoconference Fatigue (VCF). Praktisch jeder hat bereits bei längeren Video-Sessions deutlich stärkere Ermüdungserscheinungen registriert als bei gleich langen persönlichen Treffen.

Videoconference Fatigue erstmals wissenschaftlich nachgewiesen

Doch wenngleich mittlerweile wohl nahezu alle Anbieter Maßnahmen zu Minderung dieses Effekts in ihre Videokonferenzlösungen integriert haben, fußte das Phänomen bislang nur auf Berichten von Betroffenen. Bislang - denn Forschende der FH Oberösterreich und der TU Graz konnten jetzt anhand von EEG- und EKG-Daten belegen, dass Videokonferenzen und Online-Bildungsformate tatsächlich zu stärkerer Erschöpfung führen als entsprechende Alternativen in Präsenz.

Im Rahmen ihres Laborexperiments ließen sie 35 Studenten an 50-minütigen Vorlesungen teilnehmen, die sowohl im Hörsaal als auch online per Videokonferenz stattfanden. Die Forscher analysierten dabei die Auswirkungen dieser Meetings mithilfe EEG und ECG und verglichen die Resultate mit den Antworten der Versuchspersonen über Müdigkeit und allgemeine Stimmung.

Wie die Forscher in ihrem Bericht schreiben, zeigten die neurophysiologischen Daten zusammen mit den Fragebogendaten, dass eine 50-minütige Videokonferenz im Vergleich zu einer Präsenzveranstaltung zu Veränderungen im menschlichen Nervensystem führt, die zweifellos als Ermüdung interpretiert werden kann.

Sie empfehlen daher, Videokonferenzen als mögliche Ergänzung zur persönlichen Interaktion zu betrachten, aber nicht als Ersatz. Lässt sich ein digitales Treffen nicht vermeiden, raten sie, nach 30 Minuten eine Pause einzulegen. Außerdem könnte es hilfreich sein, Funktionen wie die Sprecheransicht zu nutzen, um die Intensität des wahrgenommenen ständigen Blickkontakts abzuschwächen.