Wachstumsrate steigt in den nächsten Jahren, aber

X-Terminal-Markt bleibt künftig vom Preisverfall nicht verschont

19.07.1991

Bis 1995 können die Hersteller von X-Window-Terminals - allen voran NCD - mit einer steigenden Nachfrage rechnen. Doch dann wird die grafischen Terminals das Schicksal der "normalen" Text-Displays ereilen. PCs und Workstations finden sich vermehrt in Einsatzgebieten, die bisher noch den X-Terminals vorbehalten waren. Die Folge: Auch in diesem Sektor des DV-Marktes wird der Kampf gegen die Konkurrenz über die Preise geführt.

Der weltweite Markt für X-Window-Terminals boomt nach wie vor. Besonders die großen Computer- und Terminalhersteller konnten 1990 und 1991 in diesem Marktsegment große Wachstumsraten verzeichnen. Nach Ansicht der Marktbeobachter setzt sich dieser Trend bis 1995 fort, allerdings, so schätzen die Analysten, werden die Preise im Verhältnis zu heute deutlich nachgeben.

Ende 1990 betrug die weltweit installierte Basis X-Window-basierter Terminals rund 77 000 Einheiten. Allein in den USA wurden 1990 über 48 000 grafische Terminals abgesetzt. Auf den internationalen Markt entfielen rund 29 000 Einheiten. Im Zeitraum von 1990 bis 1995 schätzen die Marktauguren die Expansionsrate für X-Terminals in den USA auf mehr als 50 Prozent. International wird mit einem Ansteigen der Verkaufszahlen von über 60 Prozent gerechnet.

Im Zusammenhang mit den Wachstumsraten ist auch zwischen 1990 und 1995 eine Preisverschiebung wahrscheinlich. Ein X-Window-basiertes Terminal der unteren Kategorie kostet heute in den USA rund 3100 Dollar.

Network Computing

Devices ist Markführer

Die Marktforscher schätzen, hinweg fortsetzen wird, bis 1995 etwa bei 1500 Dollar pro System endet. 1990 führte Network Computing Devices (NCD) mit einem weltweiten Anteil von etwa 36 Prozent den Markt für X-Window-Terminals an. Auf dem US-Markt hält das Unternehmen satte 40 Prozent. Hinter NCD folgt Digital Equipment mit einem Weltmarktanteil von etwa 17 Prozent. In den USA gehen rund 23 Prozent des Gesamtvolumens im Bereich X-Terminals an DEC. Auf dem dritten Platz liegt Hewlett-Packard mit etwa zehn Prozent, in den USA erreichte der Minicomputer-Hersteller knapp sieben Prozent und damit, auf die USA bezogen, den fünften Rang. Wogegen Graphon, die Nummer drei am amerikanischen X-Terminal-Markt, zirka acht Prozent des Weltkuchens für sich verbuchen konnte.

Weltweit gesehen setzt sich die Spitze des X-Window-Marktes aus drei Unternehmen zusammen: NCD, DEC und HP. Diese drei vereinigen einen Marktanteil von über 60 Prozent. Auch in den Vereinigten Staaten kummulieren die drei Hersteller einen Anteil von knapp 60 Prozent.

Gemessen am weltweiten Anteil der 1990 installierten X-Window-Terminals, betrug der Anteil der Farbbildschirme über 25 Prozent.

Branchenbeobachter sehen als Grund für den hohen Anteil von monochromen X-Window-Terminals das Preis-Leistungs-Verhältnis an.

Bis 1993 werde sich an diesem Marktverhältnis wenig ändern. Bis 1994 wird jedoch den Schätzungen zufolge die Anzahl der Farbbildschirme deutlich steigen.

Untergliedert man den X-Terminal-Markt in den Farb- und den Monochrom-Bereich, ergibt sich für die Farbbildschirme folgende Situation: Den ersten Platz nimmt hier Hewlett-Packard mit einem Weltmarkt-Anteil von 27 Prozent ein. Auf dem US-Markt bewegt sich HP mit etwa 22 Prozent allerdings nur auf dem zweiten Platz. Die zweite Position weltweit hält NCD mit knapp 26 Prozent. In den USA liegt jedoch NCD mit einer installierten Basis von über 30 Prozent vor HP auf Rang eins. Mit etwa 17 Prozent weltweit und über 20 Prozent in den USA belegt Tektronix in beiden Bemessungsfeldern den dritten Platz.

Weltweit fallen somit auf NCD, Tektronix und HP mehr als 70 Prozent des Markts. Der Anteil auf dem US Markt beträgt für die drei Unternehmen sogar knapp 80 Prozent.

Eine andere Rangfolge ergibt sich bei den monochromen X-Window-Terminals. Hier nimmt NCD mit einem Marktanteil von fast 40 Prozent weltweit und über 40 Prozent in den USA den ersten Platz ein. Zweiter ist DEC mit einem Weltmarkt-Anteil von zirka 20 Prozent und knapp 17 Prozent in den USA. Der dritte Platz weltweit geht mit elf Prozent der installierten monochromen X-Terminals an Graphon, die auch im amerikanischen Markt mit etwa 13 Prozent auf Platz drei liegen. Hier beträgt der kummulierte Marktanteil der drei Unternehmen sowohl weltweit als auch in den USA über 70 Prozent.

1991 wird nach Angaben von IDC das Volumen für X-Window-Terminals bei rund 130 000 Einheiten weltweit liegen. Diese Schlußfolgerung begründen die Marktforscher damit, daß 1990 das erste Jahr war, in dem führende DV-Hersteller die X-Window-Systeme in ihr Produktspektrum aufgenommen haben. Hier sind unter anderem DEC, HP und IBM zu nennen.

Das Wachstum dauert noch vier Jahre an

Nach Einschätzung der Analysten wird NCD auch 1991 weltweit die meisten Stückzahlen absetzen können. Jedoch sei speziell im farbigen Segment mit starker Konkurrenz durch HP und Tektronix zu rechnen. Sowohl für HP mit der neuen 700-RX-Familie als auch für Tektronix sehen die Marktauguren gute Zuwachschancen in diesem Segment.

Insider schätzen, daß Digital Equipment seine Stellung weiter halten kann. Ebenso agiere IBM mit der RS/6000-Familie als Konkurrent für NCD und Tektronix.

Dabei verheißen die Marktforscher auch den Software-Applikationen für X-Terminals gegen Ende 1991 eine kritische Masse. Programme, die für RS/6000-Systeme von IBM, Windows-Maschinen von DEC und Suns Workstations geschrieben werden, unterstützen laut IDC diesen Trend noch.

Den Fachleuten zufolge ist zwischen 1992 und 1995 mit einem starken Anstieg von X-Window-Terminals zu rechnen. Dabei werden diesem Markt ab Ende 1994 ähnliche Schwierigkeiten wie für den "normalen" Terminalmarkt vorhergesagt. Für Insider begründet sich diese Situation aus der Tatsache, daß mehr Anwender zu intelligenten Workstations und PCs wechseln werden. Infolgedessen senken die Anbieter ihre Preise für X-Window-Terminals, um konkurrenzfähig zu sein.

Besonders die Entwicklung von Unix sowie von auf Workstations und PCs einsetzbaren Bürokommunikations-Paketen, etwa Uniplex, werden den Terminalherstellern in Zukunft zu schaffen machen.

Vor allem das Engagement von Unix-Anbietern wie SCO die die Verbreitung von Unix auf Mehrplatz-Systemen vorantreiben, sind weitere Indikatoren für das Vorrücken von Workstations und PCs in die bislang von Terminals beherrschten Domänen.

Die technologische Weiterentwicklung besonders der PCs bildet einen weiteren Faktor, mit dem Hersteller von X-Window-Terminals zu kämpfen haben. Daher rechnen Marktforscher, daß die Preise von X-Window-Terminals 1995 ein niedriges Level erreichen, um so dem Trend zu PCs und Workstations entgegenzusteuern. Nach dem Preisverfall werden sich die Anschaffungskosten für X-Window-Farbschirme und monochrome Workstations in etwa gleichen.

Diesen Faktor machen sich junge Unternehmen zunutze, um mit Nischenprodukten interessante Alternativen für den Einsatz von Terminals zu schaffen. In der Regel sind dies Terminalkonzentratoren, wie sie zum Beispiel Chase Research produziert Damit können an einer Leitung mehrere Terminals verwendet werden. Die dadurch eingesparten Verkabelungs- und Logistigkosten lassen die Preis-Leistungs-Kalkulation für Terminals in einem positiven Licht erscheinen.

1990 - das Jahr der

Performance-Leistungen

Branchen-Insidern zufolge beeinflussen X-Window-Displays die Wachstumschancen des Workstation-Markts nicht wesentlich. Jedoch werden den Marktbeobachtern zufolge X-Terminals nicht, wie anzunehmen war, Ende 1995 die reinen Text-Bildschirme verdrängt haben. Dafür sind derzeit die Kosten für ein System der X-Window-Klasse zu hoch.

Im März 1991 gab es IDC zufolge 19 X-Terminal-Hersteller. Die Marktforscher unterteilten den Markt in den Low-end-Sektor (Farb- und Monochrom-Schirme im 12-Zoll- und 14-Zoll-Format), den Midrange- (15, 16 und 17 Zoll große Farb- und Monochrom-Displays) sowie den High-end-Bereich mit Monochrom- und Farbterminals im 19-Zoll-Format.

Das Jahr 1990 war geprägt durch Preis- und Performance-Leistung der einzelnen X-Terminal-Hersteller. Ferner empfanden Marktforscher und Anwender die Produktzyklen der einzelnen Terminals als reichlich kurz. Oftmals ließ sich 1990 ein Wechsel der Distributionskanäle feststellen, zudem differierten die Hersteller mit den Garantiezeiten enorm.

Für den zukünftigen X-Terminal-Markt erwarten die Analysten Leistungsmerkmale wie eine breitere Farbpalette und größere Bildschirme.

Außerdem sehen die Branchenbeobachter Handlungsbedarf in den Kommunikationsverbindungen für X-Window-Komponenten. Twisted-Pair-Support, Decnet, Token-Ring und LAT sind die Möglichkeiten, die eine weitere Konnektivität der Terminals im Netz sicherstellen soll. Des weiteren bestehen derzeit Mängel beim PEX/3D-Support sowie bei RISC-Konstruktionen.