Wo ist der Programmcode geblieben?

20.04.2005
Von Professor Dr.
Anwendungssysteme beschränken sich inzwischen auf die reine Funktionsausführung. Viel Code wurde ausgelagert, was Flexibilität aber auch mehr Komplexität zur Folge hat.

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  • wie sich Softwaresysteme in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben;

  • warum moderne Architekturen organisatorisch-betriebswirtschaftliche Prozesse besser unterstützen.

Softwaresysteme waren früher so einfach! Vor 40 Jahren bestand ein Programm aus Statements zur Funktionsbearbeitung, die in Lochkarten gestanzt wurden. Dabei ging es vor allen Dingen um die Lösung von mathematischen Aufgaben. Dem Stapel folgte eine rote leere Karte und anschließend die Karten mit den zu verarbeitenden Daten. Die Reihenfolge, in der die Statements bearbeitet wurden, war durch die Reihenfolge der Lochkarten eindeutig festgelegt.

Inzwischen hat sich vieles verändert. Es wird immer schwieriger, den eigentlichen Programmcode eines Anwendungssystems zu identifizieren. Er ist heute auf viele Teilsysteme verteilt und macht es für den Programmierer sehr schwer, den Überblick über eine bestimmte Anwendung zu behalten.

Blicken wir zurück: Die Datenzugehörigkeit zu einem Anwendungsprogramm hatte ihre Tücken. Benutzten mehrere Programme die gleichen Daten, so war es schwierig, diese aktuell zu halten und sicherzustellen, dass alle Programme jeweils mit den gleichen Informationen arbeiteten. Deshalb wurden im Rahmen von ERP-Software die Daten den funktionsorientierten Programmmodulen entnommen und in einer eigenen unternehmens-weiten Datenbasis verwaltet. Nun konnten alle Programmteile auf die gleichen Datendefinitionen zugreifen, und die Integration zwischen den Funktionsmodulen zur Bearbeitung eines gesamten Geschäftsprozesses wurde wesentlich erleichtert.

Da die Daten von eigenen Verwaltungs- oder Datenbanksystemen organisiert wurden, beschränkt sich die Datenmanipulation in den eigentlichen Anwendungsprogrammen auf einfache Befehle wie Lesen, Speichern oder Verändern eines Datensatzes. Die eigentliche detaillierte Datenverwaltung und damit auch der dafür benötigte Programmcode wird in das Verwaltungs- beziehungsweise Datenbanksystem verlagert.