Alexander Kubsch, TechConsult

Wo der Mittelstand IT-Potenzial verschenkt

11.06.2008
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

"In vielen Unternehmen hat ein Generationswechsel stattgefunden"

KUBSCH: Die Frage, inwieweit IT effizient ist, lässt sich aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlich beantworten. In jedem Unternehmen muss sich das Management regelmäßig die Frage stellen, welchen Beitrag die Unterstützungsfunktionen, zu denen die IT in aller Regel gehört, zum Firmenerfolg beisteuern und wie dieser verbessert werden kann. Diese Frage wird Diskussionen zwischen IT-Nutzern in Fachabteilungen und der IT-Abteilung selbst forcieren, wodurch - eine gute Moderation vorausgesetzt - sich die Chancen und Probleme einer effizienten IT herauskristallisieren.

CW: Hat sich der Stellenwert von IT in Unternehmen in den letzten Jahren gewandelt?

KUBSCH: Aus verschiedenen Gründen eindeutig "ja": In vielen Unternehmen hat ein Generationswechsel stattgefunden und Mitarbeiter in Führungspositionen gebracht, die mit IT aufgewachsen sind und die Chancen und Möglichkeiten von IT besser einschätzen können. IT ist für Mittelständler bezahlbar und greifbarer geworden. Nicht zuletzt auch dadurch, dass die Anwendungsfälle vielfältiger werden und der Druck zunimmt, sich mit anderen Unternehmen zu integrieren - angefangen vom einfachen E-Mail-Austausch bis hin zur voll integrierten Lieferkette etc.

CW: Wer entscheidet in mittelständischen Firmen über IT-Investitionsplanungen?

KUBSCH: Unsere Studie "IT im Mittelstand" hat gezeigt, dass in der Gruppe der Unternehmen mit 20 bis 499 Mitarbeitern gerade einmal bei 42 Prozent der Betriebe überhaupt eine IT-Investitionsplanung stattfindet. Vielfach verfügt die Geschäftsführung direkt über ein Großteil des Budgets - im Fall von innovativen "Projekten" muss sie sowieso das finale OK geben.

CW: In welchen IT-Bereichen weist der Mittelstand Ihrer Einschätzung nach Defizite auf, die beseitigt werden sollten?

KUBSCH: Aus verschiedenen Gründen ist IT in den letzten Jahren nicht einfacher geworden und sind die Anforderungen an die IT meist zusätzlich noch gestiegen. In diesem Spannungsfeld wird die mittelständische IT-Organisation sehr oft zerrieben, was demotivierte IT-Mitarbeiter zur Folge hat. Ohne die aktive Mitarbeit der IT-Fachkräfte lassen sich die Potenziale der IT jedoch nicht erschließen. Vor diesem Hintergrund sollten Mittelständler über ihre "Wir-machen-alles-selbst"-Mentalität nachdenken, und sich gegebenenfalls auch mit externer Hilfe neue Sichtweisen und Strategien erarbeiten. Es muss nicht immer gleich der große Outsourcing-Deal sein. Ein Workshop zur Bestandsaufnahme zeigt oft genug schon Potenziale auf und kann einen Weg der kleinen Schritte zur kontinuierlichen Verbesserung aufzeigen.