WLANs richtig planen

16.10.2003
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Dies fängt bereits bei der Frage an, welche Bandbreite der LAN-Benutzer im Funknetz erhalten soll. Auf den ersten Blick ist das ein triviales Problem, sind doch sowohl Anwender wie auch Systemverwalter in geswitchten LANs daran gewöhnt, dass ihnen 10, 100 Mbit/s oder gar 1 Gbit/s dediziert zur Verfügung stehen. In einem Wireless LAN müssen sich aber die Benutzer einer Funkzelle die zur Verfügung stehende Bandbreite teilen. So entpuppen sich 11 Mbit/s, wie sie das heute weit verbreitete WLAN-Equipment gemäß IEEE- Standard 802.11b offeriert, schnell als Nadelöhr, wenn mehrere User über den gleichen Access Point auf Server zugreifen. Benötigen die Anwender höhere Bandbreiten, empfehlen sich Geräte, die der IEEE-Spezifikation 802.11 a oder g entsprechen und mit Transferraten von bis zu 54 Mbit/s aufwarten. Hier, so eine statistische Faustregel einiger Hersteller, erhält der einzelne Benutzer, wenn er sich mit drei anderen einen Access Point teilt,

eine durchschnittliche Transferrate von 25 Mbit/s.

Sind diese höheren Bandbreiten gefordert, steht der IT-Verantwortliche vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob a- oder g-Technik verwendet wird. Neben regulatorischen Besonderheiten seitens der Regulierungsbehörde spricht für 802.11g die Rückwärtskompatibilität zum weit verbreiteten b-Standard. Zusätzlich sind jedoch noch funktechnische Aspekte zu beachten. Während b und g nämlich im 2,4-Gigahertz-Bereich übertragen, den auch Mikrowellen, Bluetooth und zahlreiche andere Geräte verwenden, nutzt 802.11a das störungsärmere 5-Gigahertz-Band. Dieser physikalische Unterschied hat für die Planung eines WLAN noch eine weitere Konsequenz: Vereinfacht ausgedrückt, ist die Reichweite eines mit 5 Gigahertz funkenden Access Point deutlich geringer als bei b und g, weshalb mehr solche Zugangspunkte benötigt werden. Dies treibt wiederum die Kosten eines WLAN-Projekts in die Höhe. Auf der anderen Seite skaliert ein solches Netz

besser, da sich in den kleineren Funkzellen in der Regel weniger Benutzer aufhalten, die sich die verfügbare Bandbreite teilen müssen.

Bei der Netzplanung ist zudem noch eine weitere Funkeigenart zu berücksichtigen. Mit wachsender Entfernung vom Access Point sinkt die mögliche Transferrate. Am Rand einer Funkzelle steht dann nur noch eine Bandbreite von 1 Mbit/s zur Verfügung. Ist in diesen Fällen dennoch eine höhere Bandbreite gewünscht, empfehlen viele Hersteller den Einsatz von besonderer Antennen, die bei gleicher Funkleistung die Reichweite erhöhen. Der Anwender erkauft sich diesen Gewinn jedoch mit einem anderen Nachteil: Der starke Richtcharakter dieser Antennen verkleinert häufig die ausgeleuchtete Zone, so dass an anderer Stelle neue Funklöcher entstehen. Aufgrund dieser Besonderheiten empfiehlt René Kriedemann, Gründer und Senior-Berater bei der 2nd Wave WLAN-Consulting in Berlin, ein drahtloses Netz nicht nur auf dem Papier zu berechnen, sondern die realen Standorte der Access Points auszumessen.

Theorie und Praxis im Konflikt