Wirkungsloser RAM-Verdoppler Softram kann Speichernutzung von Windows nicht verbessern

20.10.1995

MUENCHEN (ws) - Mit "Softram" verspricht der amerikanische Hersteller Syncronys Software die Verdoppelung des verfuegbaren Arbeitsspeichers per Datenkompression. Tatsaechlich laesst sich mit dieser Software kein Speichergewinn erzielen.

Softram sollte mit Hilfe von Datenkompression fuer den Arbeitsspeicher leisten, was Produkte wie "Stacker" schon lange fuer Festplatten erreichen: die Verdopplung der Kapazitaet (vgl. CW Nr. 39 vom 29. September 1995). Da es auch eine Windows-95-Version von Softram gibt, versprachen sich viele Anwender damit einen relativ preisguenstigen Ausweg aus der Speicherknappheit, fuer die das Windows-Update auf durchschnittlich ausgestatteten PCs sorgt. Ueber 800000 Exemplare von Softram will daher Syncronys Software bereits verkauft haben.

Im Internet wiesen allerdings schon vor einiger Zeit Anwender darauf hin, dass der Einsatz dieser Software keine Auswirkungen auf die Groesse des verfuegbaren Arbeitsspeichers hat. Testergebnisse der "National Software Testing Laboratories" (NSTL) verifizierten diesen Verdacht.

Escom stellt Verkauf von Softram ein

Nun bezeichnet auch das Computermagazin "c't" Softram in einer Presseaussendung als Placebo-Software. Im Test unter Windows 95 habe das Programm weder die virtuelle Speicherverwaltung beschleunigt noch die Kapazitaet des Arbeitsspeichers vergroessert.

Die Escom AG stellte in Reaktion auf negative Testergebnisse den Verkauf von Softram ein. Laut Escom-Pressestelle macht Syncronys mit dem Verpackungstext "Double Your Memory" ein Versprechen, das sachlich nicht gerechtfertigt ist. Escom will in Zusammenarbeit mit dem deutschen Distributor Softline, Oberkirch, Softram in einer neuen Verpackung als "Produkt zur Optimierung des Speichers" anbieten.

Softline gibt sich in bezug auf die Faehigkeiten von Softram mittlerweile zurueckhaltend. Es koenne kein Ersatz fuer die Aufruestung des Speichers sein, sondern empfehle sich, wenn in Windows-Anwendungen regelmaessig Fehlermeldungen ueber zuwenig Arbeitsspeicher auftraeten. In diesen Faellen koenne Softram mit seiner Speicheroptimierung helfen. Laut Softline laesst sich dies mit einem einfachen Test unter MS-Excel oder Word fuer Windows ueberpruefen. Excel koenne beispielsweise beim Einsatz von Softram mit dem Befehl "Bearbeiten/Ausfuellen" weit mehr Reihen ausfuellen. NSTL fuehrt diese Tatsache aber auf den Eintrag "PageOverCommit=10" zurueck, den Softram in der System.ini hinzufuegt. Diese Aenderung an der Windows-Konfiguration kann jeder Anwender bei Bedarf allerdings auch selbst vornehmen.

Die Kritik, dass Softram Placebo-Software sei, weist Christoph Hoffmann, Pressesprecher von Softline, mit dem Argument zurueck, dass das Produkt auf Faehigkeiten getestet wurde, die man nicht von ihm erwarten duerfe. Vor allem sei die getestete Version fehlerhaft, das seit kurzem erhaeltliche Update konnte Softline nicht mehr rechtzeitig fuer Tests weitergeben. Softram benoetigt ausserdem mindestens 8 MB RAM, um seine Wirkung entfalten zu koennen.

Unsere Ueberpruefung der fehlerkorrigierten Version bestaetigte Testergebnisse, die NSTL schon fuer die alte Version ermittelt hatte: Mit und ohne Softram ging Windows 3.1 nach vierzig Aufrufen des Taschenrechners die Luft aus, waehrend das Konkurrenz-Produkt Ramdoubler laut NSTL bis zu siebzig Kopien des Rechners zuliess. Die Tester werten dies als Zeichen dafuer, dass Softram entgegen den Werbeaussagen von Syncronys auch nicht in der Lage ist, den konventionellen Speicherbereich unterhalb des ersten MB zu optimieren.