Wird Voice over IP ein Servicegeschäft?

16.03.2005
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Der Management-Beratung Mercer zufolge liegt das Einsparpotenzial durch VoIP je nach Unternehmensgröße und Kommunikationsaufkommen bei bis zu 30 Prozent. Erzielt wird es durch die geringeren Verbindungspreise, vor allem aber durch die sinkenden Kosten für die Infrastrukturverwaltung. Bislang benötigte ein Unternehmen zwei komplette Wartungsteams - eines für die eigene TK-Anlage, die Verkabelung und die Endgeräte, das andere für die gesamte Dateninfrastruktur. Durch die Integration von Voice und Daten hat der Kunde dagegen nur noch eine Welt zu verwalten. "Die Senkung der Betriebskosten ist für Geschäftskunden das wichtigste Argument, auf VoIP umzustellen", so Matthias Feicht, Produkt-Manager bei BT.

Virtuelle Call-Center

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Anwender Mehrwertdienste wie CTI (Computer-Telefonie-Integration), Click-to-Dial oder Call-Center-Funktionen unter VoIP wesentlich einfacher und kostengünstiger nutzen und ihre Geschäftsabläufe verbessern können. Vor allem die Integration von Anwendungen - etwa durch Unified Messaging - gilt als Mittel zur Produktivitätssteigerung. Jörg Bielefeld von QSC, dem drittgrößten deutschen TK-Anbieter mit eigener Netzinfrastruktur, räumt zwar ein, dass solche Funktionen bislang noch kaum genutzt werden: "Die Firmen werden diese Anwendungen nicht sofort komplett integrieren, sondern schrittweise nutzen", glaubt der Produkt-Manager. Trotzdem wollen die Anbieter gewappnet sein. T-Systems etwa bietet bereits Unified Messaging und CTI auf VoIP-Basis an. QSC will im Frühjahr virtuelle Call-Center-Funktionen vorstellen. Mehrwertdienste wie CTI, Unified Messaging und Videoconferencing sind ebenfalls geplant.

Hinzu kommt, so die Anbieter, dass diese Mehrwertdienste skalierbar und damit leicht kalkulierbar sind. Auch für die Hardware zahlt der Kunde etwa bei BT je nach Anzahl der benötigten Endgeräte nur einen Preis - Installation, Wartung und Support inbegriffen. Experten halten jedoch selbst komponentenbezogene Berechnungen noch für zu kompliziert: "Was die Kunden wollen, ist nur ein einziger Preis pro Arbeitsplatz", so Steve Koppman, Analyst bei Gartner. Preismodelle, für die die Integration von Sprache und Daten ideale Voraussetzungen bietet, meint Arcor-Produkt-Manager von Garmissen: "Ich kann mir vorstellen, dass künftig ein fester Preis für die Ausstattung eines Mitarbeiters berechnet wird, der nicht nur Hardwaremiete und Service, sondern auch die Verbindungspreise und das Datenvolumen enthält."

Auch wenn die Anbieter die VoIP-Welt in rosigen Farben malen - ein wesentlicher Hemmschuh für die Migration bleibt: Viele Firmen-LANs sind für VoIP bislang nicht oder nur bedingt geeignet. Sollen Zweigstellen angebunden werden, muss zudem neben der LAN- auch die WAN-Infrstruktur auf ihre VoIP-Tauglichkeit überprüft und gegebenenfalls ausgebaut werden. Hier besteht laut BT-Produkt-Manager Feicht noch viel Nachholbedarf: "Nach der ersten Euphorie geht es jetzt darum, zu analysieren, was noch alles zu tun ist, damit das auch funktioniert."

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