SAP-Kunden fordern

"Wir wollen die alte SAP wiederhaben"

11.12.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die Wartung muss flexibler werden

Die Forderungen der CIOs für eine gemeinsame Zukunft mit SAP sind eindeutig: ein flexibles Angebot von Wartungsleistungen, aus dem die Kunden je nach Bedarf wählen können, sowie eine beherrschbare Systemlandschaft, um nachhaltig die Betriebskosten senken zu können.

Volker Merk, Deutschland-Chef SAP: "Die Kunden haben die Kündigung sehr emotional aufgenommen."
Volker Merk, Deutschland-Chef SAP: "Die Kunden haben die Kündigung sehr emotional aufgenommen."

Aus Walldorf gibt es bis dato keine Antwort auf die Forderungen der Kunden. Allem Anschein war man in der Konzernzentrale zunächst darauf bedacht, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Einen Tag bevor die Rebellen an die Öffentlichkeit gingen, versuchte SAP, die Diskussion zu entschärfen. Deutschland-Chef Volker Merk verkündete, das der Konzern die Kündigung der alten Supportverträge zurücknehme. "Die einseitige Vertragskündigung wurde als Kündigung der Partnerschaft missverstanden", sagte der SAP-Manager. "Die Kunden haben die Kündigung sehr emotional aufgenommen." In Zukunft könnten die Bestandskunden nun zwischen dem Standard und dem Enterprise Support wählen.

Ob sich die Beziehungen zwischen SAP und den Kunden schnell wieder normalisieren, ist fraglich. Zunächst dürfte es für die Anwenderunternehmen darum gehen, den notwendigen Support wieder rechtlich abzusichern. Aktuell befinden sich viele Firmen in einem vertragslosen Zustand, berichtet Salim Siddiqi, CIO von Yazaki Europe Limited HQ Cologne. Es werde vermutlich bis weit in 2009 hinein dauern, bis der Supportrahmen wieder stehe.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten:

  • SAP widerruft schriftlich die Kündigung. Mit dem Einverständnis der Vertragspartner gelten wieder die alten Supportverträge.

  • Alternativ können aber auch neue Wartungsverträge aufgesetzt werden.

Experten wie Helmuth Gümbel von Strategy Partners raten den Verantwortlichen in den Unternehmen, die Konditionen genau unter die Lupe zu nehmen und mit den alten Verträgen zu vergleichen.

SAP hat bereits angekündigt, 2010 die Preise für den Standardsupport erhöhen zu wollen. In welchem Rahmen dies geschehen wird, konnte oder wollte Deutschland-Chef Merk nicht sagen. "Wir wissen nicht, in welchen vertraglichen Situationen sich die Kunden genau befinden", räumte der Manager ein. Das müsse SAP zunächst analysieren. In den bestehenden Verträgen gibt es eine Preisanpassungsklausel, die es SAP erlaubt, die Wartungssätze gemäß der Steigerung des Lohnindex der Angestellten im Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe für Deutschland zu erhöhen. Nach Angaben von Anwendervertretern sei die Klausel in der Vergangenheit jedoch nicht angewandt worden. Sofern die Altverträge wieder Gültigkeit erlangen und der Passus auch in neuen Verträgen Eingang findet, hätte SAP damit allerdings eine rechtliche Grundlage für Preiserhöhungen.