Sun-Chef Schröder

"Wir müssen uns dem Kostendruck stellen"

11.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

"Den CIOs geht es primär um die Kosten"

CW: Ist Sparen unter den CIOs generell das Gebot der Stunde?

SCHRÖDER: In den vergangenen Wochen und Monaten haben alle Umfragen unter den CIOs gezeigt: Es geht um die Kosten. Der Druck lässt sich nicht verleugnen, so gern wir als Anbieter die Situation anders sehen würden. Aber dem muss man sich auch stellen. Darüber hinaus sind in der wirtschaftlich sehr angespannten Situation auch der Veränderungswille und der Veränderungsdruck größer geworden. Die Unternehmen sehen sich nach Alternativen um und stellen sich Fragen: Wie kann ich kostengünstiger meine Office-Strukturen realisieren, wie kann ich meine Datenbanken effizienter betreiben? Insgesamt steht für uns deshalb die gesamte CeBIT unter dem Thema "Kosten einsparen".

CW: Gilt das auch für Sun?

SCHRÖDER: Die CeBIT ist für uns weiterhin sehr wichtig, aber wir haben uns natürlich auch gefragt: Wie können wir die CeBIT möglichst effizient gestalten, mit geringeren Kosten? Das haben wir mit den zwei Ständen hinbekommen, wir sind genau bei den zwei anvisierten Zielgruppen. Früher haben wir unsere gesamte Server- und Storage-Palette gezeigt. Für jede Software wurde ein Best-Practice-Szenario präsentiert. Das alles findet heute viel fokussierter bei den einzelnen Kunden statt. Die Ansprache ist individueller geworden, auf den einzelnen Kunden zugeschnitten.

CW: Wie bewerten Sie das aktuelle Investitionsverhalten Ihrer Kunden?

SCHRÖDER: Wenn Sie fragen, wie viel die Kunden ausgeben, muss ich antworten: Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, wie viel sie bei uns ausgeben. Da kann ich sagen: Hier haben wir unsere Ziele erreicht. Sie haben also das ausgegeben, was wir erwartet haben. Es kann sein, dass sie bei der Konkurrenz weniger Geld gelassen haben - das hoffen wir. Wir haben jedenfalls unser Quartal gut abgeschlossen.

CW: In allen Bereichen?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Mit den vereinfachten Vergaberichtlinien werden die Geschäfte im öffentlichen Sektor weiter anziehen."
Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Mit den vereinfachten Vergaberichtlinien werden die Geschäfte im öffentlichen Sektor weiter anziehen."

SCHRÖDER: Wenn wir uns einzelne Industrien ansehen, müssen wir differenzieren. Wir sind erfolgreich im Bereich Education und Government mit unserem Produktportfolio rund um High Performance Computing (HPC). Hier haben wir zuletzt zwei große Projekte gewonnen - beim Forschungszentrum Jülich und bei der RWTH Aachen. Dort steht ein System mit 200 Teraflops. Das System bewältigt an einem Tag eine Rechenleistung, für die ein gut ausgestatteter neuer PC rund 40 Jahre bräuchte. Banken und Versicherungen sind dagegen vorsichtiger und zurückhaltender, haben aber dennoch mehr ausgegeben, als wir budgetiert hatten. Das liegt daran, dass wir hier ein breites und rundes Portfolio von den Servern und Storage über Software bis hin zu Services anbieten können. Auch das Geschäft mit den großen Telekommunikationsanbietern wächst weiter. Schwieriger ist das Segment Manufacturing. Hier stellen wir eher eine Stagnation beziehungsweise Rückgänge fest. Das ist aber der einzige Bereich, der rückläufig ist.

CW: Entwickelt sich der öffentliche Sektor damit zu einer immer wichtigeren Stütze für das Sun-Geschäft?

SCHRÖDER: Ich bin optimistisch, dass dieser Markt im Zuge des Förderungspakets der Bundesregierung weiter anziehen wird, beispielsweise durch vereinfachte Vergaberichtlinien. Aufträge bis 100 000 Euro müssen künftig nicht mehr ausgeschrieben werden. Das wird deutlich mehr Schwung in den gesamten Markt bringen. Wann die Maßnahmen greifen, kann ich zwar noch nicht sagen. Aber ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr geschehen wird.