Windows-Panne legt britische Arbeitsbehörde lahm

30.11.2004
Vermutlich ein fehlerhaftes Update des IT-Dienstleisters EDS hat Zehntausende PCs der britischen Arbeitsbehörde zum Absturz gebracht.

Ein Fehler in der Administration des britischen Department for Work and Pensions (DWP) hat in der Woche vom 22. bis 26 November Tausende von Arbeitsplatzrechnern tagelang lahm gelegt. Über das Ausmaß des IT-Desasters kursieren unterschiedliche Zahlen. Während aus der Behörde verlautete, es seien 30000 bis 35000 PCs betroffen gewesen, hieß es in anders lautenden Presseberichten, bis zu 80 Prozent der insgesamt 100000 Systeme seien ausgefallen.

Auch über die Ursache herrscht bislang Unklarheit. Sicher scheint lediglich, dass ein missglücktes Windows-Update die Störungen auslöste. Presseberichten zufolge sollte ein kleiner Teil der noch mit dem Betriebssystem Windows 2000 arbeitenden Rechner auf Windows XP umgestellt werden. Doch das notwendige Update, das eigentlich nur auf einer begrenzten Anzahl von PCs installiert werden sollte, verbreitete sich aufgrund eines Fehlers unkontrolliert im gesamten Netz. Einer anderen Version zufolge experimentierten Techniker des für das gesamte System zuständigen Dienstleisters EDS mit einigen wenigen XP-Rechnern im Behördennetz. Versehentlich sei dabei ein Patch für das gesamte Netz freigeschaltet worden. Daraufhin saßen Tausende von Beamten vor dem berüchtigten "Blue Screen of Death".

Welche Auswirkungen die Panne auf die Klienten der DWP haben wird, ist derzeit nicht abzusehen. Die Behörde betreut rund 24 Millionen Briten. Es sei damit zu rechnen, dass es bei Anträgen und Zahlungen zu Verzögerungen kommen werde, räumte ein Sprecher ein. Allerdings arbeite man an Plänen, um die Verspätungen möglichst gering zu halten.

Politiker wollen IT-Anbieter zur Rechenschaft ziehen

EDS und Microsoft wollten zu den Vorfällen bislang nicht Stellung beziehen. Lediglich aus Microsofts Hauptquartier in Redmond kam die kurze Mitteilung, man arbeite eng mit den Partnern zusammen, um die Situation zu bereinigen und das DWP zu unterstützen. Der britische Staatssekretär Alan Johnson hat bereits eine offizielle Untersuchung des Vorfalls angekündigt, um die Rolle von Microsoft und EDS während des IT-Desasters zu untersuchen. Beide Anbieter betreiben das DWP-System im Rahmen eines 3,8 Milliarden Dollar teuren Dienstleistungsvertrags.

Für EDS ist das jüngste Windows-Debakel ein weiteres Glied einer Pannenserie in britischen Behörden. So kämpft die Child Support Agency (CSA), eine Unterbehörde des DWP, seit Monaten mit einem rund 843 Millionen Dollar teuren EDS-System. Nur 13 Prozent der fast 500 000 unterstützungsbedürftigen Elternpaare hätten in dieser Zeit die ihnen zustehenden Gelder erhalten. Da die Probleme immer noch nicht gelöst seien, halten die DWP-Verantwortlichen mittlerweile die monatlichen Zahlungen in Höhe von rund 1,85 Millionen Dollar für den Betrieb des Systems an den IT-Dienstleister zurück. (ba)