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Irak-Krieg

Wikileaks enthüllt Gräuel und Kriegsverbrechen

25.10.2010

USA sind erzürnt

US-Außenministerin Hillary Clinton meinte, die Enthüllungen gefährdeten die nationale Sicherheit der USA. Das Pentagon war außer sich: Wikileaks setze "das Leben unserer Soldaten, unserer Verbündeten und von Irakern und Afghanen aufs Spiel, die für uns arbeiten".

Wikileaks stellte nach eigenen Angaben 391.832 geheime Berichte der US-Streitkräfte ins Netz. Anhand tausender Bedrohungsanalysen, Angriffsberichte und Verhaftungsprotokolle lasse sich genau rekonstruieren, "wie sich der islamische Bruderkampf zwischen Schiiten und Sunniten entfaltet hat", schrieb der "Spiegel". Die irakische Gesellschaft sei durch den Krieg brutalisiert worden.

Der Mitbegründer der Menschenrechtsorganisation Iraq Body Count, John Sloboda, der gemeinsam mit Assange in London auftrat, sagte, ein großer Teil der Daten stamme aus Berichten von US-Soldaten: "Es ist gut, dass es die Daten gibt, aber es ist schlecht, dass sie geheim gehalten wurden." Er schilderte den Fall eines kleinen Mädchens, das von britischen Soldaten brutal niedergeschossen worden sei.

Allein an US-Kontrollposten seien 861 Zivilisten von US-Soldaten getötet worden, schrieb die "Sunday Times", sechsmal so viele wie Aufständische. Die beschriebenen Folterungen und Hinrichtungen seien von den Alliierten nicht verfolgt worden, sagte Sloboda. Er gab die Gesamtzahl der Toten im Irak - anders als Wikileaks selbst - mit 150.000 an - davon vier Fünftel Zivilisten.

Die Dokumente enthüllen, dass im Irak mindestens 15.000 Zivilisten mehr getötet wurden als bisher bekannt - oft durch Folter. Wikileaks zitierte Augenzeugen mit den Worten: "Die einzigen Grenzen, die es gab, waren die Grenzen der Vorstellungskraft." In der Mehrzahl der Fälle gehe es um Taten von Irakern an Irakern.