Studie zu Bewerbungsschreiben

Wie verkaufe ich mich richtig?

07.02.2022
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Unternehmen könnten ruhig flexibler werden: Ein Drittel aller Kandidaten würden sich ohne Anschreiben öfter bewerben – vor allem jungen Menschen fällt es schwer, sich den Arbeitgebern vorzustellen.
Soweit muss es natürlich nicht kommen, dass Bewerber mit dem Federstil ihr Anschreiben fertigstellen, und dennoch tun sie sich schwer, so ein Schreiben zu formulieren.
Soweit muss es natürlich nicht kommen, dass Bewerber mit dem Federstil ihr Anschreiben fertigstellen, und dennoch tun sie sich schwer, so ein Schreiben zu formulieren.
Foto: BrAt82 - shutterstock.com

Das Anschreiben in Bewerbungen ist für viele Jobsuchende nach wie vor ein echtes Ärgernis auf dem Weg zum neuen Arbeitgeber. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie der Jobplattform www.joblift.de für die deutschlandweit 1.050 Kandidaten befragt wurden. Demnach fällt es insgesamt 37 Prozent aller Befragten schwer, ein solches Bewerbungsschreiben zu erstellen.

Vor allem jungen Jobsuchende geht es so - mehr als jeder Zweite von ihnen räumt Probleme mit dem Anschreiben ein. Besonders hoch in der Bewerbergunst stehen daher auch Arbeitgeber, die in ihrer Mitarbeitersuche darauf verzichten. Dieses Zugeständnis birgt sogar Chancen auf mehr Bewerbungen. Denn rund ein Drittel der Studienteilnehmer würden sich eigenen Angaben zufolge öfter bewerben, wenn der Verzicht auf das Bewerbungsschreiben die Regel wäre - bei jungen Befragten liegt dieser Anteil gar bei 52 Prozent.

Selbstmarketing und Gehaltsvorstellungen als Pferdefüße

Dabei ist es weniger die Form des Anschreibens als vielmehr deren Inhalt, der Bewerber plagt. Vielen fällt es schwer, sich selbst prägnant in Szene zu setzen. So haben 86 Prozent der Befragten Probleme damit, den eigenen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kandidaten herauszustellen. Fast drei Viertel tun sich zudem schwer damit, den eigenen Wert zu beziffern. Sie offenbaren Schwierigkeiten, die eigenen Gehaltsvorstellungen zu beziffern.

Zudem weit oben auf der bewerberseitigen Mängelliste: ihren konkreten fachlichen Nutzen für das angeschriebene Unternehmen zu beschreiben sowie eine Begründung dafür zu liefern, warum man sich ausgerechnet bei diesem Arbeitgeber bewirbt. "Unsere Zahlen zeigen: Auf ein Bewerbungsanschreiben zu bestehen, wirkt dabei wie ein Bremsklotz für die eigene Mitarbeitersuche. Gerade in Branchen, in denen Unternehmen vom aktuellen Mangel an Arbeitskräften betroffen sind, ist es daher fast fahrlässig, trotzdem darauf zu bestehen", so Tobias Welzel, Chief Customer Officer von Joblift.

Den formalen Anforderungen füllen sich die meisten Teilnehmenden dagegen gewachsen. Ein orthografisch korrektes Anschreiben zu erstellen, empfindet nur jeder Zehnte als schwierig. Auch alle erforderlichen Dokumente zusammenzutragen stellt nur für 15 Prozent der Befragten eine Hürde dar. Einzig eine gute Struktur zu finden, bereitet immerhin noch 29 Prozent Probleme.

Bewerber nehmen sich zu wenig Zeit

Um das ungeliebte Anschreiben fertig zu stellen, nehmen sich die Bewerber dann auch nur mäßig viel Zeit. Etwa ein Drittel von ihnen veranschlagt dafür weniger als eine halbe Stunde. Weitere 35 Prozent investieren 30 bis 60 Minuten und 20 Prozent etwas mehr als eine Stunde.

Ist das erste Anschreiben dann einmal erstellt, dient dieser Entwurf vielfach als Blaupause für weitere Bewerbungen. Mehr als jeder Fünfte nutzt gar das exakt gleiche Anschreiben und tauscht nur Adresse und Kontaktperson aus. Ein Viertel recyceln mehr als die Hälfte des ersten Anschreibens für folgende, und 14 Prozent greifen auf etwa die Hälfte des Inhalts zurück.

Copy & Paste nach der ersten Bewerbung

Mit diesen Zahlen wird das Anschreiben ähnlich oft wiederverwertet wie der Lebenslauf, den 67 Prozent aller Kandidaten nach der ersten Bewerbung erneut nutzen - dann allerdings von A bis Z. "Auch diese Zahlen sollten Arbeitgeber, die weiter ein Anschreiben einfordern, stutzig machen. Denn Texte, die unabhängig vom ausschreibenden Unternehmen nahezu gleich sind, haben natürlich auch wenig bis gar keine Aussagekraft und dienen im Zweifel auch nicht dazu, passende Kandidaten zu filtern", so Tobias Welzel.

Für die repräsentative Studie befragte das Marktforschungsunternehmen respondi bundesweit 1.058 Bewerber und Bewerberinnen im Auftrag des Stellenportals Joblift. 51 Prozent der Teilnehmer waren männlich, 49 Prozent weiblich. 81 Prozent von ihnen arbeiteten zum Zeitpunkt der Online-Befragung in Vollzeit, 19 Prozent in Teilzeit. Der Befragungszeitraum lag im November 2021.