Corporate Sustainability Reporting Directive

Wie Unternehmen Nachhaltigkeit seriös dokumentieren

12.04.2024
Von 
Nils Giesen ist Senior Sustainability Consultant bei der abat AG.
Mit Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Berichterstattungspraxis zu überarbeiten. Wie sie diese Aufgabe angehen, lesen Sie hier.
Eine den CSRD-Richtlinien der EU genügende Nachhaltigkeits-Berichterstattung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der von technologischen Investitionen über Mitarbeiterschulungen bis hin zur strategischen Planung reichen sollte.
Eine den CSRD-Richtlinien der EU genügende Nachhaltigkeits-Berichterstattung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der von technologischen Investitionen über Mitarbeiterschulungen bis hin zur strategischen Planung reichen sollte.
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Berichterstattung in Sachen Nachhaltigkeit ist in der modernen Unternehmenswelt nicht nur eine Frage der Compliance, sondern ein entscheidender Faktor für die Reputation und das langfristige Überleben. Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) durch die Europäische Union stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Berichterstattungspraxis zu überarbeiten und zu erweitern. Die CSRD zielt darauf ab, die Transparenz und Vergleichbarkeit in der Nachhaltigkeits-Berichterstattung zu erhöhen und zwingt Betriebe, ihre Prozesse anzupassen und zu verbessern. Auf dem Weg zu einem umfassenden Corporate-Social-Responsibility-Bericht sind jedoch zahlreiche Hürden zu überwinden.

CSRD verstehen und durch ESRS umsetzen

Zunächst ist es eine grundlegende Herausforderung, die komplexen Anforderungen der CSRD zu verstehen. Die Richtlinie erweitert nicht nur den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich, sondern vertieft auch die Anforderungen an die zu berichtenden Informationen. Um diesen gerecht zu werden, ist es für Betriebe unerlässlich, sich frühzeitig mit den Details der CSRD auseinanderzusetzen. Schulungen und Workshops sind dabei unverzichtbare Instrumente, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen mit dem notwendigen Wissen auszustatten und ein tiefes Verständnis für die Berichtsanforderungen zu entwickeln.

Eine weitere wichtige Hürde ist die Identifikation der relevanten European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Angesichts des Umfangs der Themen dieser Standards kann es für Unternehmen problematisch sein, die für ihre spezifische Situation relevanten auszuwählen und zu priorisieren. Eine gründliche Analyse der Stakeholder-Interessen kann hier helfen, diese "Wesentlichkeit" der Themen zu identifizieren und die Auswahl der Standards zu treffen. Die effektive Nutzung der durch Standardgeber und -entwickler (www.efrag.org) frei verfügbaren ESRS-Anleitungen und -Tools ist für die Erstellung aussagekräftiger Berichte dabei unerlässlich.

Durch regelmäßige Schulungen und die Einrichtung eines internen Kompetenzzentrums können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Beschäftigten mit den neuesten Standards und Best Practices vertraut sind. Dies stärkt die Kompetenz im Umgang mit den Anforderungen der Berichterstattung hinsichtlich der Nachhaltigkeit und verbessert schlussendlich auch die Qualität der Berichte. In diesem Zusammenhang kann es aber auch zu widersprüchlichen Auffassungen in Bezug auf die Auslegung der ESRS und deren möglicher Umsetzung kommen. Um Inkonsistenzen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Firmen auf offizielle und aktuelle Quellen zurückgreifen - nicht jede frei verfügbare Information im Netz ist auch korrekt. Die Konsultation von Experten kann ebenfalls dazu beitragen, Unklarheiten zu beseitigen und die Qualität der Berichterstattung zu verbessern. Diese analytische Herangehensweise ermöglicht es Unternehmen, ihre Ressourcen gezielt einzusetzen und sicherzustellen, dass ihre Berichterstattung den Kernthemen der Nachhaltigkeit gerecht wird.

Herausforderung

Lösungsansatz

Komplexe Anforderungen der CSRD verstehen

Frühzeitige Schulungen und Workshops

Bestimmung relevanter ESRS-Standards

Gründliche Stakeholder-Analyse

Widersprüchliche ESRS-Anweisungen und Hilfsmittel

Rückgriff auf offizielle Quellen und Expertenrat

Schwierigkeiten bei der Einbindung von Stakeholdern

Regelmäßige Kommunikation

Stakeholder-Engagement und Audit-Planung

Die Einbeziehung von Stakeholdern ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeits-Berichterstattung, der jedoch durch unterschiedliche Interessen und Erwartungen erschwert werden kann. Eine proaktive und regelmäßige Kommunikation, zum Beispiel durch Befragungen, Workshops und Feedback-Runden, kann die Einbindung und Transparenz verbessern. Dies fördert nicht nur das Verständnis für die Bedürfnisse der Stakeholder, sondern stärkt auch das Vertrauen ins Unternehmen.

Ein weiteres, oft unterschätztes Element ist die rechtzeitige Einbindung von Auditoren und Wirtschaftsprüfern. So ist es sehr zielführend, spätestens das Ergebnis der Wesentlichkeitsanalyse auch mit dem später Prüfenden zu reflektieren und sowohl Feedback als auch Verbesserungsvorschläge einzuholen. Auch eine frühzeitige Planung und Koordination der Audits vermeidet Engpässe und stellt sicher, dass diese ohne Zeitdruck und mit der notwendigen Sorgfalt durchgeführt werden können. Eine offene und kontinuierliche Kommunikation mit den Auditoren trägt dazu bei, den Prozess zu vereinfachen und Überraschungen zu vermeiden.

Die Festlegung und Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen stellen Unternehmen auch vor die Herausforderung, ambitionierte, aber realistische Ziele zu definieren. Die Anwendung der SMART-Methode erleichtert die Formulierung von Zielen, die nicht nur anspruchsvoll, sondern auch messbar, erreichbar und terminiert sind. Dies hilft Unternehmen, ihre Initiativen zur Nachhaltigkeit zielgerichtet und effektiv zu gestalten.

Herausforderung

Lösungsansatz

Rechtzeitige Einbindung von Auditoren/Wirtschaftsprüfern

Rechtzeitige Planung von Audit-Terminen, Feedback zur Wesentlichkeitsanalyse

Festlegung geeigneter Strategien für nachhaltige Ziele

Anwendung der SMART-Kriterien

Datenbeschaffung und -verarbeitung über ESG-Praktiken

Investitionen in spezialisierte Software und Schulungen

Einsatz von IT-Systemen zur Datenanalyse

Nutzung Cloud-basierter Lösungen und KI-Tools

Herausforderungen bei Datenerhebung und -analyse

Eine wesentliche Säule der Nachhaltigkeits-Berichterstattung ist die Datenbeschaffung und -aufbereitung. Angesichts der oft großen und heterogenen Datenmengen und der Komplexität der Informationen kann dies eine große Herausforderung darstellen. Zudem liegen gut zwei Drittel der benötigten Informationen nicht in zentralen ERP-Systemen in auswertbarer Form vor. Die Investition in spezialisierte CSR-Software - als Beispiele seien hier ID-Report oder SAP SCT genannt - und die Schulung des Personals in den Bereichen Datenerhebung und -analyse sind entscheidende Schritte, um die Effizienz und Genauigkeit der Datenerfassung zu verbessern. Der Einsatz fortschrittlicher IT-Systeme für die Datensammlung, -aufbereitung und -analyse ist in diesem Zusammenhang unerlässlich.

Cloud-basierte Lösungen und KI-gestützte Analysetools bieten die Möglichkeit, große Datenmengen effizient zu verarbeiten und tiefe Einblicke in die Nachhaltigkeitsleistung zu gewinnen. Diese technologischen Lösungen ermöglichen es Unternehmen, ihre Berichterstattung nicht nur effizienter, sondern auch auditierbar zu gestalten. Ein transparenter Zugriff sowie eine eindeutige Zuordnung von Verantwortlichkeiten und Ursprung der Quellen reduziert dabei sowohl den Aufwand im eigentlichen Prüfprozess als auch mögliche Fehlerquellen für diese wichtigen Informationen des späteren Lageberichts. Weiterer wichtiger Aspekt ist die Integration der Nachhaltigkeits-Berichterstattung in bestehende Unternehmensprozesse. Die Bildung interdisziplinärer Teams und die Implementierung regelmäßiger Datenerhebungsprozesse sind zentrale Maßnahmen, um eine nahtlose Integration zu gewährleisten. Damit wird sichergestellt, dass die Berichterstattung nicht als isolierte Aufgabe, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmensführung wahrgenommen wird.

Herausforderung

Lösungsansatz

Integration der Nachhaltigkeits-Berichterstattung in Unternehmensprozesse

Einrichtung interdisziplinärer Teams

Erstellung kohärenter Berichte

Enge Zusammenarbeit sowie Nutzung von Vorlagen

Veröffentlichung und Kommunikation der Ergebnisse

Einsatz digitaler Plattformen und sozialer Medien

Sich ändernde regulatorische Anforderung und gesellschaftliche Erwartungen

Flexibilität und proaktiver Weiterbildungsansatz

CSR-Reporting als strategisches Unternehmenselement

Eine wichtige Herausforderung für Unternehmen ist schlussendlich die Erstellung einer kohärenten und konsistenten Berichterstattung. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen und die Verwendung von standardisierten Vorlagen und Richtlinien sind wesentliche Elemente, um die Einheitlichkeit des Reporting zu gewährleisten. Dies erhöht nicht nur die Glaubwürdigkeit der Berichte, sondern erleichtert auch die Verständlichkeit für externe Stakeholder. Schließlich stellen Veröffentlichung und Kommunikation der Berichtsergebnisse eine wichtige Hürde dar. Die Nutzung digitaler Plattformen und sozialer Medien bietet Unternehmen zusätzlich die Möglichkeit, ihre Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Interaktion mit Stakeholdern zu fördern. Eine transparente und offene Kommunikation ist dabei entscheidend, um das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit des Unternehmens zu stärken.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bewältigung der Herausforderungen der Nachhaltigkeits-Berichterstattung einen ganzheitlichen Ansatz erfordert, der von Investitionen in Technologie über Mitarbeiterschulungen bis hin zur strategischen Planung reicht. Unternehmen, die diese Hürden erfolgreich meistern, positionieren sich nicht nur als verantwortungsbewusste Akteure am Markt, sondern sichern sich auch langfristige Wettbewerbsvorteile. Das Reporting in Sachen Nachhaltigkeit wird damit zu einem Schlüsselelement der Unternehmensstrategie, das weit über die reine Erfüllung regulatorischer Anforderungen hinausgeht. (pg)