Wie TUI sein Informationschaos beseitigte

11.03.2004
Von Christian Zillich

Um die Daten dem Modell entsprechend glattzuziehen, verfolgte TUI zwei Herangehensweisen. Wo es mit vertretbarem Aufwand möglich war, wurden die operativen Systeme selbst überarbeitet. In der Mehrzahl der Fälle erfolgt die Nachbearbeitung der Daten jedoch bei der Überführung in eine Zwischenschicht. Versuche, hierfür Extraction-Transformation-and-Loading(ETL-)Tools einzusetzen, scheiterten, da diese 1997 noch nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung standen. Kreuzers Team entwickelte kurzerhand die notwendigen Werkzeuge selbst. Mittlerweile konnten sie jedoch durch Standardlösungen ersetzt werden. "In den modernen Tools kann man Regeln und Workflows hinterlegen, so dass sich damit periodische Daten sehr viel komfortabler integrieren lassen", fasst der CIO die Entwicklung zusammen.

Volle Rückendeckung der Geschäftsleitung

Aufgrund der aufwändigen Hintergrundarbeiten musste Kreuzer neben den technischen Herausforderungen eine weitere Hürde nehmen: "Alle waren der Meinung, dass wir innerhalb kurzer Zeit schöne Zahlen und Diagramme in allen Formen und Farben vorlegen können würden." Diese Erwartungen hätten zuerst stark gedämpft werden müssen. "Selbstverständlich mussten wir uns fragen lassen, warum immer noch keine vernüftigen Zahlen zur Verfügung stehen", erinnert sich Kreuzer. In dieser schwierigen Phase hätten Einzelgespräche mit den schärfsten Kritikern geholfen. Wichtiger sei jedoch gewesen, dass das Projekt die volle Rückendeckung der Geschäftsleitung hatte. Neben dem Controlling-Chef und dem IT-Leiter zählte auch der zuständige Vorstand zu den Hauptprojektverantwortlichen. Dadurch ließ sich beispielsweise vermeiden, dass von verschiedenen Seiten fortlaufend neue Anforderungen an das Projekt herangetragen wurden.

Nachdem die Hausaufgaben gemacht waren, habe man die Benutzererwartungen mit Hilfe von Standard-Tools verhältnismäßig schnell erfüllen können, so Kreuzer: "Es gibt kaum ein System im Haus, das kurz nach seiner Einführung eine so hohe Akzeptanz erfahren hat." Die gelieferten Informationen hätten von Anfang an eine mehr als ausreichende Qualität gehabt. Das zeige auch, dass sich die Basisarbeit gelohnt habe.

Verschiedene Auswertungen lassen sich jedoch nur dann sinnvoll erstellen, wenn dabei auf historische Daten zugegriffen werden kann. Das System musste also zuerst einen Geschäftsjahreszyklus durchlaufen, bevor die erforderlichen Vergleichsinformationen zur Verfügung standen. Außerdem kamen mit der späteren Akquisition von Reisebüroketten zusätzliche Wertschöpfungsstufen zum Konzerngeschäft hinzu, die ebenfalls in das Data Warehouse integriert werden mussten. Dabei zeigte sich, dass sich das für den betriebswirtschaftlichen Bereich entwickelte Datenmodell leicht auf den neu hinzugekommenen Vertriebsbereich übertragen ließ.