Bewerber

Wie CIOs sich den perfekten ITler vorstellen

21.05.2012
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Vier IT-Chefs beschreiben, wie ihr idealer Bewerber aussehen sollte. Technik-Know-how ist nur eine Qualifikation von vielen.
Der ideale IT-Mitarbeiter? Natürlich ein Alleskönner!
Der ideale IT-Mitarbeiter? Natürlich ein Alleskönner!
Foto: Olly-Shutterstock.com

Grundsätzlich suchen wir die eierlegende Wollmilchsau - wie alle anderen Unternehmen auch", sagt Michael Kollig, Emea-CIO bei Danone. Die Personaler des Unternehmens mit weltweit über 120 Niederlassungen rekrutieren jeweils vor Ort die Kandidaten nach den von Kollig erstellten Profilen. Der CIO schaut sich nicht nur die Bewerber an, die an ihn direkt berichten sollen, sondern auch die Kandidaten, die eine Hierarchieebene darunter arbeiten.

"Danone-Knigge" als Orientierung

"Ganz oben auf meiner Wunschliste der Eigenschaften für den Traumkandidaten stehen Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen", erklärt Kollig. Technische Qualitäten könnten einem Mitarbeiter beigebracht werden, Sozialkompetenz dagegen sei nicht so leicht erlernbar. "Es wäre unklug, jemanden, der extrem technisch orientiert, aber eher ein introvertierter Typ ist, in einem Job unterzubringen, in dem es um intensiven Kontakt zum Kunden geht", sagt Kollig.

Zur Orientierung hat Danone ein Mitarbeiter-Leitbild namens "Code" auf den Weg gebracht. Der Begriff steht für Committed Open Door and Empowered. "Man könnte auch Danone-Knigge dazu sagen", schmunzelt Kollig. Bei Code gehe es um bestimmte Verhaltensweisen, ohne die eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Organisation nicht denkbar sei.

Michael Kollig, Danone: "Technisches Know-how kann man Mitarbeitern beibringen, Sozialkompetenz ist nicht so leicht erlernbar."
Michael Kollig, Danone: "Technisches Know-how kann man Mitarbeitern beibringen, Sozialkompetenz ist nicht so leicht erlernbar."
Foto: Jo Wendler

Zu Code gehöre, dass sich die Mitarbeiter klar einer Sache verschreiben, dass sie offen sind für Veränderungen und neue Themen, dass sie Dinge bewegen und vorantreiben wollen. Da es sich bei Danone um ein internationales Unternehmen handelt, seien auch interkulturelle Kompetenzen besonders wichtig. Zudem sollten die potenziellen Kollegen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. IT-Führungskräfte wiederum müssten willens sein, Verantwortung an ihre Mitarbeiter abzugeben, was manchmal durchaus eine Herausforderung darstelle.

Auch das Delegieren muss klappen

"Verantwortung für ein Projekt zu übertragen und die einzelnen Schritte des Betroffenen nicht bis ins Kleinste zu kontrollieren, bereitet einigen Führungskräften Probleme", konstatiert Kollig. Dass nicht jeder IT-Mitarbeiter Projekt- und Personalverantwortung anstrebt und trotzdem nicht auf Entwicklungschancen verzichten möchte, ist dem IT-Manager bewusst. Deshalb würde er am liebsten neben den klassischen einen technikspezifischen Karrierepfad anbieten.

Auch Frank Nittka, IT-Chef des Wasserfilterherstellers Brita, sucht Mitarbeiter. Als besonders schwierig gestalte sich die Aufgabe, "meinen Vertreter zu finden". Zu den Aufgaben des künftigen Managers gehöre es unter anderem, zwölf SAP-Profis zu führen. Dies verlange laut Nittka auf jeden Fall Führungserfahrung - zumal die Mannschaft sehr heterogen sei. In dem SAP-Team seien Softwareexperten unterschiedlicher Altersklassen, Know-how-Stufen und Persönlichkeiten vertreten. "Mein Traumkandidat muss deshalb viel Fingerspitzengefühl sowie Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Charakteren mitbringen", betont der IT-Verantwortliche.

Dazu komme breites Wissen im SAP-Umfeld - von Basisthemen über Entwicklung bis hin zu den Modulen CRM und Web-Applikationen. Dringend benötigt werde zudem Projekt-Management-Erfahrung, vor allem mit SAP-Rollouts.

Frank Nittka, Brita: "Ich erwarte von meinen Mitarbietern unternehmerisches Denken."
Frank Nittka, Brita: "Ich erwarte von meinen Mitarbietern unternehmerisches Denken."
Foto: Brita

Neben der Projekterfahrung erwartet Nittka von seinem Vertreter internationale Erfahrung sowie interkulturelle Skills. Darüber hinaus werde der künftige SAP-Leiter mit dem Topmanagement des Unternehmens in engem Kontakt stehen und "muss sich deshalb auf dem Business-Parkett bewegen können".

Auch Change-Management sollte für ihn kein Fremdwort sein. Denn erst im vergangenen Jahr hat das Traditionsunternehmen seine Geschäftsbereiche neu ausgerichtet. Zu den Resultaten zählte das Einrichten von Shared-Service-Centern, die firmenübergreifend das Geschäft der Divisionen Home, Professional und Ionox mit ihren Dienstleistungen unterstützen. Eines ist das Shared-Service-Center IT, das wie ein "Unternehmen im Unternehmen" agieren soll. "Deshalb erwarte ich von meinen Mitarbeitern unternehmerisches Denken", erklärt Nittka.

Neue IT-Kollegen vom Projekt-Manager über den IT-Berater bis hin zu Programm-Managern und Systemadministratoren stehen auch bei Hellmann Worldwide Logistics ganz oben auf der Wunschliste. Bei dem Unternehmen werden die IT-Systeme der über die ganze Welt verstreuten Niederlassungen von der Zentrale in Osnabrück aus gesteuert. Bei weltweit 341 Standorten verwundert es nicht, dass die Internationalität und ihre speziellen Anforderungen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern eine große Rolle spielen.