Wettrennen mit Microsoft

Wettrennen mit Microsoft Netzkonzept Jini steht in den Startlöchern

29.01.1999
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems hat die Betaphase seiner "Java Intelligent Network Infrastructure" (Jini) abgeschlossen. Die Technik soll das Zusammenspiel vernetzter Geräte vereinfachen und wird inzwischen von 37 Industriepartnern unterstützt.

An gescheiterten Versuchen, unterschiedliche elektronische Geräte vom PC bis zur Haushaltstechnik über ein Netz zu verbinden, hat es bislang nicht gefehlt. Novell warf 1997 das "Nest"-Konzept über Bord, Microsofts glückloses "Windows at Work" geht inzwischen im Mini-Betriebssystem Windows CE für Embedded-Systeme beziehungsweise im Anfang dieses Monats angekündigten "Universal Plug and Play" auf. Der dritte große Ansatz für eine komplett vernetzte und einfach zu bedienende Technikwelt kommt von der Sun Inc., die in dieser Woche eine erste marktreife Version von Jini vorgestellt hat.

Von Smartcards über Consumer-Elektronik bis hin zu Automaten, alles soll sich miteinander verbinden lassen, sofern die Systeme Java-tauglich sind. Das Prinzip dabei: Die Geräte werden mit einem kleinen Java-Programm ausgestattet, um sich in einem Jini-Netz an einem Server anzumelden (siehe CW 47/98, Seite 41).

Zur Verbreitung dieser Technik sollen zahlreiche Hard- und Softwarehersteller beitragen, darunter Branchengrößen wie IBM, Philips, Sony und Xerox. Bislang haben laut Sun 37 Firmen angekündigt, Jini in Lizenz zu nehmen. Mit Produkten wird jedoch nicht vor Ende 1999 gerechnet. Die ersten Jini-Devices, so die Erwartungen, kommen für die Bereiche Small Office und Konsumgüter wie Drucker, Scanner und Handhelds. Als ein vielversprechendes Einsatzgebiet nennt Sun auch Jini-basierte Internet-Services. Beispiel hier wäre externe, mietbare Speicherkapazität, um etwa große Videodateien auslagern zu können.

Man werde alles versuchen, so Sun-COO Ed Zander, um die Entwicklungsprojekte der Partner möglichst kurz zu halten. Dem Hersteller sitzt das Microsoft-Pendant Universal Plug and Play im Nacken, das Sun zufolge allerdings äußerst PC- und Windows-lastig ist. Demgegenüber kontern die Redmonder, daß für einen Erfolg von Jini Tausende von Applikationen in Java umgeschrieben werden müßten. Hier beugt Sun vor: Für die nicht kommerzielle Anwendungsentwicklung steht der Sourcecode von Jini kostenlos unter "java.sun.com/ products/jini" zur Verfügung.