Job Ghosting - was tun?

Wenn der potenzielle Arbeitgeber einfach abtaucht

22.03.2024
Von 
Gaby Wasensteiner ist Linkedin Karriere-Expertin.
Absagen sind schlimm. Wenn Unternehmen gar nicht erst auf eine Bewerbung reagieren, ist das aber fast noch schlimmer. So sollten Sie reagieren.
Anhaltende Funkstille nach der Bewerbung oder gar dem ersten Kennenlerngespräch machen die Stellensuche besonders unangenehm.
Anhaltende Funkstille nach der Bewerbung oder gar dem ersten Kennenlerngespräch machen die Stellensuche besonders unangenehm.
Foto: ViDI Studio - shutterstock.com

"Ghosting" gibt es leider nicht nur beim Dating - auch in der Berufswelt ist diese Praxis bei der Jobsuche verbreitet. Auf eine eingereichte Bewerbung oder sogar ein erstes Kennenlerngespräch folgt seitens der Recruiter immer häufiger kein Anruf, keine E-Mail, keine Rückmeldung an die oder den Bewerber (zwecks besserer Lesbarkeit verwenden wir im weiteren Text die männliche Form) - sondern einfach nur Stille.

Eine aktuelle Umfrage von LinkedIn zeigt: Einer von fünf Befragten (20 Prozent) hat bereits Erfahrungen mit "Job Ghosting" gemacht und fürchtet dieses Phänomen. Ohnehin empfindet ein Großteil der Befragten schon die Stellensuche an sich als frustrierend (44 Prozent), viele fühlen sich von dem Prozess gestresst (45 Prozent) - das Phänomen "Job Ghosting" hebt den Stress jedoch auf ein völlig neues Level.

Job Ghosting - schmerzhafte Ursachenforschung

Absagen kratzen immer am Selbstbewusstsein, aber wenn sich der potenzielle neue Arbeitgeber überhaupt nicht zurückmeldet, ist das besonders schmerzhaft. Beim sogenannten "Job Ghosting" wissen Bewerber überhaupt nicht, wie der Stand der Dinge ist und suchen im Zweifel die Schuld bei sich selbst. Am Ende bleibt nicht selten ein Gefühl der Enttäuschung oder sogar Minderwertigkeit - man empfindet die in die Bewerbung investierte Energie als verschwendet.

Das sind meine drei persönlichen Tipps und Taktiken, wie man mit "Job Ghosting" umgehen kann:

  1. Geduld haben und positiv bleiben: Natürlich will man als Bewerber möglichst schnell wissen, was Sache ist - da ist es normal, früher oder später ein wenig unruhig zu werden. Ich rate trotzdem zur Geduld. Der potenzielle neue Arbeitgeber braucht Zeit, um nach Ende der Bewerbungsfrist alle Bewerbungen zu sichten und eine Auswahl zu treffen. Wer sogar schon einen Schritt weitergekommen ist und zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, kann im Zuge des Gesprächs auf jeden Fall abstimmen, wann mit einer Rückmeldung zu rechnen ist. So hat man eine klare Vorstellung von den nächsten Schritten und der potenzielle Arbeitgeber verpflichtet sich gleichzeitig zu einem zeitlichen Rahmen.

  2. Wer lange nichts hört, sollte sich melden: Früher oder später führt kein Weg an einem Anruf oder einer höflichen Nachfrage per E-Mail vorbei, um zu erfahren, wie der Stand der Bewerbung ist. Ein Telefonat hat den Vorteil, dass man im besten Fall ein direktes Feedback erhält. Wer telefonisch niemanden erreicht, sollte eine Nachricht schicken und um eine kurze Rückmeldung zur Bewerbung bitten. Natürlich ist das keine Garantie für eine Antwort - aber man hat damit sein Möglichstes getan.

  3. Nicht entmutigen lassen: Ghosting ist schmerzhaft, das ist klar - aber davon sollte sich niemand entmutigen lassen! Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, ob man wirklich in einem Unternehmen arbeiten möchte, das Kandidaten einfach ignoriert. Vielleicht ist es besser, diese Bewerbung als Erfahrung abzuhaken und sich stattdessen auf Bewerbungen bei anderen Unternehmen zu konzentrieren. Ich empfehle außerdem, sich mit anderen über Ghosting-Erfahrungen auszutauschen, um das eigene Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Denn man merkt schnell, dass man mit dieser Erfahrung nicht allein ist und andere bereits ähnliche Situationen erlebt haben. (mb)