Wenn der Job über die Studienwahl entscheidet

09.10.2001
Von Melanie Stagg
Harald Reissl hatte viele Freiheiten, was ihn besonders motivierte.
Harald Reissl hatte viele Freiheiten, was ihn besonders motivierte.

Im Zuge der Umbenennung aller Unternehmensbereiche mit deutschen Namen in englische Bezeichnungen war Reissls erste Aufgabe, an der Gestaltung einer Abteilungsbroschüre mitzuwirken. Interessant wurde es für den Informatik-Studenten aber erst, als er einen neuen Intranet-Auftritt gestalten sollte. Von seinen Vorgesetzten erhielt er lediglich die Vorgabe, welche Inhalte die Site haben sollte, die Umsetzung blieb ihm selbst überlassen.

Auf den Passwort-geschützten Zugang, den er selbständig implementiert hat, ist Reissl besonders stolz. Siemens-Mitarbeiter müssen sich nur noch mit ihrem zugeteilten Login anmelden und können sich dann über verschiedene Themen rund um die Normierung erkundigen. Beim Abruf kostenpflichtiger Informationen erfolgt die Abrechnung über eine Datenbank, in der die Personalien der Siemens-Mitarbeiter, die sich eingetragen haben, gespeichert sind. Das Besondere an diesem Teil des Intranets ist, dass es sich hier um eine vollständige Userverwaltung handelt. So erhalten die Mitarbeiter nicht nur ihre eigenen Passwörter, sondern auch kostenlosen „Probe-Content“ bis zu einem bestimmten Umfang und Hilfe bei der Anforderung von Informationen.

„Meine Kollegen haben mich quasi für ein Computergenie gehalten“, beschreibt Reissl. Sogar abteilungsinterne Schulungen zum Programm Front Page hat er organisiert, und mit der Zeit wurde er zur Anlaufstelle bei diversen Computerproblemen. Als Informatiker ist das ja selbstverständlich, mag man vielleicht denken, aber „da haben viele eine vollkommen falsche Vorstellung von diesem Studiengang“, erwidert Reissl. Sämtliche PC-Kenntnisse habe er sich selbst angeeignet, das Studium habe ihm für seinen Job nichts genützt. „Theoretisch hätte auch ein Sprachwissenschaftler meine Aufgaben erledigen können. Voraussetzung ist eine gewisse technische Affinität und die Bereitschaft, mal ein Buch in die Hand zu nehmen und sich in ein oder zwei Programmiersprachen einzulesen.“

Ferner betont Reissl, dass ein Großkonzern wie Siemens keineswegs festgefahrene Strukturen haben muss. Die Arbeitszeiten waren absolut flexibel, für Studenten gibt es nicht einmal die obligatorische Stempeluhr. Das Vertrauen in den Young Professional erwies sich als groß, als ihm zwischen Weihnachten und Neujahr als einer von wenigen Zugang zum Büro gewährt wurde.

Das Engagement, das Reissl in den Aufbau „seiner“ Intranet-Seiten hineingesteckt hat, wurde auch belohnt. Zwar ist das reguläre Gehalt tariflich festgelegt und seiner Meinung nach „nicht prickelnd“, aber am Ende des Jahres gab es für ihn eine Sonderprämie und ein Paket mit Aktienoptionen. Besonders die Freiheit, die ihm sein Chef bei den anfallenden Aufgaben gelassen hat, war für ihn eine Motivation, nicht nur in den Semesterferien, sondern auch während der Vorlesungszeit einmal pro Woche ins Büro zu fahren.

Kontakt: Kirsten Lenz, Telefon: 089/636-53 545, Claudia Härle, Telefon: 089/636-49 155, E-Mail: career.ct@mchw.siemens.de. Allgemeine Anfragen für alle Abteilungen: Siemens AG, ZP IME DE (Praktika), Wittelsbacherplatz 2, 80333 München.