Mittelständische Softwareanbieter

Wem kann man noch vertrauen?

31.01.2003
Von von Andrea

Jean-Christian Jung

Der Hamburger Tabakspezialist migrierte im August 2002 von „Dialog Total“ (BOG) zur Bäurer-Lösung „B2“. „Wir gingen davon aus, dass selbst bei einer Zerschlagung des Unternehmens das Kernprodukt der Firma weitergeführt wird“, erklärt Geschäftsführer Peter Nagel.

Während Bäurers Vision einer „SAP für den Mittelstand“ gescheitert ist, die Berliner PSI AG ihre ERP-Linie „Psipenta“ zum wiederholten Male auf den Prüfstand stellt und die Norderstedter Softmatic AG im Februar dieses Jahres unter die Räder kam, macht sich unter Anwendern Verunsicherung breit. Die zentrale Frage lautet: Kann man mittelständischen Softwareherstellern noch vertrauen?

„Auf den falschen Anbieter zu setzen kann einem Mittelständler Kopf und Kragen kosten“, erklärt Friederike Herkommer, Analystin bei der Münchner HypoVereinsbank. Investitionssicherheit wird gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten von vielen Firmen groß geschrieben. „Geht das Partnerunternehmen pleite, steigen für Anwender zwangsläufig die Kosten“, verdeutlicht Jean- Christian Jung, Seniorberater bei Pierre Audoin Consultant (PAC). Vor allem die teure Weiterentwicklung und Pflege von IT-Systemen, die in der Folge durch eigene Mitarbeiter oder externe Fachkräfte erfolgt, gefährdet den Return on Investment.

Um wirtschaftliche Risiken zu minimieren, liebäugeln immer mehr kleine Firmen mit den großen Namen der Softwarebranche. „Die Zahl der Anfragen von mittelständischen Unternehmen nach SAP- und Microsoft/ Navision-Lösungen steigt deutlich“, beobachtet Rüdiger Spies, Analyst bei der Meta Group. Bedingt durch die schwierige konjunkturelle Lage findet derzeit eine schleichende Umorientierung im Markt statt. „Am stärksten wird SAP von dieser Krise profitieren“, ist Analyst Helmut Bartsch von der BW-Bank überzeugt. Ob die Walldorfer mit „SAP Business One“ nach wiederholten Mittelstandsinitiativen endlich das Produkt haben, das die Anforderungen des Mittelstands abdeckt, bleibt jedoch abzuwarten.

Microsoft drängt nach der Übernahme von Navision und Great Plains ebenfalls in den Markt für Mittelstandssoftware. Für viele kleine Softwarehersteller indes hat der Wettlauf mit der Zeit längst begonnen. Branchenbeobachter räumen allerdings nur wenigen Firmen gute Überlebenschancen ein. Nach Einschätzung von HypoVereinsbank-Analystin Herkommer hat sich vor allem die Münchner SoftM AG im schwierigen Marktumfeld „erstaunlich gut“ gehalten.