Web-Toolset und verteiltes OLE in der Pipeline Next verknuepft das WWW mit den Unternehmensdatenbanken

25.08.1995

SAN FRANZISKO (qua) - An Unternehmen, die das Internet fuer kommerzielle Zwecke nutzen wollen, wird sich die Next Computer Inc. mit dem Toolset "Webobjects" wenden. Der Anbieter zeigte seine Produkte auf der "Object World" in San Franzisko.

Die im nahegelegenen Redwood City ansaessige Software-Company demonstrierte zudem die Windows-Ausfuehrung ihrer "Openstep"- Umgebung sowie eine verteilte Implementierung der Microsoft- Schnittstelle OLE. Last, but not least stellte sie eine Corba-2.0- kompatible Version ihres Objektmodells in Aussicht.

Wer heute eine "Homepage" fuer das World Wide Web (WWW) gestaltet, ist weitgehend auf Werkzeuge angewiesen, fuer die Wiederverwendbarkeit und Verteilung Fremdwoerter sind: "Perl Scripts" und "Common Gateway Interface" (CGI) gelten zudem als hochkompliziert. Steven Jobs, Chairman und Chief Executive Officer der Next Computer Inc., hat hier eine Marktluecke entdeckt.

Toolsets fuer die Anwendungsentwicklung

Webobjects soll, so der Next-Chef, den Anwenderunternehmen dabei helfen, "schnell Anwendungen zu schreiben, die die Moeglichkeiten des Web kommerziell nutzbar machen". Der Werkzeugkasten befindet sich in der Alphatest-Phase und kommt voraussichtlich im naechsten Fruehling auf den Markt.

Jobs und sein Engineering-Chef Avadis Tevanian sehen in der Struktur des WWW grosse Aehnlichkeiten mit der klassischen DV- Landschaft aus Mainframes und angehaengten 3270-Terminals. Das Web werde vor allem fuer einfache Datenbankabfragen genutzt, die Anwendungen enthielten meist wenig Verarbeitungslogik, und die Pages seien fast durchweg statisch. Aber da, wo es ans Geldverdienen geht, sind laut Jobs dynamische Web-Anwendungen notwendig, bei denen sich die Pages "unterwegs" aendern liessen.

Zu dieser Art von Applikationen zaehlt vor allem der elektronische Vertrieb. Als dessen groesstes Problem hat Jobs die Integration mit dem unternehmenseigenen Bestell-Management ausgemacht. Im Vergleich dazu seien die oft zitierten Schwierigkeiten mit der elektronischen Konto-Abbuchung wesentlich einfacher zu loesen.

Das Internet fungiert als hausinterne Softwareboerse

Ein erfolgversprechendes Einsatzgebiet der dynamischen Web-Pages tut sich fuer den Next-CEO auch bei den unternehmensinternen Applikationen auf. Anstatt die Anwendungen an jede einzelne Software-Umgebung anzupassen, koenne der Entwickler sie auch in das WWW stellen, von wo sie mit jedem Web-Browser aufrufbar seien.

Solche WWW-Anwendungen funktionieren aber nur dann, wenn es moeglich ist, den Input aus dem Web herauszuholen, ihn mit Informationen aus der unternehmenseigenen Datenbank abzugleichen und die veraenderte Page zurueck ins Internet zu schicken. Einen Teil der dafuer notwendigen Technik hat Next bereits im Angebot - als Objektmodell "Portable Distributed Objects" (PDO) und als "Enterprise Objects Framework" (EOF). Um die Verbindung zwischen der "Hypertext Mark-up Language" (HTML) und dem EOF herzustellen, entwickelt Next derzeit ein "Web Objects Framework" (WOF).

Das WOF ist dazu ausersehen, alle Details der Internet-Standards HTML und HTTP zu regeln. Das Produkt wird dem Entwickler eingebaute Web-Oberflaechen-Objekte anbieten, und es soll in der Lage sein, Geschaeftslogik beziehungsweise -daten auf der Oberflaeche abzubilden. Gemeinsam mit PDO und EOF bildet das neue Framework das Geruest von Webobjects. Nach Tevanians Angaben kann der Werkzeugkasten mit jedem Web-Server oder -Browser zusammenarbeiten.

Unterstuetzung von OLE und Corba 2.0

Zwei Stichworte beherrschen derzeit die IT-Diskussionen. Eins davon ist Internet, das andere Windows 95. Next kann bald bei beiden mitreden: Die Kalifornier wollen ihre Entwicklungs- und Betriebsumgebung "Openstep" zur Mitte des kommenden Jahres - kurz nach Windows NT - auch fuer das neue Microsoft-Betriebssystem ausliefern.

Wie Jobs verspricht, ist das Produkt voll auf Microsofts "Object Linking and Embedding" (OLE) abgestimmt. So koenne der Anwender auch Windows-Applikationen wie das Spreadsheet "Excel" einbinden oder sogar alternative Entwicklungswerkzeuge wie "Visual Basic", "Visual C++" oder "Delphi" nutzen. Dass diese Fremd-Tools keine verteilten Anwendungen kennen, sei nebensaechlich. Zum Ende dieses Jahres plane Next naemlich, ein "Distributed OLE", kurz: "D'OLE", auf Windows-Basis freizugeben.

Darueber hinaus bemueht sich das Unternehmen auch um Kompatibilitaet mit den aktuellen Corba-Spezifikationen der Object Management Group (OMG). Volle Unterstuetzung fuer die Common Object Request Broker Architecture, Release 2.0, mag es allerdings erst fuer die Version 4.0 von PDO versprechen. Deren Erstauslieferung ist fuer den Fruehsommer 1996 geplant.