Wasserträger und Kreative unter einem Hut

04.07.2002
Von Katja Müller

Um die Mechanismen eines Teams zu verstehen, sei es wichtig, die vier Phasen der Gruppenbildung zu kennen. Stellt ein Unternehmen eine neue Abteilung zusammen, suchen die Mitarbeiter erst einmal ihre Rollen, sie tasten sich ab, igeln sich ein oder spielen den anderen etwas vor. In der zweiten Etappe kommt es zum Konkurrenzkampf und Beziehungsaufbau. Hier, so Trebels, sollte der IT-Chef Spielregeln einführen, Konflikte aber - solange es ohne größere negative Auswirkungen möglich ist - laufen lassen.

"Mit zehn Kreativen habe ich ein Problem"

In der dritten, der Orientierungsphase, entwickeln die Mitarbeiter untereinander neue Umgangsformen und Verhaltensweisen. Während dieser Etappe empfiehlt Trebels den Führungskräften, ihr Team zu ermutigen, zu informieren, es aber auch loszulassen. Schließlich bildet sich unter den Kollegen das „Wir-Gefühl“ heraus, das sich durch Solidarität und Leistungsfähigkeit äußert. In diesem letzten Stadium sollte der IT-Chef lediglich delegieren und begleiten. Trebels warnt jedoch davor, sich nun in Sicherheit zu wiegen: „Wenn ein Neuer zur Gruppe dazustößt, geht der ganze Prozess wieder los. Ein Team ist nichts Starres.“ Dann ist es besonders wichtig zu überlegen, wer an welchem Platz eingesetzt werden soll. Joeres: „Mit zehn Kreativen habe ich ein Problem. Ich brauche auch einen Wasserträger.“

Doch was tun, wenn das bislang gut kooperierende Team jäh auseinanderfällt? Typische Anzeichen sind: Türen, die immer offen standen und plötzlich geschlossen werden, ein Krankenstand, der wie zu Zeiten einer Grippewelle explodiert und Mitarbeiter, die allzu pünktlich nach Hause gehen. Auch hier plädiert Trebels dafür, dass der IT-Chef den „Kommunikationsstrang anders führt“ und seine Belegschaft nach ihren Wünschen fragt. „Viele Konflikte entstehen, weil man Angst hat, etwas zu verlieren oder aufgeben zu müssen“, erklärt er. Allerdings gibt es nicht für alle Probleme eine Lösung: „Mit einem Nörgler werden Sie keinen Blumentopf gewinnen, und Mitarbeiter, die sich nicht an die Spielregeln halten wollen, gehen von selbst.“