Exklusiv-Umfrage von CW fokus Mittelstand und Pierre Audoin Consultants

Was hält der Mittelstand von seiner IT?

11.09.2003
Von Christian Glas

Auch die wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung der IT-Ausgaben sind für alle Unternehmensgrößen im Mittelstand die gleichen: Das Liquiditätspolster von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ist bekanntermaßen sehr dünn. Größere IT-Investitionen sind für sie in Zeiten einer siechenden Wirtschaft kaum zu stemmen. Während Großunternehmen in der Lage sind, antizyklisch in die IT zu investieren, um sich für den kommenden Aufschwung einen strategischen Vorteil zu verschaffen, tun sich Mittelständler hier schwerer: Immerhin 49 Prozent geben fehlende Budgets als Haupthemmnis für IT-Investitionen an. Die zu hohen Kosten für IT-Lösungen halten ein Drittel von weiteren Investitionen ab. Auch hier also spielt das Geld eine Rolle.

Bleibt die Frage: Welche Arten von Investitionsvorhaben werden unter diesen Bedingungen favorisiert? Hier zeigt sich, dass es auf dem Gebiet der Standardsoftware zurzeit tatsächlich einen Nachholbedarf bei mittelständischen Unternehmen gibt. So sagen nur 23 Prozent der Mittelständler, dass sie 2003 überhaupt nicht in neue Software investieren wollen. 26 Prozent der KMUs rechnen dagegen mit Mehrausgaben in diesem Bereich, und für Upgrades bestehender Software stellen sogar 28,5 Prozent der Befragten heuer mehr Geld bereit. Anders sieht es bei der Prozessberatung aus. Für 32 Prozent der KMUs kommt diese Dienstleistung in diesem Jahr überhaupt nicht in Frage. Auch die Entwicklung von kundenspezifischer Software ist für ein knappes Drittel ein Tabuthema.

Probleme haben die KMUs also offenbar nicht mit hohen Preisen von Softwarelizenzen, sondern mit den Kosten des damit verbundenen Projektgeschäfts. Dahinter steckt wohl die Erkenntnis: Eine teure Software, die sich leicht anpassen und integrieren lässt, kommt unter dem Strich oft billiger als günstige Software, die einen hohen Projektaufwand nach sich zieht.

Preis entscheidet nicht allein

Bei der Auswahl der Software stehen denn auch die Faktoren Preis (Lizenzen, Implementierungsaufwand) und Implementierungsdauer an erster Stelle. Mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen halten diese Kriterien jeweils für wichtig oder sehr wichtig. Das Thema Kompatibilität zu anderen IT-Systemen spielt ebenfalls für über 90 Prozent eine große Rolle, die Abdeckung möglichst vieler Themen im Sinne einer integrierten ERP-Software erwarten 86 Prozent. Die „möglichst weitreichende Anpassung an die eigenen Bedürfnisse“ halten immerhin noch 84 Prozent für wichtig. Ähnlich hohe Werte erreichen die Ausrichtung auf den Mittelstand (83 Prozent), Skalierbarkeit (82 Prozent) und Trainingsaufwand (81 Prozent). Geht es um die Auswahl der Softwareanbieter, ist finanzielle Stabilität mit 91 Prozent das meistgenannte Kriterium. Die spektakulären Insolvenzen einiger Softwarehersteller zeigen offenbar Wirkung. Kleine Unternehmen unter 100 Mitarbeitern messen dem zwar weniger Bedeutung bei. Das liegt wohl daran, dass bei ihnen mit der Software keine allzu hohen Investitionen verbunden sind, da kaum Projektgeschäft anfällt. Für Mittelständler zwischen 100 und 1000 Mitarbeitern jedoch hat die finanzielle Stabilität ihrer IT-Partner immense Bedeutung, weil eine Investition in Software mit den dazugehörigen Projektkosten eine große Herausforderung für das Unternehmen darstellt. Themenkompetenz und die Fähigkeit zur Implementierung der eigenen Software dürften aus ähnlichen Gründen auf Platz zwei und drei im Ranking der wichtigsten Auswahlkriterien für Softwareanbieter landen - mit jeweils über 90 Prozent.

Kompetenz ist gefragt

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Auswahlkriterien für ITDienstleister. Hier legt der Mittelstand vor allem Wert auf die Themenkompetenz, die 94 Prozent der Befragten als wichtig oder sehr wichtig einstufen. Branchen- und Technologiekompetenz sind für 85 Prozent entscheidend. Und natürlich spielt auch hier wieder das Geld eine Hauptrolle: Für 88 Prozent stellen die Kosten ein wichtiges Auswahlkriterium dar.