Spekulationen um IP-Adressen

Wagt Nordkorea den Schritt ins Web?

18.06.2010
Von Martyn  Williams

Nur die Elite hat Zugang zum Web

Die nationale IT-Industrie konzentriert sich unter anderem auf die Entwicklung von mobilen Spielen.
Die nationale IT-Industrie konzentriert sich unter anderem auf die Entwicklung von mobilen Spielen.

Bislang ist Nordkorea weitgehend vom Internet getrennt. Die offizielle Nachrichtenagentur und das Sprachrohr der Regierung betreiben eine eigene Website, deren Server in Japan stehen. Ein paar Privilegierte haben Zugang zu einem zensierten Teil des Internets. Die Website www.uriminzokkiri.com ist so etwas wie die offizielle Homepage des Landes. Auf ihr werden die Verdienste des Staatsführers Kim Jong-il gepriesen. Für die normalen Bürger gibt es seit dem Jahr 2000 ein nationales Intranet namens Kwangmyong, das im Korea Computer Center in Pjöngjang gehostet wird. Es verbindet Universitäten, Bibliotheken, Cyber-Cafes sowie andere Institutionen und betreibt Websites sowie E-Mail-Dienste. Eine Tür zum weltweiten Netz bietet es nicht.

Nur wenige tausend Mitglieder von Nordkoreas Elite, so schätzen Experten, können ins Internet, wie wir es kennen. Der Zugang erfolgt über China. Zudem existiert eine zweite Kommunikationsverbindung via Satellit nach Deutschland. Sie wird von Diplomaten und einigen Firmen benutzt.

Während der Bevölkerung der Zugang zum Internet versagt bleibt, surft Kim Jung-il dort offenbar gerne. Auf einer koreanischen Konferenz im Jahr 2007 brüstete er sich mit seiner Online-Erfahrung. Eine bestehende Internet-Verbindung in den Kaesong Industrial Park wollte er dagegen nicht ins Landesinnere verlängern lassen. Der Industriepark liegt im Norden des Landes an der Grenze zu Südkorea. Er wird von beiden Ländern als Sonderwirtschaftszone betrieben. Dort haben sich viele Unternehmen aus dem demokratischen Süden der koreanischen Halbinsel angesiedelt. "Es gäbe zu viele Probleme, wenn wir die Internet-Verbindung im Kaesong-Park mit anderen Teilen Nordkoreas verbinden würden", wird der Staatsführer zitiert. Er selbst fragte bei einem Treffen die damalige US-amerikanische Außenministerin Madeleine Albright im Jahr 2000 nach ihrer E-Mail-Adresse.