Web

Vorsichtige Annäherung zwischen Oracle und Microsoft

21.05.2004
Microsoft hat überraschend eine Kooperation mit seinem Erzrivalen Oracle angekündigt. Dessen Datenbank sollen Entwickler künftig einfacher mit Visual Studio nutzen können.

Seltsame Dinge geschehen dieser Tage in der IT-Welt - aus langjährigen Erzfeinden werden zumindest teilweise Brüder: Nachdem Microsoft kürzlich bereits das Kriegsbeil mit Sun Microsystems weitgehend begraben hatte (Computerwoche.de berichtete), hat der Konzern jetzt auch noch eine Softwarekooperation mit Oracle vereinbart.

Entwickler sollen künftig mit Microsofts Werkzeug Visual Studio Programme für Oracles Datenbank schreiben können - ganz offiziell, bisher tun sie das auch schon. Oracle tritt dazu dem VSIP-Programm (Visual Studio Industry Partner) als Premier-Level-Partner bei. Einen Download für die Integration mit "Visual Studio .Net 2003" will Oracle noch in diesem Jahr über seine Website Oracle Technology Network (OTN) bereit stellen. Dieser soll den Zugriff auf Informationen in Oracle-Datenbanken aus Windows-Anwendungen heraus vereinfachen.

Oracle-Chef Larry Ellison erklärte, darüber hinaus diskutierten seine Firma und Microsoft weitere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit, etwa gemeinsame Werbung für den Einsatz der Oracle-Datenbank unter Microsofts Windows-Betriebssystem. Das wäre durchaus bemerkenswert, denn Microsofts eigenen Datenbank "SQL Server" konkurriert zumindest teilweise direkt mit Oracles Produkten. Der Vorschlag für die gemeinsame Werbung sei von Microsoft gekommen, so Ellison, "und das hat mich überrascht". Die Kampagne werde sich auf Oracles Fähigkeiten im Bereich Grid/Cluster fokussieren, den Microsoft bislang noch nicht adäquat bedient.

Aus Sicht von Analysten reflektiert der Schulterschluss - wie schon im Falle Sun - die Forderungen von Firmenkunden nach mehr Interoperabilität zwischen Produkten verschiedener Hersteller. "Dies bedeutet sicher nicht, dass Bill Gates und Larry Ellison sich gegenseitig Blumen schicken", kommentiert Rick Sherlund von Goldman Sachs. "Sie sind einfach pragmatisch. Sie müssen zusammenarbeiten." (tc)