Messenger-Apps vs. SMS

Vom Mobilfunk-Treiber aufs Abstellgleis

01.02.2016
Der Kurznachrichtendienst SMS befeuerte über Jahre den Mobilfunk und war der erste große Datenfresser. Heute lassen kostenlose Messenger-Apps wie Whatsapp die Kurznachricht in der Regel alt aussehen.

Die SMS hat vielen Menschen den Einstieg ins digitale Zeitalter des Mobilfunks erleichtert - und nebenbei der jungen Generation eine neue, von Abkürzungen geprägte Sprache geliefert. Vor mehr als 20 Jahren war es eine schier unglaubliche Vorstellung, mit dem Handy nicht nur telefonieren, sondern auch schreiben zu können. Als der Kurznachrichtendienst Short Message Service (SMS) schließlich an den Start ging, waren die Skeptiker zunächst in der Überzahl. Doch die schnelle Nachricht von unterwegs entwickelte sich - ähnlich wie der digitale Mobilfunk - zu einem Erfolgsmodell.

Die SMS war der erste große Datenfresser des Mobilfunks. Inzwischen werden Textnachrichten in erster Linie über kostenlose Messenger-Apps verschickt.
Die SMS war der erste große Datenfresser des Mobilfunks. Inzwischen werden Textnachrichten in erster Linie über kostenlose Messenger-Apps verschickt.
Foto: Potstock - shutterstock.com

Die goldene SMS-Ära

Nach dem Start der SMS-Angebote in Deutschland im Jahr 1995 wurde die SMS schnell zum Goldesel für die gesamte Mobilfunk-Branche. Vier Jahre später wurden weltweit bereits 3,7 Milliarden Kurznachrichten verschickt. Nach Zahlen des Branchenverbandes VATM wurde 2012 der bisherige Spitzenwert von 59,5 Milliarden SMS erreicht. Inzwischen hatte sich die SMS auch in der Geschäftswelt als wichtiges Kommunikationsmedium etabliert: Banken nutzen den Kurznachrichtendienst unter anderem zum Versenden von TAN-Nummer beim Onlinebanking, Paketdienstleister informieren über Zustelldaten, Autowerkstätten über den Abschluss einer Reparatur und Airlines über die neuesten Flug-Daten.

Doch die SMS ist in die Jahre gekommen. In der Marktanalyse des Telekommunikationsmarktes Deutschland der Dialog Consult aus Duisburg für den Branchenverband VATM kommt der Autor der Studie, Torsten Gerpott, für 2015 nur noch auf ein Viertel des SMS-Volumens von 2012. Zum dritten Mal in Folge ein drastischer Rückgang.

Smartphones & kostenlose Messenger-Apps

Klarer Gewinner auf dem Messenger-Markt ist die kostenlose App Whatsapp, die seit knapp zwei Jahren zu Facebook gehört. WhatsApp wickelt inzwischen 40 Milliarden Nachrichten pro Tag ab und steht kurz davor, die Marke von einer Milliarde Nutzer zu erklimmen. Hinzu kommen zahlreiche andere Anbieter wie Telegram, Viber, Threema oder Line - die der klassischen SMS das Leben schwer machen. "Die SMS bringt den Mobilfunkbetreibern zwar immer noch Geld, aber die Messenger-Dienste nehmen ihnen Jahr für Jahr Erlöse ab", beschreibt der britische Telekommunikationsberater Ovum die Lage. Allein im Jahr 2013 bezifferten seine Berater die Umsatzausfälle weltweit auf ein Volumen von 32 Milliarden Dollar. Das zeigt, wie hart der Niedergang der beliebten Kurznachricht für die Mobilfunkbetreiber ist.

Zu teuer, zu unflexibel und zu wenig Funktionen - monierten Experten einst über die SMS - vor allem angesichts der Möglichkeiten, die das Internet mit Chat-, Nachrichten- und Fotodiensten bereithält. Richtig groß geworden sind die kostenlosen App-Alternativen zur SMS aber erst mit der Verbreitung von Smartphones und den schnellen Mobilfunknetzen, in deren Ausbau die Unternehmen Milliarden investiert haben.

Bitkom über SMS: Totgesagte leben länger

Und dennoch: Das Ende der Fahnenstange ist für die SMS noch lange nicht erreicht - zumindest nach Einschätzung des Branchenverbandes Bitkom. Zwar haben die Messenger-Dienste den Markt für die mobile Kurznachricht grundlegend verändert, nichtsdestotrotz werden sie die SMS mittelfristig nicht vollkommen verdrängen können - ist sich der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, Bernhard Rohleder, sicher. Dazu habe sich der Kurznachrichten-Dienst viel zu tief in den Gewohnheiten seiner Nutzer verankert.

Und die SMS hat gegenüber Whatsapp & Co einen großen Vorteil: Zum Versenden einer Botschaft braucht es kein WLAN, kein LTE, keinen Internetzugang und keinen Empfänger, der den gleichen Dienst installiert hat - sondern nur Empfang. (dpa/fm)