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Vier Tipps für anonymes Surfen im Internet

04.05.2019
Von Thorsten Eggeling und Stephan  Lamprecht

3. Mit Jondo die IP-Adresse verschleiern und anonym surfen

Erst Jondo-Steuerprogramm starten, um die Verschleierung der IP-Adresse zu aktivieren.
Erst Jondo-Steuerprogramm starten, um die Verschleierung der IP-Adresse zu aktivieren.
Foto: IDG

Einen technisch vergleichbaren Ansatz wie das Tor-Netzwerk wählt Jondo, das in Deutschland entwickelt wurde ( https://www.anonym-surfen.de ). Die Datenpakete werden hier über eine Kaskade von Knoten weitergeleitet und auch dabei die IP-Adresse des Empfängers verschlüsselt. Um das Netzwerk gegen das Risiko zu schützen, dass sich Dritte mit zweifelhaften Motiven als Vermittlungsknoten betätigen, setzt Jondo auf zertifizierte Teilnehmer im eigenen Netzwerk.

Jondo können Sie zwar kostenfrei nutzen, müssen dann aber mit einer eingeschränkten Geschwindigkeit leben. Wer Speed braucht, muss kostenpflichtige Premiumpakete erwerben. Das günstigste Flat-Angebot für 8,33 Euro pro Monat ist auf zwei GB Datenvolumen limitiert.

Jondo können Sie auf vielfältige Weise ausprobieren. Die Anbieter haben eine Live-DVD zusammengestellt (siehe den Link "Download -> Live-DVD & mehr…" auf https://www.anonym-surfen.de ) mit ähnlichem Funktionsumfang wie Tails. Nach dem Systemstart können Sie zwischen verschiedenen Firewalls wählen. Für Testzwecke entscheiden Sie sich für "Simple". Danach starten Sie auf dem Desktop zunächst das Programm "JonDo". Wenn Sie ein bezahltes Konto verwenden, können dessen Daten darin hinterlegen. Läuft die Software, starten Sie den "JonDoFox Webbrowser".

Zu Jondo gehört ein angepasstes Profil für den Firefox-Browser.
Zu Jondo gehört ein angepasstes Profil für den Firefox-Browser.
Foto: IDG

Wenn Sie Ubuntu mit dem anonymen Zugang ausrüsten wollen, laden Sie sich von der Seite https://www.anonym-surfen.de/software_linux.html das Anonymisierungsprogramm herunter und installieren es per Doppelklick. Außerdem können Sie sich hier das Browser-Profil herunterladen, das einen installierten Firefox für die Verwendung von Jondo konfiguriert. In diesem Fall starten Sie ebenfalls zunächst das Anonymisierungsprogramm und anschließend die Spezialausgabe des Firefox mit dem Namen "JonDoFox", den Sie per Paket installieren konnten.

4. E-Mail und Chats absichern

Die Verschleierung der IP-Adresse mit der Nutzung eines Services wie Tor oder Jondo verringert das Risiko, als Person identifiziert zu werden. Bei der Kommunikation per E-Mail oder Instant Messengern besteht nach wie vor das Risiko, dass die Botschaften abgefangen werden. Wer sichergehen möchte, dass die per Tastatur eingegebenen Passwörter oder TANs nicht von einem Keylogger ausgelesen werden, nutzt am besten eine Bildschirmtastatur. Tails bietet eine solche Tastatur direkt in seiner Menüleiste an. Außerdem ist in Tails ein Messenger enthalten, der das OTR-Protokoll (Off the record) unterstützt.

Das Verfahren ist so konzipiert, das zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr nachgewiesen werden kann, welche Person welchen Schlüssel verwendet hat. Damit ist der Nachweis, wer etwas geschrieben hat, im Zweifel nicht möglich. Um abgefangene E-Mails vor neugierigen Blicken zu schützen, verschlüsseln Sie diese. Claws-Mail ist ein Programmpaket, das die Absicherung der Nachrichten sehr vereinfacht. Im Hintergrund ist bereits Gnu PG installiert und soweit eingerichtet, dass Sie einem Empfänger über dessen öffentlichen Schlüssel rasch eine verschlüsselte Nachricht senden können. Viele öffentliche Institutionen stellen ihre öffentlichen Schlüssel direkt auf der Homepage zur Verfügung. Messenger und Claws sind bereits in Tails enthalten. Außerdem steht ein kleines Applet zur Verfügung, über das Sie jeden Text in der Zwischenablage verschlüsseln können.

Anonym im Internet?

Die vorgestellten Maßnahmen erhöhen die Sicherheit Ihrer Daten und können Ihre Identität wirkungsvoll verschleiern. Absoluten Schutz kann aber kein Dienst garantieren. Das gilt insbesondere auch für das Abfangen oder Auslesen persönlicher Daten. Tails etwa kann es Ihnen nicht abnehmen, Metainformationen aus Fotos oder Office-Dateien zu entfernen, über die Sie identifizierbar sind. Und auch das Thema unsicherer Zugangsdaten wird durch die Dienste nicht gelöst: Wer ein schwaches Passwort beim Home-Banking oder bei Paypal verwendet, muss natürlich trotzdem damit rechnen, dass sein Zugang geknackt wird. (PC-Welt)