Verwaltungssysteme kompensieren Manpower Netz-Manager beackern ein von der DV-Historie gepraegtes Feld

12.11.1993

MUENCHEN (pg) - Netzadministratoren sind Allrounder. Dies belegt jedenfalls die Netz-Manager-Umfrage der COMPUTERWOCHE, die nicht nur das breite Spektrum an Aufgabengebieten dokumentiert, sondern insbesondere die integrative Funktion dieser Berufsgruppe in Unternehmen beweist. Vom Mainframe ueber die mittlere Datentechnik bis hin zu Client-Server-Umgebungen tanzen die Netzwerker naemlich auf allen DV-Hochzeiten und verbinden diese Welten.

Etwas ueberraschend ist sie schon, die hohe Uebereinstimmung der Netz-Manager, gemessen an der Breite des Betaetigungsfeldes, das sie beackern. Einmal von der Beratung der Software-Entwickler abgesehen, die mit immerhin noch 40 Prozent am Ende der Skala rangiert (vgl. die Tabelle), fuehlten sich mindestens drei Viertel aller Befragten fuer Aufgaben verantwortlich, die von der Steuerung und Koordination des Netzbetriebes ueber die Auswahl, Pflege und Anpassung von Hard- und Software sowie von Verfahren, Routinen und Standards bis hin zur Beratung von Anwendern plus Verkabelung und Anbindung von Peripheriegeraeten reichen.

Angesichts des DV-Szenarios in den meisten Unternehmen erklaeren sich Bandbreite des Einsatzgebietes sowie die notwendige Existenz dieses noch jungen Berufes jedoch von selbst. Die Mehrfachnennungen dokumentieren naemlich eindeutig, dass die meisten der 327 ausgewerteten Unternehmen eine gemischte DV-Infrastruktur besitzen, die vom Host bis zum Desktop reicht.

Allein 181 Companies nutzen nach wie vor einen oder mehrere Mainframes, 208 Firmen Systeme der mittleren Datentechnik, und 192 betreiben Workstations. Natuerlich haben nahezu alle Unternehmen Arbeitsplatzrechner im Einsatz. Die Hardwareplattformen der an der Umfrage beteiligten Firmen beruhen im Host-Bereich ueberwiegend auf IBM, Comparex, Hitachi, Bull und Siemens-Nixdorf, im MDT- Sektor auf DEC, HP, IBM und Siemens-Nixdorf sowie bei den Workstations auf Compaq, DEC, HP, IBM, Siemens-Nixdorf und Sun. Im MDT-Bereich haben immerhin 22 Prozent aller interviewten Unternehmen eine AS/400 in Betrieb.

Die Fuelle der installierten Hardware bedingt natuerlich eine breite Palette an Betriebssystemen, die sich von MVS, VSE, VMS, BS2000 ueber Unix, OS/400, MTOS bis hin zu DOS, OS/2 und Windows erstreckt, wobei DOS mit 306 Nennungen absoluter Spitzenreiter vor Unix mit 186 Anwendern ist. In der Hierarchie der Netzprotokolle liegt dagegen das aus der Unix-Ecke kommende TCP/ IP mit 186 Nennungen noch vor dem Novell-spezifischen Protokoll IPX/SPX, das natuerlich aufgrund der hohen installierten Basis von Netware sehr verbreitet ist. Stark vertreten sind zudem X.25, Decnet und SNA.

Die historisch gewachsenen DV-Landschaften, an denen sich die Netzadministratoren mehr oder weniger zu orientieren haben, spiegeln sich auch im Wirrwarr der Zuordnung dieser Berufsgruppe im Unternehmen wider. Im Fall der CW-Studie waren 37 Prozent dem DV/Org.-Bereich, 19 Prozent dem Rechenzentrum, elf Prozent der Systemprogrammierung und fuenf Prozent der Anwendungsentwicklung zugeordnet (vgl. die Grafik), wobei die beiden letztgenannten Bereiche eine Klientel kennzeichnen duerften, die zu einem grossen Teil aus ihrem urspruenglichen Aufgabengebiet in das NetzManangement hineinwaechst, vorwiegend in kleineren und mittleren Unternehmen. Die hohe Restquote von 28 Prozent untersteht der Geschaeftsfuehrung oder sonstigen, anders definierten Abteilungen

Ihre Netzwerk-Betriebssysteme bringen die Netzadministratoren unabhaengig von der Zahl der angeschlossenen Clients nach Auswertung der Studie zu 64 Prozent mit Netware, zu 25 Prozent mit dem LAN Manager und LAN Server sowie zu jeweils rund fuenf Prozent mit Vines oder Pathworks zum Laufen. Der Rest entfaellt auf andere Systeme.

Von den Netz-Manager in den 327 Unternehmen nutzen rund 60 Prozent einen bis fuenf Server, 13 Prozent sechs bis zehn, jeweils gut sechs Prozent haben elf bis 15 sowie 16 bis 30 Server im Einsatz und noch knapp vier Prozent fahren 30 und mehr Server.

Entsprechend den Servern schluesselt sich im Verhaeltnis auch die Zahl der zu verwaltenden Clients auf. Rund 17 Prozent der Befragten haben bis zu 20 Rechner an einem Server haengen, knapp 24 Prozent 21 bis 50 Clients, 15 Prozent 51 bis 100 Desktops, 14 Prozent 101 bis 200 Arbeitsstationen sowie 22 Prozent ueber 200 Clients. Acht Prozent machten keine Angaben. Immerhin gaben 20 Unternehmen Netze mit mehr als 1000 Clients an.

Eine pauschale Schaetzung, wie viele Personen in der Regel ein Netz betreuen, ist dagegen kaum moeglich. Wahrscheinlich ist nur, dass in kleineren und mittleren Unternehmen die Netzverwaltung oft eine One-man-Show ist. Mit steigender Unternehmens- und Netzgroesse waechst natuerlich auch die Zahl der Netzbetreuer, aber nicht proportional, da in umfangreichen Netzwerken Manpower teilweise durch den Einsatz von Netz-Management-Systemen kompensiert werden duerfte und die Organisation in der Regel straffer ist.

Die Faustregel, je groesser die Netzinstallation, desto mehr Netz- Management-Systeme, wurde durch die Studie jedenfalls belegt. Allerdings verzichten bislang auch gut 60 Prozent der Unternehmen auf Hilfestellungen dieser Art.